Über Investitionen und Versäumnisse - Rheinmetall-Chef Papperger: „Sind auf konventionellen Krieg nicht vorbereitet“

US-Geheimdienste haben Anfang des Jahres  Pläne der russischen Regierung zur Ermordung von Rheinmetall-Chef Armin Papperger aufgedeckt. Das berichtete der US-Sender CNN am Donnerstag. Demnach wurde daraufhin die deutsche Seite informiert, woraufhin Papperger geschützt worden sei.

Am Donnerstagnachmittag hat die „ Frankfurter Allgemeine Zeitung “ ein Interview mit dem Rheinmetall-CEO veröffentlicht, das aber nicht die russischen Anschlagspläne thematisiert. Papperger äußerte sich derweil über die Investitionen von Rheinmetall und zur Kriegssituation in der Ukraine. So komme Rheinmetall im Jahr 2026 bei Artilleriegranaten auf eine Produktion von 1,1 Millionen Schuss. „Niemand in der westlichen Welt hat eine größere Kapazität.“ Noch vor dem Krieg seien es 70.000 Schuss gewesen. Die Investitionen seien notwendig und „wir machen das deshalb, weil die Bundeswehr sagt: Wir müssen wehrfähig sein.“

Der Bedarf der Ukraine liege in Kriegszeiten bei 2,4 Millionen Schuss im Jahr, so Papperger weiter. „Aber nicht nur wir stellen Munition her, auch die USA und der Rest Europas produzieren weiter. Im Augenblick dürfte die Menge ausreichend sein. Aber wir werden immer noch 10 bis 15 Jahre brauchen, um die Lager der Bundeswehr und unserer Partner zu füllen“, so Papperger im Gespräch mit der „FAZ“.

Papperger spricht über Versäumnisse in der Verteidigung: „Das hat der Staat 25 Jahre lang nicht gemacht“

Die Folgen des Ukraine-Kriegs haben dem Rüstungskonzern den größten Auftrag seiner Firmengeschichte eingebracht. Von der Bundeswehr erhielt Rheinmetall einen Rahmenvertrag für Artilleriemunition im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro. Papperger gibt zu, etwas überrascht vom rasanten Wachstum des Unternehmens zu sein: „Auch ich habe nicht erwartet, dass unser Unternehmen in dieser Größe wächst. Aber wir gehen davon aus, dass das Wachstum weiter über 20 Prozent liegen wird. Das bedeutet angesichts unserer Größe von 10 Milliarden Euro Umsatz in diesem Jahr, dass wir jährlich um 2 Milliarden Euro wachsen. Vor zehn Jahren war das im Defence-Bereich unser Gesamtumsatz. Aber das ist nur machbar, weil wir früh investiert haben.“

Seit über zwei Jahren wütet nun bereits der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Der Abnutzungskrieg schadet den Russen auch. Aber dauern kann er noch ewig, Russland hat seine Industrie komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt“, meint Papperger. Würde Rheinmetall auf Überkapazitäten sitzen bleiben, falls der Krieg früher enden sollte als gedacht? Papperger: „Die nächsten Jahre wird das nicht der Fall sein. Es dauert ja lange, bis die Lager gefüllt sind. Und wenn ein Konflikt entsteht, müssen wir die Kapazität haben, die Produktion schnell hochfahren zu können. So etwas gab es früher auch schon bei Panzermunition, da gab es die Möglichkeit bis zu 240.000 Schuss im Jahr herzustellen, manchmal haben wir aber nur 40.000 Schuss produziert. So wird der Einzelschuss etwas teurer.“

Im „FAZ“-Interview spricht Papperger auch über deutsche Versäumnisse in der Verteidigung: „Ein Staat muss langfristig denken. Das hat der Staat 25 Jahre lang nicht gemacht. Man hat gedacht, dass die nukleare Abschirmung ausreichend ist. Das ist sie eben nicht. Wir sind auf einen konventionellen Krieg nicht vorbereitet. Aber den sehen wir gerade.“