„2100 Prozent“ Kursgewinn mit dem Kursschwenk bei Zöllen: Hat Trump die Märkte manipuliert
Nach dem dramatischen Kursschwenk von Donald Trump bei den geplanten US-Zöllen werfen Kritiker dem US-Präsidenten vor, womöglich gegen das Aktienrecht verstoßen zu haben. Trump setze sich mit seinem jüngsten Verhalten „dem Vorwurf der Marktmanipulation aus“, sagte Richard W. Painter, Professor für Gesellschaftsrecht an der Universität von Minnesota. Der Jurist war von 2005 bis 2007 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush oberster Rechtsanwalt im Weißen Haus und gilt als Spezialist für Wertpapierrecht.
Auch der demokratische Senator hatte Adam B. Schiff wittert Marktmanipulation: „Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?“, fragte der Demokrat am Mittwoch auf X.
Trumps Zollschwenk: Kauftipps über Truth Social
Auslöser waren Äußerungen Trumps auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social am Mittwochvormittag. „Bleibt cool“, schrieb Trump am Mittwochvormittag angesichts des vorangegangen dramatischen Kurssturzes an seine Anhänger. Um 9.37 Uhr Ortszeit legte der Republikaner nach: „THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!! DJT“. Auf deutsch: „Jetzt ist eine gute Zeit zu kaufen!!! DJT“ DJT steht sowohl für Trumps Initialen als auch für sein Unternehmen „Trump Media & Technogly“, der Muttergesellschaft von Truth Social.
Nur wenige Stunden später kündigte Trump völlig überraschend die 90tägige Aussetzung der Zölle ab und sorgte damit für einen historischen Höhenflug an den Börsen. Binnen weniger Minuten gewann etwa der S&P 500 rund zehn Prozent und schloss mit den höchsten Tagesplus seit der Finanzkrise 2008.
Trumps Zollschwenk: Fragwürdige Marktbewegungen
Auch Marktdaten werfen Fragen auf. Dem US-Börsenportal „Unsual Whales“ zufolge kam es am Mittwoch rund um Trumps Kurznachrichten zu ungewöhnlichen Marktbewegungen bei Optionsscheinen. Danach stieg die Zahl der Call-Optionen auf den S&P 500, mit denen Anleger auf steigende Kurse wetten, unmittelbar vor Trumps Kaufempfehlung drastisch an. So seien kurz davor Positionen eröffnet worden, die „innerhalb einer Stunde um 2100 Prozent stiegen“, schreibt „Unusual Whales“ in einem Tweet. Das Fazit der Börsenprofis: „Die Leute wussten von der Zollpause und haben vorher gehandelt.“
Nun fragen sich immer mehr Beobachter in den USA, ob Trump seinen Anhängern signalisiert haben könnte, Aktien zu kaufen - und von der absehbaren Kursexplosion zu profitieren. Dies wäre „normalerweise“ ein Fall für die US-Börsenaufsicht SEC, sagte Kathleen Clark, Professorin für Regierungsethik und Korruption an der Washington University School of Law in St. Louis.
Doch ob die Börsenaufseher tatsächlich eingreifen, ist eher fraglich. In einer Erklärung lehnte die SEC laut New York Times Fragen zu Trumps Post ab. Erst im Sommer hatte der Oberste Gerichtshof entschieden, dass ehemalige US-Präsidenten für offizielle Handlungen vor Strafverfolgung geschützt sind. In dem Verfahren ging es um versuchten Wahlbetrug, den Sturm aufs Capitol - und die Rolle von Donald Trump.