Solarfelder, Wärmepumpen und vielleicht noch Windkraft: Wie Herzogsägmühle die Energiewende schaffen will

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Ein Mix unterschiedlicher Energiequellen soll die Wärmeversorgung in Herzogsägmühle künftig sicherstellen. © Herzogsägmühle

Die Pläne für ein großes Hackschnitzelheizkraftwerk in Herzogsägmühle sind endgültig vom Tisch. Stattdessen soll ein Mix aus unterschiedlichen Energiequellen die künftige klimaneutrale Wärmeversorgung des Diakoniedorfs sicherstellen.

Peiting/Herzogsägmühle – Fast genau ein Jahr ist es her, dass der Peitinger Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren für ein „Sondergebiet Wärmeversorgung Herzogsägmühle“ nahe der Herberge in die Wege geleitet hat. Auf dem Gelände in Unterobland, so lautete damals der Plan, sollte ein großes Hackschnitzelheizkraftwerk entstehen, um das Diakoniedorf in Zukunft umweltfreundlich mit Wärme zu versorgen. Doch schon in den folgenden Monaten deutete sich an, dass die Abkehr vom Gas, mit dem in Herzogsägmühle bislang die Blockheizkraftwerke für das vorhandene Nahwärmenetz betrieben werden, möglicherweise auf andere Weise erfolgen würde. Eine Machbarkeitsstudie rückte als Alternative die Nutzung von Wärmepumpen in den Fokus (wir berichteten).

Das Ergebnis führte dazu, dass man im Diakoniedorf noch einmal neu über das Energiekonzept nachdachte. Auch, weil die Hackschnitzelanlage einige Nachteile mit sich brachte, wie Andreas Kurz, Geschäftsführer der Diakonie Herzogsägmühle, und Planer Stefan Hofer am Dienstag in der Gemeinderatssitzung erklärten. Das begann bei der Frage, ob man überhaupt die große Menge von 10 000 Festmetern an Holz pro Jahr auf nachhaltige Weise würde beschaffen können und reichte bis zu „technischen Schwierigkeiten“, die sich im Rahmen der „aufwendigen Untersuchungen“ gezeigt hätten, so Hofer.

Vom Solarfeld bis zum Flächenkollektor

Anschließend skizzierte Kurz, wie die nun favorisierte Lösung aussehen soll. Wo ursprünglich die Lagerung von Holz angedacht war, ist nun der Bau eines Solarfelds mit einer Leistung von sechs Megawatt vorgesehen, um Strom für die geplanten Luft- und Grundwasserwärmepumpen zu erzeugen. Dafür wurden auch zusätzliche Flächen einbezogen, weshalb der Geltungsbereich des Bebauungsplans von 7,6 auf 9,2 Hektar vergrößert werden soll. Durch den Einbau von Erdwärme-Flächenkollektoren im Boden des Solarfelds soll das Areal zudem quasi doppelt zur Energiegewinnung genutzt werden. Ebenso will man die Abwärme aus der benachbarten Kläranlage verwenden. „Durch die Kombination verschiedener Wärmequellen bekommen wir ein stabiles Konzept, für die Größenordnung, die wir brauchen“, sagte Kurz. Immerhin 1000 Bürger gilt es, über 144 Abnahmestellen im Diakoniedorf zu versorgen – ein Vorhaben, das in dieser Form nicht nur in der Region einzigartig sein dürfte. Zum Vergleich verwies Kurz auf das schwäbische Mertingen, wo man gerade eine Großwärmepumpe für 60 Haushalte in Betrieb genommen hat.

In Oberobland soll in den nächsten Jahren eine große Agri-PV-Anlage entstehen. Auch am Thema Windkraft will man in Herzogsägmühle dranbleiben.
In Oberobland soll in den nächsten Jahren eine große Agri-PV-Anlage entstehen. Auch am Thema Windkraft will man in Herzogsägmühle dranbleiben. © Herzogsägmühle

Doch damit nicht genug: In einem nächsten Schritt wolle man weitere Flächen für die Energienutzung erschließen, blickte der Geschäftsführer voraus. In Oberobland plane man bis 2026 den Bau einer Agri-PV-Anlage mit 24 Megawatt Leistung, die sich gut mit der Rinderhaltung kombinieren lasse. Auch zwei Windkraftanlagen könnten dort in einem weiteren Schritt entstehen. „Der Flugplatz in Altenstadt und das Wetterradar auf dem Hohen Peißenberg sind im Moment ein Problem, aber wir wissen nicht, was in acht Jahren ist.“ Auch der Bau von Pufferspeichern ist laut Kurz geplant – in welcher Art stehe noch nicht fest. Geprüft wurde auch die Möglichkeit einer Biogasanlage, sagte der Geschäftsführer auf Nachfrage. „Dafür haben wir nicht genügend Material.“

Gemeinderat sieht Projekt positiv

Im Gemeinderat gab es von allen Seiten viel Lob für das neue Konzept. Vor allem Grüne und ÖDP zeigten sich erfreut darüber, dass das von ihnen kritisch gesehene Hackschnitzelheizkraftwerk nun vom Tisch ist (wir berichteten). Nicht nur Christian Lory (Unabhängige) gefiel, dass Agriv-PV-Anlagen zum Einsatz kommen sollten. Doch da musste Kurz einbremsen. In Unterobland sei eine normale Freiflächenanlage geplant, korrigierte er das Missverständnis, was ihm von Norbert Merk (CSU) den Vorwurf der „Rosstäuscherei“ einbrachte und ungehaltene Worte von Bürgermeister Peter Ostenrieder. „Wir müssen schon wissen, woran wir sind.“ Thomas Elste (Grüne) sah in der Art der Anlage dagegen nicht nur wegen der angedachten Biotopfläche kein Problem. Es gehe hier ja um keinen Investor, sondern um die Stromproduktion für den Ort, gab er zu bedenken. Der Einblick auf die Fläche sei zudem gering. Das müsse man anders betrachten, pflichtete auch Marion Gillinger (ÖDP) bei. „Das Gesamtkonzept ist durchdacht.“

Das sah am Ende auch die große Mehrheit des Gremiums so, das grünes Licht für die nötigen Änderungen des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans gab.

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