Nazi-Gegröle in Festzelt: Veröffentlicher des Videos berichtet von „Versuch, mich zum Schweigen zu bringen“
Ein Techniker veröffentlichte vor wenigen Wochen ein Video von rassistischen Gesängen auf der Kerb in Burgholzhausen. Nun hat der Kerbeverein offenbar eine Unterlassungserklärung gegen ihn eingereicht.
Frankfurt – Vor wenigen Wochen sorgte ein Video von der Kerb in Burgholzhausen im hessischen Hochtaunuskreis für bundesweite Schlagzeilen. Darin war zu sehen, wie Partygäste die inzwischen bekannte „Ausländer raus“-Parole auf den 2000er-Hit „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino grölen. Veröffentlicht hatte die Aufnahmen Patrick Reitz, der auf der Kerb im Friedrichsdorfer Stadtteil als Techniker gearbeitet hatte, auf der Plattform X. Er kritisierte die rechtsextremen Gesänge scharf. Der Staatsschutz ermittelte nach der Zeltparty.
Der Kerbeverein entschuldigte sich später in einem Statement in den sozialen Netzwerken, sprach davon, dass man den Vorfall intern aufarbeiten wolle. „Unsere Werte sind demokratisch und damit fest auf dem Boden des Grundgesetzes verankert“, so der Verein. Als Veranstalter übernehme man die Verantwortung und verurteile die „ausländerfeindlichen und rassistischen Parolen“ zutiefst.
Unterlassungserklärung nach Rassismus-Vorfall in Burgholzhausen
Hinter der Reue und angekündigten Aufarbeitung des Burgholzhausener Kerbevereins steht nun allerdings ein Fragezeichen. Denn der Verein hat gegen den Techniker offenbar eine Unterlassungserklärung eingereicht. Reitz postete einen Auszug des anwaltlichen Schreibens auf X. „Der Kerbverein versucht nun, mich mit einer Unterlassungserklärung und hohen Geldforderungen zum Schweigen zu bringen. Sollte ich unterschreiben, könnte er öffentlich behaupten, ich hätte gelogen – ein klarer Versuch, Kritik an rechter Hetze zu unterdrücken“, schrieb Reitz dazu auf X. Er selbst werde ebenfalls von einer Anwaltskanzlei unterstützt und bittet auf der Social-Media-Plattform nun um Spenden für die „immensen Kosten des Rechtsstreits“. Jeder Überschuss werde am Ende transparent an Organisationen gegen rechte Hetze gespendet, so Reitz weiter.
Unabhängig auf ihre Echtheit überprüfen lässt sich die Unterlassungserklärung zunächst nicht. Der Kerbeverein sowie dessen Kanzlei standen am Samstagmorgen (9. November) bislang nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.
Vor November 2023 keine rechten Vorfälle in Hessen mit „L’amour toujours“
Der Vorfall in Friedrichsdorf war nur eine von vielen rassistischen Entgleisungen in Hessen in den vergangenen Monaten. Im Sommer ermittelte das hessische Landeskriminalamt (LKA) in insgesamt zwölf Fällen ähnlicher Art. Traurige Prominenz erlangte besonders das Video von der Ferieninsel Sylt. Deutschlandweit war die Empörung über die rassistischen Gesänge damals groß, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete das Verhalten als „eklig“.

Seit dem Bekanntwerden des Sylt-Videos am 23. Mai hat die Schlagzahl an „L’amour toujours“-Vorfällen in Hessen noch einmal zugenommen. Geografisch sind bei den laufenden Ermittlungsverfahren Veranstaltungen in ganz Hessen vertreten.
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