„Und wenn es mich das Leben kostet“: Palästinenserpräsident Abbas kündigt Gaza-Besuch an

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Palästinenserpräsident Abbas spricht vor dem türkischen Parlament und kündigt dort an, in den umkämpften Gazastreifen reisen zu wollen. In der Praxis ist das wohl kaum umsetzbar.

Ankara – Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat bei einer Rede vor dem türkischen Parlament seine Absicht geäußert, in den abgeriegelten Gazastreifen zu reisen. „Ich habe mich entschieden, gemeinsam mit anderen Brüdern der palästinensischen Führung nach Gaza zu gehen“, verkündete er unter dem Applaus der türkischen Abgeordneten in Ankara. In der Praxis dürfte ein Besuch in dem immer noch heftig umkämpften Streifen Land am Mittelmeer kaum realisierbar sein, denn Israel führt dort Krieg gegen die radikalislamische Hamas.

„Ich werde gehen, und wenn es mich das Leben kostet“, insistierte Abbas dennoch. Sein Leben sei „nicht mehr wert als das eines Kindes“, sagte er unter Bezugnahme auf die zahlreichen palästinensischen Opfer des Konflikts. Das Gesundheitsministerium von Gaza gab heute an, dass seit dem 7. Oktober 2023 40.005 Palästinenser gestorben seien. In seiner Zählung differenziert es nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten, während Israel angibt, dass seine Armee im selben Zeitraum 14.000 Kombattanten getötet habe.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will Gazastreifen besuchen

„Die meisten der Toten sind Frauen und Kinder“, kommentierte Volker Türk, der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, die Zahlen. „Diese unvorstellbare Situation ist überwiegend auf die wiederholten Verstöße der israelischen Verteidigungskräfte gegen die Regeln des Krieges zurückzuführen“, fuhr er fort.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas spricht während einer Sondersitzung des türkischen Parlaments in Ankara am 15. August 2024. Während seiner Rede kündigte er seinen Besuch im umkämpften Gazastreifen an.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas spricht während einer Sondersitzung des türkischen Parlaments in Ankara am 15. August 2024. Während seiner Rede kündigte er seinen Besuch im umkämpften Gazastreifen an. © IMAGO/Thaer Ganaim/APAimages

Angesichts der anhaltenden Kämpfe dürfte es für Abbas schwierig werden, in den vollständig abgeriegelten Gazastreifen zu gelangen. Es gibt keine Landverbindung zum Westjordanland. Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wird auf der palästinensischen Seite derzeit von Israel kontrolliert.

Abbas: „Ohne Gaza kann es keinen palästinensischen Staat geben“

Der 88-jährige Abbas ist Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde und Vorsitzender der Fatah, genießt innerhalb der palästinensischen Bevölkerung allerdings kaum Rückhalt. Die Fatah und die Hamas sind die beiden größten Palästinenserorganisationen und gelten als erbitterte Rivalen.

Im Jahre 2006 gewann die Hamas die letzte palästinensische Parlamentswahl. Im Jahr darauf riss sie mit Gewalt die alleinige Kontrolle im Gazastreifen an sich und vertrieb die Fatah aus dem Gebiet. Abbas regiert seitdem de facto nur noch im Westjordanland.

Internationale Akteure betrachten seine Fatah als möglichen Partner für eine Nachkriegsordnung in Nahost. „Gaza gehört uns und wir werden keinen Vorschlag akzeptieren, der unsere Gebiete teilt“, betonte er vor diesem Hintergrund in seiner Rede in Ankara. „Ohne Gaza kann es keinen palästinensischen Staat geben“, bekräftigte er außerdem.

Abbas gedachte in Ankara getötetem Hamas-Chef Hanija

In Ankara gedachte Abbas auch des im Iran getöteten Hamas-Chefs Ismail Hanija. Der Iran und die radikalislamische Palästinenserorganisation machen Israel für die Tötung Hanijas verantwortlich, Israel hat sich bisher nicht dazu geäußert. Hanija war häufig in die Türkei gereist und hatte enge Beziehungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Der türkische Staatschef hatte Abbas am Mittwoch zu Gesprächen über eine Feuerpause im Gazastreifen empfangen, wie Ankara mitteilte. Vor seiner Rede im Parlament hatte Abbas Erdogan getroffen und diesem unter anderem für die Unterstützung des palästinensischen Volkes gedankt. (dpa/AFP/MicKis)

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