Messer-Terror in Solingen im Newsticker - Syrer (26) gesteht Messer-Anschlag - er sollte abgeschoben werden, doch tauchte unter
- Am Freitagabend kam es auf der 650-Jahr-Feier in Solingen zu einem Messerangriff, drei Menschen sind tot, mehrere schwerverletzt.
- Der mutmaßliche Täter stellte sich am späten Samstagabend (23.50 Uhr)
- Er sollte Anfang 2023 abgeschoben werden, tauchte aber unter (10.19 Uhr)
- FOCUS-online-Reporter Niklas Golitschek und Frank Gerstenberg sind vor Ort.
Gedenkgottesdienst in Solingen: Kirchenvertreter fassungslos nach Anschlag
10.41 Uhr: Superintendentin Ilka Werner und Stadtdechant Michael Mohr halten den Gedenkgottesdienst in der Lutherkirche in Solingen, die wenige Meter vom Tatort Fronhof entfernt liegt. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. „Wir hatten uns auf einen schönen ökumenischen Gottesdienst gefreut“, sagt eine Pfarrerin. „Stattdessen trauern wir. Die Kirche ist heute ein Schutzort.“
„Was bedeutet das alles für Solingen? Wer wird wen beschuldigen?“, seien die Fragen, die sich die Solingerinnen und Solinger stellten. Und: „Was und wer ist der Mensch?“ Überall ploppten „zu einfache Antworten auf“, die ihren Schaden anrichteten. Dies müssten die Menschen nun aushalten.
Eine Journalistin habe von ihr wissen wollen, was die Kirche nun tue. „Wir versuchen, die Menschen zusammenzubringen, deswegen gab es das Fest der Vielfalt“. Andere Antworten habe sie nicht. Das klinge verzweifelt, habe die Journalistin gesagt. Das sei es auch. Im Moment herrsche „Verzweiflung“, sagte sie. „Wir können es im Moment Gott nur vor die Füße kippen“, sagte sie in ihrer flammenden, wütenden Anklage gegen das Attentat von Solingen am Freitag.
Mutmaßlicher Solingen-Täter sollte abgeschoben werden, doch tauchte ab
10.19 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Solingen, Issa Al Hassan, sollte Anfang 2023 nach Bulgarien abgeschoben werden. Das erfuhr FOCUS online. Es gab sogar bereits einen Abschiebetermin.
Doch dann tauchte der 26-jährige Syrer unter und erst sechs Monate später wieder auf. Als er sich wieder bei den Behörden meldete, wurde er in der Flüchtlingsunterkunft in der Solinger Innenstadt untergebracht. In seinem Zimmer fand sich die Messerhülle der Tatwaffe.
Polizeikreise: In Solingen Festgenommener trug blutbefleckte Kleidung
09.36 Uhr: Der am Samstagabend in Solingen festgenommene Tatverdächtige soll nach dpa-Informationen blutverschmierte Kleidung getragen haben. Der Mann hatte sich einen Tag nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen gestellt.
Solingen-Ermittlungen wegen Verdachts auf IS-Mitgliedschaft
08.59 Uhr: Nach der Messerattacke von Solingen mit drei Toten ermittelt die Bundesanwaltschaft auch wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegen den Tatverdächtigen. Das teilte eine Sprecherin der obersten deutschen Anklagebehörde der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe mit.
Bericht nennt neue Details zu mutmaßlichem Solingen-Täter
08.50 Uhr: Der „Spiegel“ hat nun weitere Details zum festgenommenen mutmaßlichen Täter von Solingen veröffentlicht. Demnach heißt der 26-jährige Syrer Issa al H. und wurde im syrischen Deir al-Sor geboren. Laut dem Bericht kam er im Dezember 2022 nach Deutschland und stellte in Bielefeld seinen Asylantrag. Ein Jahr später erhielt er dann subsidiären Schutz, ein Status, der Geflüchteten international Schutz gewährt, wenn weder Flüchtlingsstatus noch Asylberechtigung gewährt werden können. Häufig erhalten ihn Geflüchtete aus Bürgerkriegsländern.
Issa al H. war den Behörden laut „Spiegel“ bislang nicht bekannt. Er soll sunnitischer Muslim sein.
Behörde: Bundesanwaltschaft übernimmt Solingen-Ermittlungen
08.35 Uhr: Nach der Messerattacke von Solingen mit drei Toten hat nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft die Bundesanwaltschaft als oberste deutsche Anklagebehörde die Ermittlungen übernommen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur mit.
Syrer (26) kam im Dezember 2022 nach Deutschland
00.31 Uhr: Nach „Spiegel“-Angaben handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 26-jährigen Syrer, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland kam und einen Antrag auf Asyl stellte. Den Sicherheitsbehörden war er nach „Spiegel“-Informationen bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.
Syrer (26) stellt sich der Polizei - und gesteht Messer-Anschlag in Solingen
23.50 Uhr: Der Messer-Angreifer von Solingen hat sich der Polizei gestellt. Blutbeschmiert soll er auf eine Polizeistreife zugegangen sein und gesagt haben: „Ich bin der, den ihr sucht.“ Das berichtet „Bild“. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) gab in den ARD-"Tagesthemen" die Festnahme bekannt und sprach von einem „wirklich Verdächtigen“, den man den ganzen Tag gesucht habe.
