Spannungen im Tarifstreit in der Chemieindustrie: Arbeitgeber schmettern Gewerkschafts-Vorschlag ab
Die Lage in der heimischen Chemie-Industrie gilt als unbestreitbar angespannt. Neue Tarifverhandlungen kommen für die Konzerne daher denkbar ungünstig - lange Verhandlungen bahnen sich an.
Teistungen/Frankfurt - Zum Auftakt der bundesweiten Tarifverhandlung für rund 585.000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie haben die Arbeitgeber zunächst kein Angebot vorgelegt. Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) hatte bereits vor dem Treffen am Dienstag (14. Mai) im thüringischen Teistungen angekündigt, zunächst über die angespannte wirtschaftliche Lage der Branche sprechen zu wollen.
Ohne eine gemeinsame Einschätzung könne es kein Angebot geben, hatte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller erklärt. Die Gewerkschaft ist mit einer Forderung nach 7 Prozent mehr Geld in die Verhandlung gegangen. Diese Forderung hatte der BAVC als „weder krisengerecht noch finanzierbar“ bezeichnet.
Gewerkschaft will neben Gehaltssteigerung auch neue Freizeitregelungen beschließen
Die Gewerkschaft will neben den Gehaltssteigerungen auch Vorteile für die eigenen Mitglieder gegenüber anderen Arbeitnehmern tariflich festschreiben. Messbare Vorteile könnten demnach mehr Freizeit, mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung für Gewerkschaftsmitglieder sein.
Ein Abschluss wird in Teistungen bei diesen weit auseinander liegenden Positionen nicht erwartet, auch wenn die Gespräche planmäßig erst am Mittwoch enden. Eine weitere bundesweite Verhandlungsrunde ist bereits für Anfang Juni in Wiesbaden verabredet. Den Bundesverhandlungen sind Gespräche in den neun Tarifregionen vorausgegangen, die am Ende in der Regel die Vereinbarungen der Bundesebene übernehmen.
Klar ist aber auch: In Streiks sollen diese Tarifverhandlungen nicht enden. Dass das in diesem Jahr eigentlich keine Besonderheit wäre, ist nach unzähligen Streiks in Bahn- und Luftfahrtbranche offensichtlich. In der Baubranche wird ebenfalls gestreikt - zum ersten Mal seit über zwei Jahrzehnten. (dpa, lf)