„Rock im Park“-Finale mit den Ärzten: Urkomisch und bierernst
Die Ärzte spielen zum Finale am Sonntag bei Rock im Park. So witzig die drei Berliner sind, so ernst ist ihre Botschaft ans Publikum. Unsere Kritik:
Das verdammte Riesenrad: Es ist Farin Urlaubs Nemesis. Das bunt beleuchtete Fahrgeschäft am anderen Ende der Utopia Stage regt den Sänger und Gitarristen der Ärzte derart auf, dass er es in fast jedes Lied hineindichtet. „Zu spät“, „Junge“, „Westerland“: Überall findet das Riesenrad seinen Platz. Es zieht sich durch den letzten Abend von Rock im Park in Nürnberg, den die Dropkick Murphys und Queens of the Stone Age eingeleitet haben. Genauso wie der Unmut der „Besten Band der Welt“ über das Abschneiden der Rechtspopulisten bei der Europawahl - vor allem über das Abschneiden der AfD. Was das Publikum mit Sprechchören quittiert.
Die Ärzte aus Berlin sind eine Band, bei der der Spaß niemals zu kurz kommt. Und sie sind eine Band, die sich immer klar positioniert. So wechseln sich am Sonntagabend (9. Juni 2024) auf dem ehemaligen NS-Parteitagsgelände urkomische Momente mit sehr ernsten ab. Es wird geblödelt, es wird geschäkert. Und dann wird es sogar romantisch: Als Bassist Rodrigo Gonzalez „1/2 Lovesong“ anstimmt, zollt Bela B. all jenen Respekt, die statt einer Handytaschenlampe ein Feuerzeug in die Luft halten.
Rock im Park: Bei den Ärzten geht der Punk ab
Dazwischen geht auf dem Zeppelinfeld erwartungsgemäß der Punk ab. Farin fordert eine sehr langsame Laola, die seinem „Greisen-Schritt“ folgt. Bela verschenkt so viele Drumsticks, dass man geneigt ist sich zu fragen, womit der Gute noch trommelt. Überall bilden sich Moshpits, zu „Friedenspanzer“ und „Unrockbar“ rollt der Pogo durch die Reihen. Mehrmals müssen die Ärzte kurz unterbrechen, weil Konzertbesucher echte medizinische Hilfe brauchen. „Toll, dass Ihr so gut aufeinander achtet“, lobt Farin, der ein wachsames Auge auf die Menschen im ersten Wellenbrecher hat. „Der Graf“ bekommt per Zufall von der Mandora Stage Feuerwerk spendiert, das passend zum Songtext den Nürnberger Nachthimmel kurz erhellt.
Ganz zum Schluss, die zweite Zugabe ist gespielt, fassen sich die drei an den Händen und verbeugen sich. Es mag Bands geben, die nach vielen gemeinsamen Jahren ihren Charme, ihr Feuer verloren haben. Die Ärzte werden einfach nur immer besser. Und am Ende macht auch Farin seinen Frieden mit dem verdammten Riesenrad.
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