Ausgleich für Putins Verluste: Nordkorea schickt wohl Soldaten an Ukraine-Front
Ausgleich für Verluste: Tausende Soldaten aus Nordkorea sollen in Russland für die Ukraine-Front trainieren. Ein Ende vom Krieg rückt damit wohl in weite Ferne.
Moskau – Mit falscher Identität und falschen Uniformen: Die mögliche Entsendung von zehntausenden Soldaten aus Nordkorea an die Ukraine-Front lässt international die Angst vor einer weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg steigen. Nachdem sich zuletzt die Hinweise auf eine Militärkooperation mit Russland verdichtet hatten, warnte die ukrainische Regierung das Regime von Wladimir Putin vor dem Einsatz der Söldner in dessen Angriffskrieg.
Dies sei dann der „erste Schritt zum Weltkrieg“, zitierte der Nachrichtensender n-tv den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einer ersten Reaktion. Auch die deutsche Bundesregierung zeigt sich zunehmend besorgt angesichts der jüngsten Entwicklungen. Doch was ist dran an den Gerüchten?
Soldaten statt Raketen: Russland holt Soldaten aus Nordkorea an Ukraine-Front – Video aufgetaucht
Am Wochenende tauchte ein Video auf. Es soll beweisen, dass Soldaten aus Nordkorea bereits aktuell in Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg ausgebildet werden. Wie Newsweek berichtete, zeigt das Bildmaterial die Söldner auf dem Truppenübungsplatz Sergejewski in der fernöstlichen Region Primorje beim Empfang der nötigen Ausrüstung. Bereits zuvor hatte es viele Warnungen diverser Geheimdienste gegeben, dass Nordkorea mittlerweile nicht nur Raketen und Granaten für Putins Truppen schicken könnte, sondern auch ein großes Heer an Söldnern – zum Ausgleich für die horrenden Verluste an der Ukraine-Front.

Söldner aus Nordkorea: Baerbock zeigt sich über aktuelle Lage im Ukraine-Krieg besorgt
Unabhängig überprüfen ließ sich die Echtheit des Videos zunächst nicht. Doch nicht nur bei der ukrainischen Regierung wächst die Sorge vor einer neuen Eskalation. Auch die deutsche Bundesregierung nimmt die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg äußerst ernst. „Wir beobachten seit geraumer Zeit eine immer engere militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea, etwa in Form von Waffenlieferungen. Dies ist höchst besorgniserregend“, sagte ein Sprecher von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu: „Wir fordern Nordkorea mit Nachdruck auf, jegliche Unterstützung für Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen.“
Per Schiff nach Wladiwostok und dann nach Kursk – so schmuggelt Nordkorea die Soldaten
Geheimdienstberichte aus Südkorea und der Ukraine prangern seit Wochen an, dass Nordkorea Russland nicht nur mit Raketen, sondern auch mit Soldaten unterstützt. Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sollen insgesamt 12.000 Soldaten nach Russland entsandt werden. Die Verlegung soll dabei per Schiff erfolgen. Erst am Freitag hatte der südkoreanische Geheimdienst NIS mitgeteilt, dass Pjöngjang zwischen dem 8. und 13. Oktober 1.500 Soldaten aus Chongjin, Hamhung und Musudan in Nordkorea nach Wladiwostok geschickt habe und dass eine zweite Gruppe in Kürze folgen werde. Aus der russischen Hafenstadt sollen die Söldner dann angeblich in Richtung Kursk gebracht werden. Die russische Region war vor wenigen Monaten von ukrainischen Truppen erobert worden.
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Bei der Nato zeigte man sich aber noch zurückhaltend. Generalsekretär Mark Rutte wies darauf hin, dass es bisher keine Beweise für eine Präsenz nordkoreanischer Soldaten in Russland gebe. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin äußerte sich ähnlich. Zwar gab es zuletzt Berichte, wonach angeblich an der Kursk-Front mehrere Nordkorea-Soldaten desertiert sein sollen, doch auch diese Information ließ sich bislang nicht verifizieren.
Nordkoreaner an Ukraine-Front: Russland muss Verluste im Angriffskrieg ausgleichen
Nach neuesten Informationen aus Südkorea verfügt Nordkorea über 1,28 Millionen aktive Soldaten und hat die Entwicklung von ballistischen Raketen und eines Atomwaffenarsenals vorangetrieben. Der Vorteil für Putins Truppen: Nordkorea und Russland verbindet eine jahrzehntealte Kooperation. Die Nordkoreaner sind durchweg auf alten sowjetischen Waffensystemen geschult und könnten relativ schnell für den Einsatz an der Ukraine-Front vorbereitet werden.
Für Russland ist das auch wichtig. Zwar konnten die Streitkräfte zuletzt einige Geländegewinne verzeichnen. Doch sie bezahlten die Eroberungen von Dörfern und Regionen mit hohen Verlusten. Schätzungen zufolge verlor Moskau in seinem Angriffskrieg seit Kriegsbeginn rund 678.520 Soldaten auf den Schlachtfeldern. Die USA warnten Nordkoreas Machthaber bereits, dass die Söldner ebenfalls Kanonenfutter werden könnten.
Nachschub an Nordkorea-Soldaten lässt Hoffnung auf Ende vom Ukraine-Krieg schwinden.
Der Nachschub an nordkoreanischen Söldnern als Ausgleich für die hohen Verluste ist aus russischer Sicht deshalb äußerst dringend. Die Einmischung von Soldaten aus einem Drittstaat wäre aber ein absolutes Novum im Ukraine-Krieg. Vor diesem Hintergrund warnte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha am Samstag in Kiew, dass die Entsendung der Soldaten eine erhebliche Eskalation des Konflikts bedeuten. Zwar hatte Präsident Selenskyj in den vergangenen Wochen seinen Siegesplan vorgestellt und damit auch durchaus Spekulationen auf ein baldiges Ende vom Ukraine-Krieg geweckt. Doch sollten sich die Berichte über eine Einmischung aus Nordkorea bestätigen, könnte die aufkeimende Hoffnung sofort wieder zunichtegemacht sein. (jkf)