"Sie konnten es nicht begreifen" - Ukrainischer Drohnenpilot bringt Russen an umkämpfter Ostfront zur Verzweiflung

Sie nennen ihn „Soundguy“ und seine Einheit „Boogyman“. Ihre Aufgabe: Mithilfe von sprengstoffbeladenen Drohnen russische Aufklärungsdrohnen vom Himmel zu holen. Über die Arbeit von „Soundguy“ berichtet die britische „Times“. 

Ukrainischer Drohnenpilot wird an umkämpfter Ostfront zum Helden

In den vergangenen Monaten haben ein 26-Jähriger und sein Team mehr als 50 russische Überwachungsdrohnen an der ukrainischen Ostfront zerstört. Dadurch verringert sich nicht nur die russische Dominanz bei der Aufklärung und Überwachung der Region, sondern auch der Druck auf ukrainische Einheiten am Boden.

ANZEIGE

Welchen Vorteil die russischen Hightech-Drohnen bieten, zeigt ein Beispiel aus dem März. Damals entdeckte eine Überwachungsdrohne zwei auf Lastwagen montierte Raketenwerfer, die zu einem von Deutschland gelieferten Patriot-System gehörten. Die Russen reagierten schnell und nahmen den Konvoi mit Iskander-Raketen ins Visier, die einen Volltreffer landeten. Beide Patriot-Werfer wurden nachweislich zerstört, ein verheerender Verlust, der die Ukraine mit einem einzigen Angriff 13 Prozent ihrer Patriot-Werfer gekostet hat.

ANZEIGE

Im Juni begann „Soundguy“ mit seiner Drohnenarbeit. Dafür versah er eine kleine, 1,5 Kilogramm schwere, handelsübliche FPV-Drohne mit Sprengstoff. Er schaffte es, sie an eine russische Zala-Drohne heranzufliegen und löste eine Explosion aus. Es war der erste Abschuss.

ANZEIGE
ANZEIGE

Inzwischen ist rund um „Soundguy“ eine Einheit entstanden, die mit ihren Kamikazedrohnen auf Jagd geht. „In den ersten Tagen dieses Sommers, als wir zum ersten Mal herausfanden, wie man FPVs in großer Höhe einsetzt, konnten die Russen nicht begreifen, wie sie plötzlich so viele Drohnen verlieren konnten“, erinnert sich „Jesus“, ein 36-jähriger Marinesoldat, der ebenfalls bei „Boogyman“ dient. „Für uns schien es so einfach, sie vom Himmel zu vertreiben.“

ANZEIGE

Drohnen-Wettrüsten beginnt: "Zukunft des Krieges"

Die Russen passten sich dem Bericht nach jedoch schnell an die neue Bedrohung an und änderten ihre Drohnentaktik, um Verluste zu begrenzen. Die Drohnenpiloten erhöhten ihre Flughöhe sowie Geschwindigkeit und fliegen häufiger nachts. 

Auch die Ukrainer haben reagiert und setzen nun Kamikazedrohnen in großer Höhe ein, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind. „Diese Form der Kriegsführung verändert sich so schnell, dass sich unsere eigenen Drohnendesigns von Woche zu Woche ändern“, sagt „Jesus“. „Bei einem sind wir uns sicher: Die Zukunft dieses Krieges liegt bei Drohnen und Drohnenpiloten.“

ANZEIGE

Von Lion Grote

Das Original zu diesem Beitrag "Ukraine-Invasion, Tag 957: Mit Kamikazedrohnen auf Jagd am Himmel" stammt von Tagesspiegel.