Pleite-Stahlwerk: EU-Gelder für Italiens Milliarden-Zwangsverwaltung

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Europas größtes Stahlwerk in Italien ist pleite und droht, unter staatliche Zwangsverwaltung zu geraten. Das könnte die italienischen wie auch europäischen Steuerzahler einiges kosten.

Taranto – Italien ist mit einer schweren Stahlkrise ins neue Jahr gestartet: Europas größtem Stahlwerk in Taranto im Süden Italiens, das dem Unternehmen Acciaierie d’Italia (ADI) gehört, ist pleite. Der italienische Staat soll das Unternehmen nun „vorübergehend“ unter staatliche Zwangsverwaltung stellen, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Allerdings könnte das sowohl die italienischen als auch die europäischen Steuerzahler einiges kosten.

Stahlwerk in Italien pleite: Großaktionär will kein Geld mehr geben

Der Pleite war ein längeres Siechtum vorausgegangen: Seit Jahren steht Acciaierie d’Italia unter Beschuss, weil das Stahlwerk Milliardenverluste und offenbar auch Atem- wie Krebserkrankungen verursacht hat. Nun kann das Unternehmen, das Milliarden-Schulden angehäuft hat, schon länger seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und auch die Banken gewähren keine Darlehen mehr.

Europas größtes Stahlwerk vor den Toren Tarantos.
Europas größtes Stahlwerk vor den Toren Tarantos. © A. SOLARO/AFP

Der Großaktionär Arcelor-Mittal, der 62 Prozent der Anteile am Unternehmen ADI hält, weigert sich aber, Geld zuzuschießen. Arcelor-Mittal hatte über Jahre hinweg schon Milliarden investiert – ohne Aussicht auf Besserung. Nun droht ein Produktionsstopp des Stahlriesen, bei dem mehr als 10 .000 Mitarbeiter beschäftigt sind und von dem zahlreiche Dienstleister und Lieferanten in der Region abhängen. Der italienische Staat, der die restlichen 38 Prozent Anteile, hält, wünscht sich deshalb einen Weiterbetrieb.

Milliarden-Investition durch EU-Gelder?

Mehreren Berichten zufolge konnte aber keine Einigung zwischen Italien und Arcelor-Mittal gefunden werden. Nun droht eine Verstaatlichung, auch wenn die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni diese lieber vermeiden würde, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Doch die Suche nach einem privaten Investor gestaltet sich angesichts der prekären Lage als schwierig.

Sollte sich jedoch kein Investor finden, muss der italienische Staat – und damit auch der italienische Steuerzahler – wohl oder übel einspringen. Zudem braucht das Stahlwerk Milliarden-Investitionen, um auf eine klimafreundliche Produktion umzurüsten. Dabei richtet man den Blick auf die EU und ihre Gelder: Etwa 2,3 Milliarden Euro dafür sollen aus Europa kommen, schreibt die Wirtschaftswoche, wie beispielsweise aus dem europäischen Wiederaufbauprogramm oder dem RePowerEU-Programm.

Hunderte Todesfälle durch Verschmutzung

Bitter nötig wäre die Umrüstung des Stahlwerks in Taranto auf alle Fälle: Tausende Krebs- und Atemwegserkrankungen sowie hunderte Todesfälle gehen „erwiesenermaßen“ auf die Verschmutzung durch das Stahlwerk zurück, erklären die Stuttgarter Nachrichten. Deshalb wurde das Werk auch vor zehn Jahren beschlagnahmt und stand zeitweise unter der Kontrolle von staatlichen Kommissaren. Geändert habe sich trotzdem wenig.

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