Krieg im Nahen Osten - Sechsköpfige deutsche Familie mutmaßlich in Gaza getötet - Staatsanwaltschaft ermittelt
Nach Angaben von Hamas-Behörde mehr als 20 000 Tote seit Kriegsbeginn im Gazastreifen
13.51 Uhr: Nach Darstellung der von der islamistischen Hamas im Gazastreifen kontrollierte Gesundheitsbehörde sind seit Kriegsbeginn 20 057 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Allein in den vergangenen zwei Tagen seien 390 Menschen getötet worden, teilte die Behörde am Freitag mit. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht überprüfen.
Den Angaben nach sollen insgesamt 53 320 Menschen verletzt worden sein. Zuletzt hatte die Hamas-Behörde von mindestens 20 000 Toten gesprochen, die Zahl aber nicht konkret benannt. Unter den Todesopfern sollen demnach auch Tausende Minderjährige sein. Auch diese Angaben können derzeit nicht überprüft werden.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Sie ermorderten dabei mehr als 1200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
Israel fordert weitere Anwohner im Gazastreifen zur Flucht auf
Freitag, 22. Dezember, 12.35 Uhr: Israels Militär hat die Anwohner des Flüchtlingslagers Al-Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens zur Flucht aufgerufen. Die Menschen sollen Schutzräume in Deir al-Balah rund sechs Kilometer weiter südlich aufsuchen, wie ein Sprecher der Armee am Freitag auf der Plattform X auf Arabisch mitteilte. Die Aufforderung gilt demnach auch für Menschen aus anderen Vierteln im Norden sowie im Zentrum des Küstengebiets. Ein Zeitrahmen dafür nannte die Armee nicht. Israel hatte kürzlich angekündigt, die Bodenoffensive auf weitere Gebiete im Gazastreifen ausdehnen zu wollen.
Der Armee-Sprecher kündigte für Freitag eine vierstündige humanitäre taktische Kampfpause in einem Viertel Rafahs im Süden des Gazastreifens an. Diese solle die Versorgung der Menschen erleichtern.
Israel ruft vor allem die Zivilbevölkerung im Norden des Gazastreifens seit Wochen dazu auf, sich zu ihrer eigenen Sicherheit in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu begeben. Dort leben die Menschen auf engstem Raum. Rund 1,9 der etwa 2,2 Millionen Einwohner des schmalen Küstengebiets mussten wegen der Kämpfe ihre Häuser und Wohnungen verlassen.
Israel hat sie aufgerufen, in sichere Zonen zu gehen, die das israelische Militär auf Landkarten eingezeichnet hat.
Solche Zonen gibt es nach Angaben der Vereinten Nationen aber nicht. Eine sichere Zone müsse mindestens Aufenthaltsmöglichkeiten, Schutz, Sanitäranlagen sowie genügend Nahrung und Trinkwasser bieten. Das sei nirgendwo der Fall.
Israels Armee reklamiert Kontrolle über Hamas-Hochburg Schedschaija
17.29 Uhr: Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die „operative Kontrolle“ über das als Hamas-Hochburg geltende Gaza-Stadtviertel Schedschaija hergestellt. „Die Truppen werden in dem Viertel weiterhin begrenzte Einsätze durchführen, um verbliebene Infrastruktur der Hamas zu zerstören und Kämpfer, die sich verstecken, zu töten“, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Militärs.
Schedschaijia im Norden des Küstenstreifens war bis zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und Terroristen der islamistischen Hamas. Ende letzter Woche hatte das Militär dort versehentlich drei israelische Geiseln erschossen, die der Gewalt ihrer Entführer entkommen waren.
Während der Kämpfe in dem Viertel habe das israelische Militär zahlreiche Hamas-Kämpfer getötet und Dutzende Eingänge zu Tunnels der Hamas zerstört, hieß es in der Mitteilung. In einem Hinterhalt der Islamisten seien neun israelische Soldaten, unter ihnen zwei höhere Offiziere, ums Leben gekommen.
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Auf israelischer Seite sind in der Folge mehr als 1200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten. Die Hamas und andere Gruppierungen hatten rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Neuer Raketenbeschuss auf Tel Aviv und den Süden Israels
15.20 Uhr: Im Süden Israels und in der Küstenstadt Tel Aviv hat Raketenbeschuss am Donnerstag Luftalarm ausgelöst. Der militärische Arm der radikalislamischen Hamas verkündete, das „Raketenfeuer“ in Richtung Tel Aviv „in Antwort auf die israelischen Massaker gegen Zivilisten“ gestartet zu haben. Nach dem Abfangen des Beschusses durch die israelische Luftabwehr meldete die herabfallende Trümmerteile, aber keine Opfer.
Der Krieg zwischen der Palästinenserorganisation Hamas und Israel dauert nun schon fast elf Wochen an. Die Kämpfe waren von einem beispiellosen Großangriff der Hamas am 7. Oktober ausgelöst worden. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Organisation waren in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion begann Israel, Ziele im Gazastreifen anzugreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mindestens 20.000 Menschen getötet.
