Mehrere Monate hat sich ein entlaufenes Rind am Seehamer See im Landkreis Miesbach aufgehalten. Weil durch die winterlichen Bedingungen die Nahrung für das Tier knapp wurde, kam jetzt Gut Aiderbichl zur Hilfe.
Iffeldorf – Immer wieder sahen Spaziergänger das Tier beim Vorbeigehen im inzwischen lichten Schilfgürtel: die Kuh vom Seehamer See. Vor rund sechs Monaten war das Rind laut Mitteilung des Guts Aiderbichl in Panik aus seiner Weide ausgebrochen, nachdem Pferde auf einer Nachbarweide gescheut hatten. Trotz aller Bemühungen der Besitzer — sie versuchten mehrfach, die Kuh einzufangen oder mit Futter anzulocken — gelang es nicht, das Tier wieder sicher zurückzubringen. Seither lebte die Kuh ohne menschliche Betreuung im Schilf.
Den Winter hätte die Kuh alleine nicht überlebt
Ein regelmäßiger Spaziergänger schlug schließlich bei Gut Aiderbichl Alarm – er beobachtete das Rind seit Monaten: „Ich sehe das Tier nahezu täglich. Jetzt, wo das Schilf braun und welk ist, wird die Nahrung knapp. Ich habe große Sorge, dass es verhungert – und ich wünsche mir eine Lösung, die dem Tier ein Leben ermöglicht“, berichtet er laut Pressemitteilung der Tierschützer.
Seither stand Gut Aiderbichl nach eigenen Angaben in engem Austausch mit den zuständigen Behörden und den Besitzern, um das weitere Vorgehen zu prüfen. „Ein verwildertes Rind einzufangen, das seit Monaten keinen Menschenkontakt mehr hatte, ist eine Herausforderung – aber keine unlösbare“, erklärt Michael Meckel von Gut Aiderbichl. „Wir haben das Rind mit einer Drohne lokalisiert und es anschließend unter tierärztlicher Aufsicht mithilfe eines Betäubungspfeils beruhigt. Danach konnten wir das Tier vorsichtig aus dem Schilf bergen“, berichtet Benedikt Gruber von Gut Aiderbichl. „Wir waren während des gesamten Einsatzes völlig ruhig und konzentriert – das hat auch das Rind gespürt. So konnten wir sie ohne Probleme zu unserem Gut in Iffeldorf transportieren.“
Gut Aiderbichl Iffeldorf nimmt das ausgerissene Rind auf
Gutsleiterin Lisa Schnaitmann betont in der Mitteilung die Bedeutung des schnellen Handelns: „Den Winter hätte die Kuh wohl alleine nicht überlebt. Deshalb haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit das Rind Aiderbichlerin werden kann.“ Die Kuh steht nach der langen Zeit in der Wildnis noch unter besonderer Aufsicht in Iffeldorf. „Unsere Paten haben entschieden, dass die Kuh Arielle heißen soll“, so Schnaitmann. „Sie ist noch scheu – was nach den vielen Monaten ohne Menschenkontakt nicht verwunderlich ist. Aber mit viel Geduld und Liebe von unseren Tierpflegerinnen und Tierpflegern wird das Vertrauen sicher schnell aufgebaut.“