Viele unterschätzen sich: Ab diesem Einkommen gelten Sie in Deutschland als „reich“
Viele Deutsche schätzen sich selbst falsch ein: Als einkommensreich zählt man nicht erst ab einem Einkommen von 9000 Euro im Monat mit Luxusauto und Villa.
München – Viele Menschen verbinden ein Leben in finanziellem Wohlstand mit einem großen Haus, regelmäßigen Urlaubsreisen und luxuriösen Autos. Doch ist wirklich ein sechsstelliger Kontostand nötig, um in Deutschland als „reich“ zu gelten? Tatsächlich unterschätzen viele Deutsche ihr eigenes Vermögen. Sie schätzen sich selbst als Mittelschicht ein, obwohl sie statistisch zu den Reichen gezählt werden können.
Wissenschaft: Deutsche unterschätzen ihr Vermögen – und tendieren zur Mitte
Dieses Phänomen lässt sich auch wissenschaftlich nachweisen: „Die ausgeprägte Tendenz zur Mitte hat wahrscheinlich damit zu tun, dass sich die Befragten vor allen Dingen mit ihren eigenen sozialen Netzwerken vergleichen. Das führt dazu, dass Arme ihre relative Armut unterschätzen und Reiche ihren relativen Reichtum“, sagte Marius Busemeyer BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt vergleichende politische Ökonomie an der Universität Konstanz.
Wie im Armuts- und Reichtumsbericht der Regierung erläutert wird, gilt man als einkommensreich, wenn man das doppelte des Medianeinkommens verdient. Dieses liegt aktuell bei 1947 Euro. Einkommensreich ist also, wer pro Monat etwa 3900 Euro netto verdient.
Ermittlung von Reichtum: Vermögen ist ausschlaggebend
Das Einkommen allein bestimmt allerdings nicht den Reichtum Einzelner. Wesentlich bedeutender ist das Vermögen. Laut einer Studie der Bundesbank besitzen die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung weniger als 6900 Euro an Vermögenswerten. In Deutschland verfügen die reichsten zehn Prozent über mindestens 725.900 Euro. Das Median-Vermögen beträgt 110.022 Euro
Politikwissenschaftler Busemeyer erklärt, dass auch regionale Unterschiede und wirtschaftliche Strukturen die Wahrnehmung von Ungleichheit beeinflussen. „Die Armutsschwelle wird akkurater eingeschätzt als die Reichtumsschwelle, das deckt sich auch mit unseren Befunden“, erläutert er gegenüber BuzzFeed News Deutschland. „Ich würde das so erklären, dass Menschen in Bezug auf Armut eher auf eigenen Erfahrungswerten aufbauen können, vielleicht durch eigene relative Armut in verschiedenen Lebensphasen oder Bekannte im weiteren Netzwerk.“