Deutsche Familie in Gaza getötet? Staatsanwaltschaft ermittelt
14.22 Uhr: Die Staatsanwaltschaft in Dortmund hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um Erkenntnisse zum Fall einer mutmaßlich im Gaza-Krieg getöteten deutschen Familie zu gewinnen. Die zuletzt in Dortmund wohnhafte sechsköpfige Familie soll unbestätigten Berichten zufolge bei einem Aufenthalt im Gazastreifen Ende Oktober ums Leben gekommen sein, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag auf Anfrage. Eine Rakete soll das Haus getroffen haben, in dem sich das Ehepaar mit seinen vier Kindern befunden habe. Zuvor hatte der WDR von den aufgenommenen Ermittlungen berichtet.
Der Staatsanwalt erläuterte zu dem Verfahren, man prüfe, ob die Familie tatsächlich zu Tode gekommen sei und welche Umstände im diesem Fall dazu geführt hätten. Ein Bruder des Familienvaters habe angegeben, dass dieser zusammen mit seiner Ehefrau und den vier Kindern im Gazastreifen bei einem Raketenangriff getötet worden sei. Dafür gebe es bisher keine Bestätigung. Die Staatsanwaltschaft versuche nun, dazu neue Erkenntnisse zu erlangen.
Die Generalbundesanwaltschaft habe keinen Anfangsverdacht für eine in ihre Zuständigkeit fallende Straftat gesehen. Sie habe den Fall daher an die Dortmunder Behörde abgegeben, da die Familie zuletzt in der Ruhrgebietsstadt gewohnt habe, schilderte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ hatte kürzlich berichtet, die Familie sei Ende Oktober bei einem israelischen Angriff ums Leben gekommen.
Israels Armee: Suchhund-Kamera zeichnete Stimmen von Geiseln auf
13.05 Uhr: Beim Einsatz eines Suchhundes der israelischen Armee im Gazastreifen sind Hilferufe von drei Geiseln aufgezeichnet worden, die fünf Tage später versehentlich von Soldaten erschossen wurden. Der Hund sei während eines Gefechts mit einer Körperkamera in ein Gebäude geschickt worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari laut einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichen Mitschrift.
„Die Terroristen haben auf den Hund geschossen, und von dem Punkt an hörten wir die Stimmen der Geiseln“, sagte Hagari. Die Kamera am Körper des Hundes, der bei dem Einsatz getötet wurde, sei erst am Dienstag gefunden und ausgewertet worden.
Das Gebäude sei etwa einen Kilometer entfernt von dem Ort, wo die Geiseln später erschossen worden seien. Nach Auswertung der Kameraaufnahmen gehe man davon aus, dass die Männer, die die Geiseln festgehalten hätten, bei dem Vorfall getötet worden seien. Daraufhin hätten die Geiseln offenbar aus dem Gebäude fliehen können.
Israelische Soldaten hatten die drei israelischen Geiseln am Freitag in Schedschaija im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens versehentlich erschossen. Sie hatten keine Hemden an, einer hielt einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand. Die Armee erklärte später, die Soldaten hätten gegen die Einsatzregeln gehandelt, als sie dennoch das Feuer eröffneten.
Während eines Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober hatten Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas und anderer Gruppierungen rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Während einer Feuerpause wurden 105 Geiseln freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Israel vermutet, dass noch mehr als 100 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden.
Tunnel verbinden Wohnungen und Büros der Hamas
06.25 Uhr: Das israelische Militär hat neue Erkenntnisse zum weitreichenden Tunnelsystem der Hamas im nördlichen Gazastreifen veröffentlicht. Eine entscheidende Rolle spiele der Palästina-Platz im Zentrum der Stadt Gaza, teilte die Armee am Mittwoch mit. Von dort sollen „Büros und Wohnungen der politischen sowie militärischen Hamas-Führung“ unterirdisch erreichbar gewesen sein. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Am Sonntag hatte die Armee bereits die Freilegung eines Tunnelnetzes im Norden bekannt gegeben.
Nach der Übernahme eines Gebiets in der Stadt Gaza seien weitere Details der „strategischen Tunnelroute“ aufgedeckt worden, hieß es am Mittwoch. Neben Treppen ermöglichten demnach auch Aufzüge den Abstieg in das unterirdische System. In einigen Fällen seien Lebensmittel, Wasser- und elektrische Infrastrukturen gefunden worden. „Auf diese Weise konnten Hamas-Terroristen sowohl fliehen als auch für längere Zeit in ihren Verstecken bleiben“, hieß es.
Das Tunnelnetz soll den Angaben nach von den hochrangigen Funktionären der Organisation, Ismail Hanija, Jihia Sinwar, Mohammed Deif und anderen, genutzt worden sein, „um die operativen Aktivitäten der Hamas zu steuern“. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
UNO: Israel ordnet weitere Evakuierungen in Chan Junis an
Donnerstag, 21. Dezember, 03.02 Uhr: Israel hat nach Angaben der Vereinten Nationen weitere großflächige Evakuierungen der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens angeordnet. Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) erklärte, Israel habe am Mittwoch Karten veröffentlicht, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets neu als zu räumendes Gebiet ausgezeichnet würden.
In dem Gebiet lebten nach Angaben der UNO vor Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas mehr als 110.000 Menschen. Außerdem befinden sich in dem Gebiet demnach 32 Notunterkünfte, in denen mehr als 140.00 Binnenflüchtlinge lebten, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.
Die israelischen Streitkräfte erklärten derweil, am Mittwoch seien mit Bodentruppen, aus der Luft und vom Meer aus Angriffe gegen „dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur“ in Chan Junis ausgeführt worden.
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