Trumps Zollpolitik ist laut Experte „riesige Chance für Europa und Deutschland“

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US-Präsident Trump sorgt mit verschärften Zöllen weltweit für Unsicherheit. Experten sehen darin jedoch einen Vorteil für Europas Wirtschaft.

Berlin/Washington D.C. – Mit seiner aggressiven Zollpolitik hat Donald Trump international Chaos verursacht. Am Freitag kündigte der US-Präsident überraschend an, die Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium auf 50 Prozent zu verdoppeln. Diese Maßnahme soll bereits ab Mittwoch in Kraft treten. Weltweit reagierten Partnerländer mit Irritation und Kritik.

Trumps Zollkrieg: Experten fordern Reformen für mehr Investitionen und Wachstum

Allerdings gibt es auch positive Stimmen. Der Regierungswechsel in Berlin stärkt das Vertrauen vieler Führungskräfte. Robert Halver, Chefstratege der Baader Bank, drängt auf überfällige Reformen, um Investoren nach Deutschland zu holen. Gegenüber der Bild sagte er: „Wenn wir es durch politische Reformen schaffen, Deutschland und Europa attraktiver und verlässlicher als die USA zu machen, dann ist es durchaus möglich, das Kanzler-Ziel von zwei Prozent Wachstum zu erreichen.“

Auch Ökonom Professor Jens Südekum erklärt gegenüber Bild, dass die aktuelle Marktlage für Deutschland günstig sei. Die deutsche Wirtschaft blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Gleichzeitig warnt Südekum jedoch vor der bestehenden Unsicherheit, die „Gift für Investoren“ sei. Der Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht „eine riesige Chance für Europa“ in der derzeitigen Weltwirtschaft, erklärte er gegenüber Bild.

Umfrage zeigt: Trump-Zölle stärken Deutschlands Rolle als Investitionsstandort

Erst kürzlich deutet auch eine Umfrage auf mehr Investitionen hin. Die von Donald Trump Anfang April angekündigte Zolloffensive bringt neue Bewegung in die Investitionspläne deutscher Unternehmen. Laut der Frühjahrsumfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte ziehen viele Finanzvorstände deshalb verstärkt Investitionen im Inland in Betracht. Befragt wurden 200 Finanzchefs deutscher Firmen. „Geo- und handelspolitische Themen dominieren zunehmend Märkte und damit die Aussichten von Unternehmen“, sagt Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.

Vor Trumps Zollankündigung am 2. April planten 73 Prozent der von Deloitte befragten Finanzvorstände, mittelfristig in Deutschland zu investieren. Nach der Ankündigung von Zöllen in Höhe von 20 Prozent auf EU-Importe stieg der Anteil auf 80 Prozent. Nach dem 2. April sank der Anteil der Unternehmen, die Nordamerika als Investitionsschwerpunkt nennen, von 25 auf 19 Prozent. Auch in Bezug auf Asien zeigen sich rückläufige Investitionspläne.

Trumps Handelspolitik: Drohende Zölle auf EU-Stahl könnten deutsche Exporte stark belasten

US-Präsident Trump
Zölle sind Trumps Lieblingswaffe. (Archivbild) © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit verfolgt Trump eine aggressive Handelspolitik, die wiederholt weltweite Lieferketten und Aktienmärkte erschüttert hat. Letzte Woche drohte der US-Präsident mit Zöllen von bis zu 50 Prozent auf Waren aus der EU. Nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, teilte Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social mit, der Start der zusätzlichen Einfuhrgebühren in Höhe von 50 Prozent werde auf den 9. Juli verschoben. Von der Leyen habe ihm zugesagt, dass nötige Gespräche schnell starten würden, schrieb Trump. Die Einfuhrzölle sollten ursprünglich ab 1. Juni in Kraft treten.

Die neuen Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium könnten Deutschland allerdings treffen. Deutschland zählt zu den zehn größten Stahlexporteuren in die Vereinigten Staaten. Nach Angaben des deutschen Stahl-Branchenverbands sind die USA der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Innerhalb der EU ist Deutschland der größte Stahlproduzent und liefert jährlich rund eine Million Tonnen, vor allem Spezialstahl, in die USA. Die neuen Zölle dürften voraussichtlich zu einem allgemeinen Anstieg der Stahlpreise führen. (jal/dpa)

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