Unterricht bei Eisregen? Landratsamt Freising reagiert (zu) spät - Entscheidung für Mittwoch schon getroffen

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War lange beschäftigt: Nicht nur in Attaching mussten die Menschen zu Eiskratzern greifen, um ihre Autos fahrtüchtig zu machen. © Lehmann

Aus Schneeflocken wird Eisregen – und damit geht das witterungsbedingte Chaos im Kreis Freising weiter. Am Dienstag traf es vor allem die Schulen.

Landkreis – Der Wetterbericht hatte den Eisregen in der Nacht zum Dienstag angekündigt. Der Flughafen reagierte prompt und stellte den Flugbetrieb bis Dienstagmittag ein. Das Landratsamt Freising teilte jedoch erst am Dienstagmorgen mit, dass der Präsenzunterricht an allen Schulen im Landkreis ausfällt. Lehrkräfte und Eltern mussten also spontan umplanen. Vierlerorts profitierte man von den Lehren der Pandemie – aber überall war man sich einig: Die Meldung sei viel zu spät gekommen.

„Man hätte noch früher reagieren können“

Warum man erst am Dienstagmorgen um viertel vor sieben beschlossen hat, den Unterricht ausfallen zu lassen, erklärte Robert Stangl, Sprecher des Landratsamts: „Natürlich wurde das bereits am Montag besprochen.“ Obwohl auch der Flughafen bereits gegen 18.30 Uhr verkündete, den Betrieb am Dienstagvormittag einzustellen, habe man im Landratsamt nicht sofort reagieren wollen, sondern beschlossen, sich die Sachlage am nächsten Morgen anzuschauen und dann erst zu entscheiden.

Nach Rücksprache mit diversen Busunternehmen seien der Landrat und die Koordinierungsgruppe Witterung – sprich die Leiterin des Schulamts sowie die Koordinatorin für die weiterführenden Schulen im Landkreis – am Dienstagfrüh zu dem Schluss gekommen, den Präsenzunterricht ausfallen zu lassen. Dass die endgültige Entscheidung für einige Schüler und Eltern zu spät gekommen sei, dafür äußert Stangl Verständnis. Der Sprecher der Kreisbehörde betonte gegenüber dem Tagblatt: „Zugegebenermaßen hätte man noch früher reagieren können.“

Ärger über zu späte Entscheidung

Aus seinem Ärger über die späte Information machte Gerd Preuß, Leiter der Wirtschaftsschule Freising, keinen Hehl. „Uns wurde der Entfall des Präsenzunterrichts eindeutig zu spät mitgeteilt.“ Er sei schon auf dem Weg zur Schule gewesen, als ihn die E-Mail erreicht habe. „Da konnte ich natürlich nicht gleich aus dem Auto springen, um alle zu informieren.“ Deshalb seien am Dienstagmorgen auch einige Schüler sowie eine Handvoll Lehrer vor Ort an der Wippenhauser Straße gewesen.

Plante postwendend um: Johannes Töpfl, stellvertretender Schulleiter am Dom-Gymnasium, sorgte dafür, dass die Unterrichtsmaterialien online zur Verfügung standen.
Plante postwendend um: Johannes Töpfl, stellvertretender Schulleiter am Dom-Gymnasium, sorgte dafür, dass die Unterrichtsmaterialien online zur Verfügung standen. © Lehmann

„Die haben dann von hier aus an den Videokonferenzen teilgenommen, die wir für alle anderen eingerichtet haben“, erklärte Preuß. Das habe zwar sehr gut funktioniert. „Das nächste Mal würde ich mir aber trotzdem eine frühere Entscheidung wünschen.“

Videokonferenzen wie zu Corona-Zeiten

Distanzunterricht via Video fand auch am Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising statt. „Manche Schüler hatten heute Morgen ein wenig Probleme, da sie ihre Passwörter nicht mehr wussten. Aber alles in allem läuft es gut“, berichtete der stellvertretende Schulleiter Thomas Fischer. Auch die Berufsschule Freising ließ sich laut Homepage nicht vom Stundenplan abbringen – nur eben nicht in Präsenz, sondern auf Distanz.

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Auf Videokonferenzen über die Plattform Visavid setzt auch das Dom-Gymnasium, aber nicht nur: Schulleiter Manfred Röder berichtete, dass er sich schon am Montag Gedanken zum Homeschooling gemacht – und vor allem die unteren Jahrgangsstufen darauf vorbereitete habe. Seine Lateinklasse etwa habe für den Fall, der nun tatsächlich eingetreten ist, schon Extra-Aufgaben bekommen. „Die werde ich beim nächsten Wiedersehen in Präsenz kontrollieren und den Stoff gegebenenfalls auch abfragen.“ Die älteren Schüler, die mit der Lernplattform Mebis schon vertrauter seien, hätten darüber Arbeitsauftrage erhalten – bereitgestellt vom stellvertretenden Schulleiter Johannes Töpfl.

