Daten aus Schweden - Trinken Frauen zu viel Milch, steigt das Herz-Risiko? Was neue Studie bedeutet

Im Kaffee, im Tee oder im Müsli: Milch kommt in nahezu jeder Küche zum Einsatz. Zwar steigen immer mehr Menschen auf tierfreie Alternativen um. Der Milchkonsum in Deutschland liegt jedoch noch immer bei rund 46 Kilogramm pro Kopf im Jahr.

Wie gesund das ist, darüber diskutieren Forscher seit Jahrzehnten. Zwar liefern Milchprodukte Eiweiß, genauso essentielle Nährstoffe wie Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklärt. Allerdingsstehen sie auch im Verdacht, ernsthafte Krankheiten wie Krebs zu begünstigen.

Und eine neue Studie von schwedischen Forschern konnte nun einen weiteren Aspekt ausmachen, der gesundheitliche Risiken in Zusammenhang mit einem hohen Milchkonsum stellt.

Studie: Hoher Milchkonsum steht in Zusammenhang mit Herzleiden

Das Team wertete zwei Kohortenstudien aus: Insgesamt wurden über 33 Jahre hinweg die Ernährungs- und Lebensstilfaktoren von über 100.000 Männern und Frauen ausgewertet, ebenso ihr Blut regelmäßig untersucht.

Zu Beginn der Studie litt keiner der Teilnehmer an Herzinsuffizienz oder Krebs. In den folgenden 33 Jahren erkrankten jedoch rund 18.000 Menschen an einer koronaren Herzkrankheit. Etwa 10.000 von ihnen erlitten einen Herzinfarkt.

Die Forscher betrachteten zahlreiche mögliche Einflussfaktoren, darunter auch Alkoholkonsum, Raucherstatus und andere Erkrankungen – und eben den Milchkonsum.

Dabei stellten sie fest:

  • Frauen, die viel Milch trinken, hatten ein höheres Risiko, an einem Herzleiden zu erkranken.

Genauer brachten sie einen Konsum bei Frauen von mehr als 300 Millilitern pro Tag mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung.

Dieses Risiko war im Vergleich zu 100 Millilitern

  • bei 400 Millilitern um fünf Prozent
  • bei 600 Millilitern um zwölf Prozent und
  • bei 800 Millilitern um 21 Prozent

erhöht. Ähnlich war der Zusammenhang bei einem akuten Herzinfarktrisko bei Frauen. Übrigens: Für fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Kefir galt dieser Zusammenhang nicht. Die Studie erschien jetzt im Fachblatt „BMC Medicine“.

Doch was steckt dahinter? Die Forscher haben zwei Enzyme im Verdacht, die den Blutdruck und Blutfluss regulieren. Ihre Spiegel würden durch einen hohen Milchkonsum erhöht. Ein kausaler Zusammenhang lässt sich aber allein durch diese Daten nicht nachweisen.

Was das für unseren Milchkonsum bedeutet

Bedeutet das nun also, dass wir unsere Ernährungsgewohnheiten ändern müssen? Etwa Frauen auf Milch verzichten sollten? Matthias Schulze, der Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, gibt Entwarnung: „Da die Risikoerhöhung nur bei sehr hohen Konsummengen beobachtet wurden, die in Skandinavien eher anzutreffen sind als anderswo, betreffen die Ergebnisse die meisten Konsumentinnen in Deutschland wohl nicht.“ Frauen in Deutschland trinken durchschnittlich 100 Milliliter Milch am Tag.

Schulze war nicht an der Studie beteiligt. Er rät dazu, sich an die Empfehlungen der DGE zu halten: zwei Portionen Milchprodukte am Tag. Diese Empfehlung beinhaltet auch alle fermentierten Milchprodukte. „Wer sich an diese Empfehlung hält, sollte entsprechend einen Konsum von Milch haben, der in einem Bereich liegt, der keine Risikoerhöhung laut der Studie erwarten lässt.“