Geheimverhandlungen für Waffenruhe im Ukraine-Krieg? Russland äußert sich

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Der ukrainische Botschafter Serhij Kyslyzja im Juli 2024 spricht während einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates im UN-Hauptquartier in New York City, USA, und zeigt eine Karte der Ukraine. © IMAGO/Lev Radin / Pacific Press Agency

Einem Bericht zufolge wollten Kiew und Moskau in diesem Monat ein Abkommen verhandeln. Doch der Angriff auf Kursk soll laut Russland für ein Ende der Bemühungen gesorgt haben.

Moskau – Die Macht der Diplomatie ist still und diskret. Ihre Ergebnisse hingegen oft weitreichend und viel diskutiert. Jüngstes Beispiel dafür, was Geheimverhandlungen erreichen können, war etwa der historische Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen.

Wie die Washington Post berichtete, wollten Moskau und Kiew in Geheimgesprächen offenbar in diesem Monat über einen teilweisen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg verhandeln. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums wies den Bericht der US-Zeitung allerdings deutlich zurück.

Mutmaßliche Geheimverhandlungen in Katar: War ein Waffenstillstand zwischen Moskau und Kiew in Sicht?

Die Geheimverhandlungen sollten in Katar stattfinden, wie die Washington Post am Samstag (17. August) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen aus diplomatischen Kreisen mitteilte. Ziel war es demzufolge, die gegenseitigen Angriffe auf die Energie- und Strominfrastruktur einzustellen, was einem teilweisen Waffenstillstand gleichgekommen wäre. Als die Ukraine in der vergangenen Woche überraschend in der russischen Region Kursk einfiel, seien die indirekten Gespräche auf Eis gelegt worden, so der Bericht weiter. Denn in Moskau habe man den Kursk-Angriff als „Eskalation“ gewertet.

Dennoch habe Russland die Gespräche „nicht abgesagt, sondern gesagt, man solle uns Zeit geben“, zitiert die Washington Post einen Diplomaten. „Es gab und gibt keine direkten oder indirekten Verhandlungen zwischen Russland und dem Kiewer Regime über die Sicherheit der zivilen kritischen Infrastrukturen“, teilte hingegen die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, mit. Auf die Kursk-Offensive der Ukraine bezogen, die laut dem Bericht der US-Zeitung die Verhandlungspläne durchkreuzte, sagte Sacharowa bei einem Pressetermin: „Niemand hat etwas zunichtegemacht, weil es nichts gab, das man hätte vereiteln können.“

Hinter verschlossenen Türen: Geheimdiplomatie zwischen Moskau und der Ukraine?

Geheimhaltung ist ein Wesen der Diplomatie und beispielsweise nötig, damit die Verhandlungspartner ihr Gesicht wahren können oder bestimmte Aspekte eines möglichen Deals nicht öffentlich „zerredet“ werden. In der öffentlichen Debatte waren Pläne zu den von der Washington Post berichteten Gesprächen zu keinem Zeitpunkt bekannt. Seit April 2022, als sich Kiew aus den Verhandlungen mit Russland zurückzog, hätten Kontakte zwischen der russischen Seite und Kiew nur über Vermittler stattgefunden, so Sacharowa weiter.

Dies habe „ausschließlich humanitäre Fragen“ betroffen, „insbesondere den Austausch von Gefangenen“, betonte die Sprecherin. Weiter warf Sacharowa Kiew vermeintliche Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung in der Region Kursk vor und behauptete: „Natürlich gibt es, wie Wladimir Putin sagte, mit Menschen, die solche Dinge tun, nichts zu besprechen.“ Öffentlich bekannt waren Geheimgespräche in den ersten Kriegsmonaten, etwa in Istanbul, doch die Verhandlungen damals waren gescheitert. Später kam ein Getreide-Abkommen zwischen Moskau und Kiew zustande, aus dem Russland jedoch ausstieg.

Kursk im Fokus: Einmarsch als Verhandlungsstrategie der Ukraine?

Die Ukraine hatte vor dem Einmarsch in Kursk immer wieder Bereitschaft signalisiert, Verhandlungen mit Russland führen zu wollen. Nach Beginn der Bodenoffensive auf russischem Territorium wertete Moskau dies als Ablenkungsmanöver. Einige russische Analysten seien der Meinung, die Besetzung russischen Territoriums in der Region Kursk könnte der Ukraine für künftige Gespräche mit Moskau ein mächtiges Verhandlungsinstrument an die Hand geben, so der Washington Post-Bericht weiter. Vorausgesetzt, den ukrainischen Truppen gelänge es, ihre Positionen dort zu verteidigen.

„Putin hat mehrfach gesagt, dass jedes Friedensabkommen die Fakten vor Ort berücksichtigen müsse und dass Russland das eroberte Gebiet nicht aufgeben werde“, sagte Sergei Markov, ein politischer Analyst aus Russland zum Thema. Die Ukraine versuche mit Kursk, „diese Formel zu durchbrechen und russisches Territorium für einen Austausch zu gewinnen.“ Ukrainische Offizielle hatten zuletzt laut einem Bericht der US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War erklärt, dass man im Gebiet Kursk „keine langfristigen territorialen Ziele verfolgt, sondern darauf abzielt, einen operationsübergreifenden, operativen und strategischen Druck auf die russischen Streitkräfte auszuüben.“ (bme mit dpa).

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