Zoll-Deal mit Trump: Wird „deutsche Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten“
Das Zoll-Abkommen zwischen den USA und der EU zeigt: Besser ist nicht gleich gut. Die Automobilindustrie muss mit Verlusten rechnen. Auch in Deutschland.
Brüssel/Washington D.C. – 15 statt 27,5 Prozent als Zollsatz. Eine Lockerung des Halsbands, das der deutschen Autoindustrie die vergangen Monate die Kehle zugeschnürt hatte, wenn es um Exporte in die USA ging. Der Deal, den US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vereinbart haben, steht dennoch in der Kritik. Denn die übrigen 15 Prozent auf Exporte werden die deutsche Automobilindustrie Milliarden kosten, sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) – während US-amerikanische Hersteller ihre Fahrzeuge zollfrei in die EU exportieren können.
Die deutsche Automobilindustrie bekam Trumps Zollchaos in den vergangenen Monaten zu spüren
Die VDA-Chefin ist erst einmal froh über eine Entwicklung „Es ist grundsätzlich gut, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump eine Rahmenvereinbarung verkünden und damit eine weitere Eskalation des Handelsstreits abwenden konnten“, sagt sie in einer ersten Mitteilung des VDA. Entscheidend werde nun sein, wie die Vereinbarung konkret ausgestaltet werde. „Und wie verlässlich sie ist.“
Klar sei aber auch: „Der Zollsatz der USA in Höhe von 15 Prozent auch für automobile Produkte wird die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten und belastet sie inmitten der Transformation.“ In der vergangenen Woche hatten Audi, Volkswagen und Porsche Zahlen vom zweiten Quartal vorgelegt. Die Absatzzahlen in den USA gingen bei VW etwa um 16 Prozent zurück.
Worauf es nach dem Deal zwischen Trump jetzt ankommt: Zollabkommen mit Kanada und Mexiko
Von großer Bedeutung sei es Müller zufolge, dass die durch den Zollstreit „verzerrten und eingeschränkten“ automobilen Lieferketten wieder funktionieren. „Umso mehr braucht es daher unter anderem auch eine Lösung für das zuvor vernetzte Nordamerika – also USA, Mexiko und Kanada – im Rahmen des USMCA-Abkommens. Das ist insbesondere für die Zuliefererindustrie von höchster Bedeutung.“
Das USMCA-Abkommen ist das Freihandelsabkommen zwischen USA, Mexiko und Kanada. Donald Trump hatte es selbst in seiner ersten Amtszeit mit umgesetzt, jedoch mit seiner Zoll-Offensive Anfang dieses Jahres teilweise untergraben, da er Kanada und Mexiko nicht ausklammerte. Produkte der Automobilindustrie gehen aufgrund internationalen Arbeitsteilung über mehrere Grenzen, bevor sie in einem Fahrzeug verbaut werden. Für deutsche Automobilmarken, die in Nordamerika Produktionsstätten haben, stellen auch die kanadischen und mexikanischen Zölle eine Belastung dar.
Von der Leyen hat mit dem neuen Zollabkommen versprochen, dass europäische Unternehmen verstärkt in den US-Markt investieren werden. Einzelheiten, wie eine Zusage, dass etwa das USMCA-Abkommen dafür wieder in Kraft tritt, wurden zumindest bisher nicht geklärt. Details, die für die Unternehmen immens wichtig sind. Die EU müsse nun umso dringender die Rahmenbedingungen in Europa für Investoren wie Unternehmen international wettbewerbsfähig ausgestalten, „um als Investitionsstandort wieder interessanter und relevanter zu werden“, fordert VDA-Präsidentin Müller.