Millionenerbe für oberbayerische Gemeinde – aber es gibt Bedingungen

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Könnte dank großzügiger Stiftungsgelder bald zum Kinderhaus werden: das Feuerwehrhaus in Seeshaupt, das für die Freiwilligen viel zu klein geworden ist. © Veronika Mahnkopf

Mit vier Millionen Euro und klaren Auflagen kann die Gemeinde dringend nötige Bauprojekte starten – allerdings unter gehörigem Zeitdruck.

Als Renate von Le Suire im Juli 2024 stirbt, hat sie längst alles geregelt. Die 85-jährige Seeshaupterin hat keine Kinder, ihr Mann ist schon viele Jahre tot. Ihr Vermögen ist enorm, sie bewohnt eine alte Villa, nennt 84 Hektar Grund im Naturschutzgebiet ihr Eigen. Wer all das erben soll, hat sie noch zu Lebzeiten festgelegt.

Der Großteil ihres Vermögens soll in eine Stiftung übergehen, die der Seeshaupter Rechtsanwalt Michael Böcker in ihrem Auftrag gegründet hat und in dessen Vorstand er sitzt. Ihr Zweck, unter anderem: Die „Förderung der Jugend- und Altenhilfe, des Feuer-, Arbeits-, Katastrophen- und Zivilschutzes, der Heimatpflege und der Ortsverschönerung sowie mildtätige und kirchliche Zwecke“ – und all das vor allem in der Gemeinde Seeshaupt, in der sie sich gesellschaftlich auch engagiert hat.

Diese Gemeinde ist es nun auch, die mit einem Geldsegen ganz erheblich von der neu gegründeten Stiftung profitiert. Gemeinsam mit der Seeshaupter Norbert und Franziska Mross Stiftung wird die Renate von Le Suire Stiftung in den kommenden Monaten stolze vier Millionen Euro an die Gemeindeverwaltung überweisen. Die soll damit drei Projekte auf die Zielgerade bringen: ein Neubau des maroden Bauhofs, ein Neubau des Feuerwehrhauses und ein Umbau des alten Feuerwehrhauses zur Schulkindbetreuung.

Bis Ende 2026 muss der Startschuss fallen, sonst ist das Geld weg

Doch die Finanzspritze ist mit Auflagen belegt, wie es in einem Schreiben an den Gemeinderat heißt, das bei dessen jüngster Sitzung vorgelesen wurde. Demnach sollen zwei Projektgruppen – eine für Bauhof und Feuerwehr, eine für den Kinderbetreuungsbau – gebildet werden. Die beiden Stiftungen sollen deren Teilnehmer benennen und Stiftungsvertreter auch selbst in den Projektgruppen sitzen. Bis Ende 2026 soll die Umsetzung der Projekte gestartet sein, ansonsten könne die Förderzusage widerrufen werden.

„Der Neubau des Feuerwehrhauses zum Beispiel steht seit zehn Jahren an und der Gemeinderat kommt nicht in die Puschen“, sagt Böcker zu den Auflagen. Mit ihnen wolle man nun „Druck aufbauen, damit nicht wieder eine Behinderung der Projekte aus Teilen des Gemeinderats stattfindet“. Böcker erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Norbert und Franziska Mross Stiftung Anfang 2024 bereits ein Förderangebot an die Gemeinde gerichtet habe – ohne Erfolg. „Innerhalb des Gemeinderats konnte keine Einigung zur Annahme der Förderung erreicht werden“, so Böcker. „Offensichtlich gibt es andere Faktoren, die einen Teil dessen Mitglieder beeinflussen“, mutmaßt er.

Nun scheint es aber zu gelingen. Der Gemeinderat stimmte einmütig dafür, die Stiftungsgelder anzunehmen. Armin Mell (FDP) merkte an, dass das gegründete Kommunalunternehmen, das die Bauprojekte umsetzen soll, bislang am „Wirtschaftsplan“ gescheitert sei, für den „Geld hinterlegt sein muss“. Das gehe nun endlich. Maximilian Amon (PFB) stellte angesichts der klammen Haushaltslage der Gemeinde klar: „Es ist nicht so, dass wir all die Jahre nicht wollten. Wir konnten nicht.“ Und er mahnte, trotz des Millionen-Geschenks sparsam zu bleiben: „Wir haben noch Hausaufgaben zu erledigen. Denn das Ganze wird mehr als das Doppelte kosten.“

Noch viel vom Erbe übrig

Die Gemeinde ist übrigens nicht die einzige Seeshaupter Institution, die von der Renate von Le Suire Stiftung bedacht wird: Sie unterstützt auch die Sanierung des Dachs der evangelischen Kirche mit 100 000 Euro. Und: „Es soll eine Begegnungsstätte im Ort entstehen“, sagt Böcker. Die Dimension des Erbes der Stifterin wird damit klar. Das Stiftungsvermögen sei damit nämlich „noch lange nicht aufgebraucht“.