Bizarres Gerangel an der Brandmauer: Freuen kann sich nur Le Pen

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Bei Frankreichs Konservativen herrscht Chaos: Der geschasste Parteichef Éric Ciotti, der sich für ein Wahlbündnis zwischen den Republikanern und dem RN ausgesprochen hat, hält an seinem Amt fest. © Geoffroy Van Der Hasselt/dpa

Gemessen an dem bizarren Gerangel der Konservativen wirkt Marine Le Pen wie die seriöse Grande Dame im politischen Kindergarten. Ein Merkur-Kommentar von Klaus Rimpel.

Jean-Marie Le Pen hatte es den französischen Konservativen noch leicht gemacht: Für Politiker in der Tradition von Charles de Gaulle war es undenkbar, mit der rechtsextremen Partei zu kungeln, die Le Pen gemeinsam mit Ex-SS-Mann Pierre Bousquet gegründet hatte.

Marine Le Pen hat sich auf ihrem ehrgeizigen Weg an die Macht vom eigenen Nazi-Papa distanziert. Doch auch wenn ihr keine verharmlosenden Sprüche zur NS-Zeit über die Lippen kommen: Für konservative Werte im Sinne de Gaulles steht die Le-Pen-Truppe noch immer nicht.

Es geht um Frankreichs Zukunft im westlichen, demokratischen Wertesystem

Auch wenn Marine Le Pen noch so viel Kreide frisst: Ihr Frankreich, das Putin verharmlost und die Nato-Mitgliedschaft infrage stellt, wäre ein Albtraum, auch für uns Deutsche. Insofern ist das Drama nachvollziehbar, das sich derzeit in Paris abspielt: Für die französischen Konservativen, die ihren Parteichef Éric Ciotti sprichwörtlich aussperrten, geht es um mehr als nur um Parteitaktik. Es geht um Frankreichs Zukunft im westlichen, demokratischen Wertesystem.

Freuen kann sich über Ciottis Bastelarbeiten an der Brandmauer nur Marine Le Pen. Gemessen an dem bizarren Gerangel der Konservativen wirkt sie wie die seriöse Grande Dame im politischen Kindergarten. Der aus dem Ruder laufende konservative Machtkampf hilft den Rechtsradikalen bei ihrem zentralen Ziel: Entdämonisierung. Einen Teil der konservativen Wähler hat Ciotti sicher von Le Pen überzeugt. (Klaus Rimpel)

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