Ein Appell, dass sich etwas ändern muss
Hauptamtsleiter Peter Hartl verlässt die Stadt Füssen mit deutlichen Abschiedsworten in Richtung Seeg. Das zeigt: Womöglich muss sich im Rathaus etwas ändern.
Verlässt ein hochrangiger verdienter Mitarbeiter seinen bisherigen Arbeitgeber, um woanders anzuheuern, sind die Rituale in der Regel stets die gleichen: Man dankt und lobt sich gegenseitig in den höchsten Tönen, wünscht sich alles Gute für die Zukunft und so weiter und so fort. Dass dies beim Weggang von Hauptamtsleiter Peter Hartl nicht der Fall ist, lässt tief blicken und vermuten, dass das Verhältnis zwischen Hartl und Bürgermeister Eichstetter nachhaltig gestört ist.
Die Gründe für seine Kündigung benennt Hartl in seinem Abschiedsschreiben klipp und klar. Der Verwaltungsfachmann fühlt sich in seinem Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum zu sehr eingeengt. Und damit kann eigentlich nur der Rathauschef selbst gemeint sein, der bekannt dafür ist, die Dinge gerne selbst in die Hand zu nehmen und Entscheidungen schnell zu treffen. In der freien Wirtschaft mag das funktionieren und Hin und Wider sogar ein Muss sein. In einer kommunalen Verwaltung mit vorgegebenen und teilweise langwierigen Verfahrensabläufen kann das aber zu Problemen führen. Zumal der Ton die Musik macht. Edmund Stoiber weiß ein Lied davon zu singen, dass ein Bundesland nicht wie ein börsennotiertes Unternehmen geführt werden kann.
Wer Hartl kennt, weiß, dass es ihm nicht um das Waschen schmutziger Wäsche geht. Vielmehr wird sein Abschiedsschreiben als Appell oder Weckruf zu deuten sein, dass sich im Rathaus etwas ändern muss. Dass es dort rumoren und Fluktuation und Krankenstand hoch sein sollen, wird schon seit längerem hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Das Knirschen im Gebälk ist mittlerweile so laut, dass in Stadtratskreisen die Angst umgeht, dass mit Kämmerer Thomas Klöpf der nächste ausgewiesene Fachmann hinschmeißen könnte.
Ohnehin muss sich auch das Stadtparlament hinterfragen. Hartl schreibt auch von politischen Entscheidungen, die zu seiner Kündigung geführt haben. Tatsächlich mahnte der scheidende Hauptamtsleiter in der Vergangenheit immer und immer wieder einen entschiedeneren Sparkurs an, um die Ziele der Haushaltskonsolidierung zu erreichen. Aber außer die Erhöhung von Gebühren und Steuern ist bislang nicht viel passiert. Ernsthaft scheint der Rat den Rotstift nicht ansetzen zu wollen. Stattdessen werden Maßnahmen – womöglich schon die nächste Wahl im Blick – lediglich immer weiter vor sich hergeschoben. Das lässt vielleicht den aktuellen Haushalt halbwegs passabel erscheinen, sorgt aber für keine nachhaltige Entlastung.