ARD und ZDF nach Irans Angriff auf Israel am Pranger: Spott kommt sogar aus den eigenen Reihen

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Die Berichterstattung von ARD und ZDF zum Angriff des Irans auf Israel sorgt für Kritik. Sondersendungen suchte man in der Nacht zum Sonntag vergeblich.

München – Während der Iran mit Drohnen und Raketen das Gebiet von Israel angriff und eine Erweiterung des Kriegs im Nahen Osten provozierte, knobelten in der ARD Elton und Capital Bra über die Antworten auf ungewöhnliche Fragen.

Der öffentlich-rechtliche Sender entschied sich dagegen, das laufende Programm für eine Sondersendung zu unterbrechen – die ersten Meldungen über den Angriff kamen gegen 22 Uhr auf – und zeigte die über drei Stunden dauernden Quizshow „Wer weiß denn sowas XXL“ in voller Länger. Erst in den anschließenden Tagesthemen – rund 90 Minuten nach den Erstmeldungen – wurde der iranische Angriff auf Israel thematisiert. Eine Entscheidung, die für reichlich Kritik und Spott sorgte – auch aus den eigenen Reihen.

Iran-Angriff auf Israel: ARD und ZDF ernten für Berichterstattung Spott und Kritik

Georg Restle, Leiter des ARD-Politmagazins Monitor, schrieb in der Nacht zum Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst X mit klarem Fingerzeig: „Gut, dass es die BBC gibt, um sich live im TV darüber zu informieren, was in Israel gerade geschieht #Programmauftrag.“

Flammen von Explosionen erscheinen am Himmel über Tel Aviv. In einem Kreis ist ARD-Moderator Georg Restle zu sehen.
ARD und ZDF verzichteten am Samstag auf eine Sonderberichterstattung zum Angriff des Irans auf Israel. Auch zum Unmut von Moderator Georg Restle (Kreis). © Montage: Henning Kaiser/Tomer Neuberg/dpa

Während die britische BBC und der US-Nachrichtensender CNN ihr Programm auf die Großlage im Nahen Osten angepasst hatte, sendeten die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland weiter ihr Standardprogramm. Im Ersten wurde gequizt, im ZDF ging es nach einem fünfzehnminütigen „heute Journal“ wie geplant mit dem „Aktuellen Sportstudio“ weiter – Bundesliga statt Eskalation im Nahen Osten.

Täter-Opfer-Umkehr im Ersten? Moderator sorgt mit Israel-Aussage für Aufsehen

Doch auch als gegen 23.25 Uhr planmäßig die Tagesthemen über die jüngsten Entwicklungen berichteten, sorgte Moderator Ingo Zamperoni mit seinen einleitenden Worten für den nächsten Aufreger. „Es muss den Verantwortlichen in Israel sehr klar gewesen sein, dass dieser Zwischenfall nicht ohne Folgen bleiben würde“, sagte Zamperoni zu Beginn der Sendung. Dabei bezog sich der 49-Jährige auf den mutmaßlich von Israel ausgeführten Luftangriff auf das iranische Konsulat im syrischen Damaskus am 1. April. Dabei waren sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde getötet worden.

Für diverse Nutzer auf X stellten die Worte des Moderators eine Täter-Opfer-Umkehr dar. Israel müsse sich seit Jahrzehnten gegen Angriffe der vom Iran unterstützten Milizen der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon zur Wehr setzten, hieß es in zahlreichen Kommentaren. Der Blog ÖRR Antisemitismus Watch, schrieb in einem Beitrag auf X: „Dieser Satz suggeriert, dass Israel den heutigen Angriff Irans provoziert habe.“ Die Tagesthemen-Redaktion teilte auf Anfrage von Bild.de mit, dass die Moderation keine Bewertung der Situation darstelle.

300 Drohnen und Raketen – historischer Iran-Angriff auf Israel

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik von seinem Staatsgebiet aus direkt Israel angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden bei dem Angriff fast alle der 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen abgewehrt. Unklar blieb danach zunächst, ob und wie Israel reagieren wollte. (fd mit Material von dpa)

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