Bei dem Festgenommenen soll es sich um einen Zeugen handeln
22.25 Uhr: Die Polizei bestätigte mittlerweile die Festnahme einer Person in dem Flüchtlingsheim in der Solinger Innenstadt. Details zu den Personalien des Mannes nannten die Ermittler allerdings nicht. Der „Spiegel“ berichtete, dass die Einsatzkräfte in der Flüchtlingsunterkunft lediglich einen Mann abgeführt hätten, der als mutmaßlicher Zeuge vernommen werde. Der Tatverdächtige sei weiter flüchtig. Eine Polizeisprecherin sagte dazu, sie könne nur die Festnahme eines Mannes aus der Unterkunft bestätigen.
Wie das „Solinger Tagblatt“ berichtet, wurde der Festgenommene durch den Hintereingang des Gebäudes abgeführt.
Trauergottesdienst am Sonntag nach Messer-Anschlag in Solingen
22.03 Uhr: In Gedenken an die Opfer des tödlichen Messer-Anschlags in Solingen soll es am Sonntagmorgen einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche geben. Ab 10.00 Uhr gebe es dort „einen geschützten Raum für alle, die mittrauern, mitsingen und mitbeten wollen“, sagte Stadtdechant Michael Mohr der Deutschen Presse-Agentur.
Die Kirche liegt unweit vom Tatort, wo am Freitagabend bei einem Stadtfest drei Menschen getötet worden waren. Schon am Samstagabend gab es in der Solinger Fußgängerzone eine Andacht, an der Hunderte um die Opfer trauernde Menschen teilnahmen.
Polizei Düsseldorf erhielt ein Bekennerschreiben des IS
21.05 Uhr: Auch die Polizei Düsseldorf erhielt nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben des IS zu dem Messerangriff in Solingen. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, sagte ein Polizeisprecher.
Es ist Terrorismusexperten zufolge das erste Schreiben einer Selbstbezichtigung des IS für einen Angriff in Deutschland seit 2016. Bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz war der Islamist Anis Amri mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. 13 Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Nach Angaben des IS handelte der Attentäter in deren Auftrag.
Polizei und SEK stürmen Flüchtlingsheim - Syrer festgenommen
20.40 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Messerangriff in Solingen mit drei Toten hat die Polizei mit starken Kräften eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt betreten. „Wir haben Hinweise erhalten, und aufgrund dessen führen wir gerade polizeiliche Maßnahmen durch“, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Spezialeinsatzkommando sei im Einsatz.
Nach Informationen der „Bild“ sei bei dem Einsatz ein Syrer festgenommen worden. Der Bereich werde von einer Hundertschaft abgesperrt.
Terrormiliz IS bekennt sich zu Anschlag in Solingen
20.28 Uhr: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den tödlichen Messerangriff von Solingen für sich beansprucht. Der Angreifer sei IS-Mitglied gewesen und habe die Attacke, bei der drei Menschen getötet und acht schwer verletzt wurden, aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt, hieß es in einer Mitteilung beim IS-Sprachrohr Amak.
Hunderte trauern bei Andacht in Solingen
20.08 Uhr: In der Solinger Fußgängerzone hat es am Abend eine Andacht gegeben, an der Hunderte um die Opfer trauernde Menschen teilgenommen haben. Viele kamen mit Blumen und Kerzen. Der Solinger Stadtdechant Michael Mohr sagte: „Die Stadt ist heute eine andere als sie gestern war“. Viele Menschen hätten am Ort des Anschlags Vereinsschals, Kuscheltiere, Briefe und andere Botschaften der Verbundenheit niedergelegt.
„Worte zu finden, ist fast unmöglich - Gesten zeigen nicht“, sagte Mohr. Die evangelische Superintendentin Ilka Werner hob ebenfalls die Trost spendende Gemeinschaft hervor. „Wie gut, dass Ihr da seid“, sagte sie. Auf dem Platz standen mehrere mit lila Westen gekennzeichnete Seelsorger bereit. Die Andacht war begleitet von ruhiger Musik.
Laut ZDF verdichten sich die Hinweise auf eine politisch motivierte Tat
19.47 Uhr: Bei dem Anschlag in Solingen verdichten sich nach Informationen des „ZDF“ die Hinweise auf eine politisch motivierte Tat. „Nach meinen Informationen deutet vieles darauf hin, dass hier ein junger Mann im Namen des IS, im Namen des Islamischen Staates gemordet haben könnte“, sagt Sarah Tacke, Leiterin der Redaktion Recht und Justiz. Dabei nennt sie aber keine Quellen. „Genau dieser Spur gehen die Ermittler aktuell nach und wollen genau das herausfinden, ob dem so ist“, so Tacke weiter.
Die Staatsanwaltschaft teilte bei einer Pressekonferenz am Samstag mit, dass ein terroristischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann. Ein anderes Motiv habe man bisher nicht erkennen können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers.
Chef der Polizeigewerkschaft: Deshalb verraten Ermittler keine Details zum Täter
18.55 Uhr: Im Interview mit FOCUS online erklärt Michael Mertens, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, warum Ermittlungen unter „Ausschluss der Öffentlichkeit“ laufen: „Wir wollen nicht den Täter schlau machen, sondern ihn fassen.“ Dies habe derzeit „absolute Priorität“. Dafür müsse auch die Information der Öffentlichkeit „dahinter zurückreten“, so Mertens gegenüber FOCUS online.
Er dementiert nicht, dass es sich bei dem Täter „vermutlich um einen jüngeren Mann“ handele. „Mehr wissen wir nicht.“ Dass er in der Dunkelheit unerkannt entkommen sei, sei nicht ungewöhnlich. „Bei einem Konzert konzentrieren sie sich auf die Musik, nicht auf ihren Nachbarn.“