„Wir machen keine Werke dicht“: Bei Volkswagen droht jetzt der Streik
Der Unmut der Beschäftigten bei Volkswagen über die angekündigten Kündigungen und möglichen Werksschließungen sorgt für Widerstand. Die VW-Krise spitzt sich zu.
Wolfsburg – Seit Anfang September ist Volkswagen in aller Munde. Die Sparpläne des größten deutschen Autobauers, die sogar zur Schließung von Werken in Deutschland führen könnten, machen den Menschen Angst. Die Beschäftigten bei VW wollen sich aber zur Wehr setzen – und sprechen jetzt erstmals von Arbeitsniederlegungen. Denn die Friedenspflicht läuft bei den Verhandlungen bald aus.
Streik bei Volkswagen? Betriebsratschefin Cavallo ist zu allem bereit
„Wir werden uns gegen Werksschließungen und Massenkündigungen wehren mit allem, was wir haben - bis hin zum Arbeitskampf!“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einem Interview mit dem Magazin Focus. „Die Menschen machen sich große Sorgen. Es geht jetzt wirklich um alles.“ Cavallo sprach von einem „Ausnahmezustand bei VW.“
Sie äußerte sich gemeinsam mit der Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Yasmin Fahimi, und der IG-Metall-Vorsitzenden Christine Benner. Betriebsräte dürfen in ihrer Funktion nicht zu Streiks aufrufen. Cavallo gehört auch der Verhandlungsdelegation der IG Metall an, die mit VW über die jüngst gekündigten Tarifverträge verhandeln will.
Krise bei VW führt zu „historischem Tabubruch“: Cavallo will über die Zukunft sprechen
Der Konzern hatte angekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bei der Kernmarke VW nicht länger auszuschließen. Die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie wurde aufgekündigt. „Das ist ein historischer Tabubruch. Und den lassen wir uns nicht gefallen“, sagte Cavallo. „Wir machen keine Werke dicht. Wir wollen eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung.“ Die Job-Garantie solle sogar weiter über das Jahr 2029 hinaus verlängert werden. Auch an der Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn in der aktuellen Tarifrunde halte sie fest.
Ansonsten zeigte sich Cavallo aber gesprächsbereit. „Volkswagen geht es schlecht.“ Hier gebe es keinen Dissens. Und das müsse man kurzfristig angehen. Die Belegschaft sei auch bereit, hier „weitere Schritte“ zu gehen. „Wir sehen sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Kosten zu senken, ohne gleich ganze Standorte infrage zu stellen.“ Nur zu sparen werde VW aber nicht zukunftsfest machen. „Wenn wir jetzt nicht auch über langfristige Konzepte sprechen, befeuern wir eine Abwärtsspirale.“
VW und IG Metall verhandeln ab 15. September: Streiks ab Dezember möglich
VW und IG Metall haben wegen der VW-Krise ihre eigentlich erst für Oktober geplante Tarifrunde vorgezogen. Am 25. September sollen die Gespräche beginnen. Neben der normalen Entgeltrunde für die 120.000 VW-Mitarbeiter in Deutschland soll es dabei auch um die nun gekündigte Beschäftigungssicherung gehen. Die Friedenspflicht bei Volkswagen läuft Ende November aus. Ab Dezember wären dann auch Warnstreiks möglich.
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Mehr Unterstützung forderte Cavallo auch von der Politik. Die jüngst verbesserte Förderung für Elektro-Dienstwagen reiche hier nicht aus. „Aus unserer Sicht sollte die im Dezember beendete E-Auto-Kaufprämie auch für private Haushalte wieder gewährt werden. Besser gestern als heute. Das wäre für uns immens wichtig.“ Der Verkäufe von E-Autos waren nach dem Aus der Förderung eingebrochen, VW musste daraufhin an mehreren Standorten die Produktion drosseln. (wal/dpa)