Nach Netflix nun auch Disney Plus: Account-Sharing soll schon bald beendet werden – Erste Details bekannt
Disney Plus will gegen das Teilen von Passwörtern vorgehen. Ab April 2024 unterbindet der Streaminganbieter das Account-Sharing – neues Abo-Modell soll folgen.
Burbank – Disney plant, das Teilen von Disney-Plus-Accounts außerhalb des eigenen Haushalts zu erschweren. Bob Iger, CEO von Disney, kündigte diese Maßnahme bereits im August 2023 an, ohne nähere Details genannt zu haben. Nun wird der Micky-Maus-Konzern genauer. Ab Ende März 2024 soll es demnach nicht mehr möglich sein, seinen Account mit anderen Nutzern zu teilen, wie Comicbook.com berichtet. Diese Strategie ähnelt den Maßnahmen, die Netflix bereits in Deutschland und anderen Ländern umgesetzt hat, was zu einem Anstieg der Abonnentenzahlen und Umsätze führte.
Es ist üblich geworden, dass bei Streamingdiensten wie Disney+, Netflix und Amazon Prime Video ein Abonnement von einer Person abgeschlossen wird und dann Familie und Freunde finanziell dazu beitragen, um den Account gemeinsam zu nutzen. Allerdings stellt sich bei der Vielzahl neuer Streamingdienste und exklusiver Inhalte die Frage, ob dieses sogenannte Account-Sharing überhaupt erlaubt ist.
Account-Sharing: Ist das Teilen von Streaming-Account-Passwörtern legal?
Ein Blick in die AGB von Disney+ bringt Antworten. Denn obwohl es möglich ist, auf Disney+ mit mehreren Geräten gleichzeitig zu streamen, ist das Teilen von Accounts mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts gemäß den AGB eigentlich nicht gestattet. Disney+ ist darauf ausgelegt, dass jeder Nutzer dem gleichen Haushalt angehört, sodass Eltern und Kinder gleichzeitig verschiedene Inhalte streamen können.
Daher ist das Teilen eines Accounts mit Freunden, die nicht im selben Haushalt leben, eigentlich untersagt. Bisher war es lediglich geduldet. Im Abschnitt 3bx des Nutzungsvertrages von Disney+ heißt es wörtlich: „Ihr vertragliches Nutzungsrecht berechtigt Sie nicht zu folgenden Handlungen: [...] Ihre Zugangsdaten Dritten mitzuteilen.“
Netflix als Vorbild: Auch Disney Plus zieht Konsequenzen
Es bleibt aber unwahrscheinlich, dass Nutzer, die ihre Daten mit anderen geteilt haben, rechtliche Konsequenzen befürchten müssen. In der Regel werden keine Schadensersatzansprüche geltend gemacht. Es besteht jedoch das Risiko, dass das Konto eingeschränkt beziehungsweise gesperrt wird. Disney+ erlaubt zwar mehrere Profile und gleichzeitiges Streaming, aber bei verdächtiger Aktivität, wie dem Einloggen von verschiedenen Standorten aus, könnte der Streaminganbieter dem Konto Nutzungsrechte entziehen.
In einer Mail, die Disney seinen Abonnenten in den USA zugeschickt hat, heißt es: „Sofern Ihr Vertrag es nicht anders vorsieht, dürfen Sie Ihr Abonnement nicht außerhalb Ihres Haushalts teilen. Wir können nach eigenem Ermessen die Nutzung Ihres Kontos analysieren, um die Einhaltung dieser Vereinbarung festzustellen. Wenn wir nach eigenem Ermessen feststellen, dass Sie gegen diese Vereinbarung verstoßen haben, können wir den Zugang zum Dienst einschränken oder beenden und/oder andere Maßnahmen ergreifen, die nach dieser Vereinbarung zulässig sind.“
Disney+: Neues Flex-Abo soll Account-Sharing ermöglichen
Disney arbeitet aber an einem Abo-Modell, das es ermöglicht, den Account trotzdem mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts zu teilen. Laut Disney CFO Hugh Johnston entwirft der Streaminganbieter im weiteren Verlauf des Jahres 2024 für genau diese Zwecke ein Flex-Abo. Wie teuer dieses sein wird, soll im zweiten Quartal bekannt gegeben werden, berichtet Deadline.
Die von Disney nun unternommen Schritte, das Account-Sharing einzudämmen, wurden bereits im September 2023 geplant. Bei einer Konferenz verkündete Disney CEO Bob Iger: „Wir arbeiten aktiv daran, das Thema Account-Sharing anzugehen und die besten Optionen für zahlende Abonnenten zu finden, um ihre Accounts mit Freund*innen und Familie zu teilen. Später in diesem Jahr werden wir beginnen, unsere Abonnent*innenverträge mit zusätzlichen Bedingungen und unseren Sharing-Richtlinien zu aktualisieren und wir werden irgendwann im Jahr 2024 Taktiken zur Förderung der Monetarisierung einführen.“
Meine news
Disney CEO Bob Iger über die Zukunft der Streamingplattform Disney Plus
In einem Interview mit CNBC, das unmittelbar vor der Bilanzpressekonferenz stattfand, sagte Iger, Netflix sei das Vorbild für Disneys Bestreben nach einer strikteren Politik in Bezug auf das Teilen von Passwörtern. „Unser Ziel ist es, dieses Geschäft nicht nur profitabel zu machen, sondern es auch zu einem Geschäft zu machen, das Margen liefert, mit denen wir uns wohlfühlen und die wir von allen unseren Geschäften erwarten“, sagte er.
„Netflix hatte einen Vorsprung von über 10 Jahren vor uns. [...] In vielerlei Hinsicht ist das [Disney]Streaming-Geschäft noch im Entstehen, aber sehr erfolgreich, wenn man sich die Zahl der weltweiten Abonnenten ansieht, die wir sofort und seither gewonnen haben. Aber wenn man an Netflix denkt und daran, was sie in Sachen Passwortfreigabe getan haben, zu der wir später in diesem Jahr kommen werden ... das wird sich erst 2025 auf uns auswirken.“
Im Jahr 2022 kündigte Netflix an, aktiv gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen. Zunächst wurde dies in den USA eingeführt, und seit Mai 2023 gilt diese Regelung auch in Deutschland. Nutzer außerhalb desselben Haushalts, die ein Konto teilen möchten, müssen seither einen zusätzlichen Beitrag von 4,99 Euro zahlen. Obwohl einige Bedenken geäußert wurden, hat sich diese Maßnahme als erfolgreich erwiesen. Im vergangenen Mai gab Netflix bekannt, dass, laut Comicbook.com, seit der Einführung dieser Regelung über fünf Millionen neue Abonnements abgeschlossen wurden. (ls)