Peta fassungslos: In Bayern werden Schweine für Kirchenorgel geschlachtet – und verlost
Die Pfarrgemeinde Aufkirchen will eine Barockorgel sanieren. Die Kosten sind hoch – finanziert werden soll das Vorhaben auch durch die Schlachtung dreier Schweine.
Aufkirchen – Makaber, pragmatisch, kreativ: Das Vorhaben der Pfarrgemeinde dürfte ganz unterschiedlich bewertet werden. Wie ein TV-Beitrag von „FrankenFernsehen“ zeigt, hat die Pfarrgemeinde Aufkirchen den Plan, im November drei Schweine zu schlachten und diese teilweise zu verlosen. Der Erlös soll in die geplante Sanierung der Barockorgel fließen. Für die Tierschutzorganisation Peta der „Speziesismus des Monats“.

Drei geschlachtete Schweine sollen Barockorgel mitfinanzieren – Peta übt deutliche Kritik
Seit Mai leben die Mastschweine Frederick, Tinkia und Lina im Aufkirchener Pfarrgarten, berichtet der TV-Beitrag. Im November sollen sie dann geschlachtet werden. Bis dahin plant die Gemeinde im Landkreis Ansbach, rund 3000 Lose zu verkaufen. Mit diesen können die Teilnehmer dann beim Pfarrfest im November Preise gewinnen. Die Schweine werden verteilt auf den kleinsten Preis – „ein paar Knochen“ – bis hin zum ersten Preis – „eine ganze geschlachtete Sau“ berichtet Christian Dellert, Pfarrer der Gemeinde.
Für Peta ein Unding. Die Tierschutzorganisation verlieh der Pfarrgemeinde den Negativpreis „Speziesismus des Monats“. Julia Weibel, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei Peta, kommentiert in der Pressemitteilung: „Es ist makaber, Tieren erst sogar Namen zu geben, nur um dann ihre Leichenteile als Preise wie auf einem Jahrmarkt zu verlosen.“
Für ein Musikinstrument sterben zu müssen, ist nicht nur grausam, sondern widerspricht auch jeder Vorstellung von Barmherzigkeit. Alternativen wie Spendenläufe oder Crowdfunding lägen nahe – und wären auch mit christlichen Werten vereinbar.
Speziesismus – was wirft Peta der Pfarrgemeinde vor?
Speziesismus bezeichnet die moralische Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Speziesismus basiert auf der Annahme, dass die Zugehörigkeit zur menschlichen Spezies allein ausreicht, um einem Individuum einen höheren moralischen Status zuzuschreiben als Mitgliedern anderer Arten.
Kritiker argumentieren, dass diese Haltung zu ungerechtfertigter Ausbeutung und Misshandlung von Tieren führt, ähnlich wie Rassismus oder Sexismus zur Diskriminierung bestimmter Menschengruppen führen. In der Praxis manifestiert sich Speziesismus in verschiedenen Bereichen wie Massentierhaltung, Tierversuchen oder der Zerstörung natürlicher Lebensräume.
Quellen: Speziesismus - Lexikon der Nachhaltigkeit, Speziesismus - Animal Rights Watch
Tiere hätten „kein Interesse daran, für eine Orgel zu sterben“ – Peta kritisiert Pfarrgemeinde
Hintergrund ist, dass bei einer vorangegangenen Restauration die Barockorgel der St. Johannis Kirche verschlimmbessert wurde – und der Klang seitdem nicht mehr derselbe ist. Mit der geplanten Sanierung will man den originalen Bau und Klang aus dem Jahr 1663 wiederherstellen.
Peta erkennt derweil sogar an, dass „die im Pfarrgarten gehaltenen Schweine im Vergleich zu den über 90 Prozent der in Deutschland für die Mast gehaltenen und für ihr Fleisch getöteten Tieren einige ihrer arteigenen Verhaltensweisen ausleben könnten“. Aber: „Nichtsdestotrotz hätten die Tiere selbstverständlich kein Interesse daran, für die Finanzierung einer Kirchenorgel ihr Leben zu verlieren.“
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Schreiben „Abschlägig beantwortet“: Pfarrgemeinde hält an Vorhaben fest – Gemeinde freut sich
Man habe sich in einem Schreiben an die Pfarrgemeinde gewandt und darum gebeten, von dem Vorhaben abzusehen – doch dieses wurde „abschlägig beantwortet“.
Dem TV-Beitrag von „FrankenFernsehen“ zufolge ist die Gemeinde begeistert von der „ungewöhnlichen Aktion“. Die Kinder würden regelmäßig zu Besuch kommen, um die Schweine zu sehen. „Für die Kids ist das cool“, kommentiert der Pfarrer. Sie würden lernen, wo die Wurst herkomme und was das eigentlich bedeute. So lässt sich zumindest ein möglicher Lerneffekt über die Konsequenzen von Fleischkonsum nicht abstreiten. (fhz)