Hausaufgaben bekamen auch die Mädchen und Buben der Grundschule am SteinPark in Freising auf. Komplett schulfrei hatten also auch sie nicht. An der Grundschule Vötting hingegen wurden die Kinder wie zu Corona-Hochzeiten übers Internet unterricht.

Lebenshilfe-Schüler haben das Nachsehen

Bei der Lebenshilfe Freising ist diese Art des Unterrichts keine Option. Dass die Information über den Schulausfall so spät kam, hatte daher weitreichende Konsequenzen. „Mit dem Kollegium war ausgemacht, dass der Unterricht stattfindet, wenn wir bis 6.30 Uhr keine anderweitige Meldung bekommen“, sagte Björn Zaddach, Schulleiter des Förderzentrums mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung – Schule mit Profil Inklusion. „Unsere Schüler kommen in der Regel mit Kleinbussen, und die müssen natürlich auch irgendwann losfahren.“ Das Einzugsgebiet sei schließlich der ganze Kreis Freising plus Nachbarlandkreise.

Als das Landratsamt schließlich am Dienstag um 6.43 Uhr den Schulausfall meldete, seien viele Fahrzeuge schon unterwegs gewesen, einige hätten zum Teil schon Kinder abgeholt. „Drei Kleinbusse konnten wir nicht mehr informieren, die kamen dann hier an und mussten wieder zurückgeschickt werden“, erklärte Zaddach. „Die Eltern mussten sich spontan in der Arbeit abmelden, um sich um ihre Kinder kümmern zu können.“

Mittwoch wieder Präsenzunterricht

Das Durcheinander am Dienstag soll eine Ausnahme gewesen sein. Wie das Landratsamt mitteilte, findet der Unterricht am Mittwoch wieder wie gewohnt in Präsenz statt. „Zum aktuellen Zeitpunkt spricht nichts dagegen“, sagte Pressesprecher Robert Stangl am späten Dienstagnachmittag. Das Landratsamt behalte sich aber vor, am Mittwochmorgen umzuentscheiden, sollte sich die Wetterlage ändern. Dann wolle man auch eher reagieren. „Sollte der Unterricht noch einmal ausfallen, werden wir bis spätestens sechs Uhr früh mit der Meldung rausgehen.“ Stangl bittet aber auch die Eltern, die (Wetter-)Lage im Blick zu behalten.

Hatte ihren Spaß: Die kleine Lea bekam von dem Wetter-Chaos und seinen Auswirkungen wenig mit und genoss einfach noch einmal den Schnee.
Hatte ihren Spaß: Die kleine Lea bekam von dem Wetter-Chaos und seinen Auswirkungen wenig mit und genoss einfach noch einmal den Schnee. © Spanrad

Rettungsdienst kaum im Einsatz

Positives hatte am Dienstag immerhin der Rettungsdienst im Kreis Freising zu vermelden: Laut Leiter Hubert Böck gab es am Dienstag kaum Stürze und Unfälle wegen der Glätte. „Offenbar haben sich die Menschen die Wetterwarnungen zu Herzen genommen.“ Ähnliches berichtet auch Kreisbrandrat Manfred Danner für die Feuerwehren im Landkreis (siehe Bericht unten).

Regionalbuslinien fast wieder normal

Die Regionalbuslinien 616 und 619 fahren wieder weitestgehend nach dem Fahrplan. Das teilte das Landratsamt am späten Dienstagnachmittag ebenfalls mit. Allerdings können die Haltestellen Berg, Kühnhausen und Dorfacker Ort nicht bedient werden. Betroffene können auf die benachbarten Haltestellen Dorfacker und Eberspoint ausweichen. Auf der Linie 680 verkehren nur die Fahrten zur Schülerbeförderung. Die Linie startet um 7.23 Uhr in Haag, fährt dann über Thann, Gerlhausen, Hausmehring und Marchenbach in Richtung Moosburg. Die Haltestellen Hagsdorf, Sixthaselbach und Bergen können leider nicht bedient werden. Auf der Linie 603 kann der Abschnitt zwischen Gerlhausen und dem Kreisverkehr bei Haag weiterhin nicht angefahren werden.
Magdalena Höcherl & Pauline Zapp

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