Der Goldschakal auf dem Vormarsch: Neuer Bewohner in Deutschlands Wäldern

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Goldschakale stammen ursprünglich aus dem Südosten Europas, mittlerweile breiten sie sich aber auch in Deutschland aus. (Symbolfoto) © Hans Peter Eckstein/IMAGO

Ein neuer Bewohner zieht in Deutschlands Wälder ein: der Goldschakal. Seine Ausbreitung könnte das heimische Ökosystem verändern, doch genaue Auswirkungen sind noch unklar.

Freiburg/Fulda - Er ist kleiner als ein Wolf und größer als ein Fuchs: Obwohl der Goldschakal vielen Menschen noch unbekannt ist, ist er laut einem Wildtierexperten aus Freiburg auf dem Weg zur Ausbreitung. Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg betont: „Wir müssen uns auf eine weitere Ausbreitung in Deutschland einstellen“.

Der Goldschakal breitet sich in Deutschlands Wäldern aus

In den vergangenen vier bis fünf Jahren gab es landesweit mehrere Nachweise, was auch die Wissenschaftler aufmerksamer gemacht hat. Böcker äußert sich: „Ich bin sehr gespannt, wie die Gesellschaft mit dem Thema umgeht.“ Er fügt hinzu: „Den Wolf hat man als gefährlich im Hinterkopf. Beim Goldschakal weiß man nicht, was kommt.“ Es stelle sich zudem die Frage, was mit dem Ökosystem geschieht, wenn eine neue Tierart eintrifft. Laut dem Experten fehlen jedoch Beweise dafür, dass der Goldschakal das hiesige Ökosystem negativ beeinflusst.

„Wir gelangen häufig über Wildkameras an unsere Informationen“, sagt Böcker Es sei jedoch schwierig, anhand von Bildern die genaue Anzahl der Tiere zu bestimmen. Daher ist es unmöglich, eine Population in Deutschland zu quantifizieren. Der erste Nachweis in Deutschland wurde 1997 erbracht. Böcker zieht einen Vergleich zu Ungarn: „Dort ist es sehr schnell verlaufen. Von den ersten Nachweisen bis zu einer flächendeckenden Besiedlung hat es nicht lange gedauert.“

Ursprünglich stammen Goldschakale aus dem äußersten Südosten Europas und dem Süden Asiens. Laut der FVA breiten sich die Tiere jedoch bereits seit einigen Jahrzehnten in Europa aus, möglicherweise aufgrund des Klimawandels. Böcker bestätigt, dass es mittlerweile auch Nachweise in Norwegen und Finnland gibt.

Goldschakal kann leicht mit einem Fuchs verwechselt werden

Das Wildtier, auch bekannt als Canis aureus, mit seinem gelbgrauen, manchmal rötlichen Fell, kann leicht mit einem Fuchs verwechselt werden. Böcker stellt jedoch klar, dass der Schwanz des Goldschakals deutlich kürzer ist. Goldschakale sind scheu, meiden den Kontakt mit Menschen und sind nur sehr selten zu sehen, wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) auf seiner Website berichtet.

Goldschakale in Hessen

Im Main-Kinzig-Kreis sind im vergangenen November erstmals Spuren des Goldschakals nachgewiesen worden. Laut Wolfszentrum Hessen wurden damals entsprechende DNA-Spuren in den Kadavern zweier toter Schafe auf einer Weide in Biebergemüd-Roßbach gefunden. Der Fund sei keine Überraschung gewesen – schon vor mehr als zehn Jahren habe es einzelne Belege über Goldschakale in Bayern gegeben.

Im Vogelsberg gab es 2015 ein Zufallsfoto eines Goldschakals, wie Susanne Jokisch vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) berichtet. Wie sie weiter erklärt, wurde danach im Winter 2019/2020 ein Goldschakal-Rüde genetisch im Vogelsbergkreis nachgewiesen und fast zeitgleich wurde – vermutlich dasselbe Tier – im Rahmen des Fotofallen-Monitorings für den Wolf im Vogelsberg erfasst. Im laufenden Jahr 2024 hat es laut Jokisch bisher noch keinen glaubwürdigen Hinweis auf einen Goldschakal in Hessen gegeben.

Hinsichtlich einer möglichen Gefahr, die von Goldschakalen ausgeht, sagt Susanne Jokisch: „Für Menschen sind Goldschakale ebenso ungefährlich wie es auch andere Wildtiere (zum Beispiel der Fuchs) sind.

Experten haben Nachkommen der Tiere in den baden-württembergischen Kreisen Schwarzwald-Baar und Konstanz sowie im niedersächsischen Kreis Uelzen nachgewiesen. Böcker erklärt, dass es Gebiete gibt, in denen es wahrscheinlich auch Fortpflanzung gibt, aber es fehlt ein Beweis dafür. Der Goldschakal ist in Deutschland geschützt, daher ist es rechtlich nicht möglich, das Tier zu jagen.

Im Gegensatz zum Wolf ist der Goldschakal auf kleinere Beutetiere spezialisiert. Er kann jedoch auch Rehe und Schafe erbeuten. Böcker berichtet: „Es gibt Fälle von gerissenen Nutztieren in Deutschland, es waren in allen Fällen Schafe“. Und tote Tiere? „Da ist er ganz schnell da.“ Es muss genau geprüft werden, ob der Goldschakal das Tier tatsächlich getötet oder nur „nachgenutzt“ hat.

Archivvideo: Der Goldschakal in Deutschland

Laut Susanne Jokisch vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) umfasse das Nahrungsspektrum des Goldschakals in Deutschland nsbesondere Niederwild (etwa Dachse, Füchse, Hasen, Kaninchen). „Aber auch kleinere Wirbeltiere oder sogar Wirbellose gehören zur bevorzugten Beute des Raubtiers“, berichtet Jokisch. (von Jasmin Herzberg/mit dpa-Material)

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