Bürgerumfrage in Herrsching: Pro Natur mit Ergebnis zufrieden

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Die Initiative „Pro Natur“ Herrsching möchte die gelebte Demokratie“ in der Ammersee-Gemeinde fördern. (v.l.) Petra Behcet, Heidi Körner, Karin Casaretto, Karl-Heinz Wirth, Ela Bauer und Norbert Wittmann. © Gross

Unter dem Motto „Zuhören, verstehen, gemeinsam gestalten“ haben die Einwohner der Gemeinde Herrsching am Ammersee bei der Bürgerumfrage der Initiative „Pro Natur Herrsching“ abgestimmt. Die Ergebnisse wurden diese Woche vorgestellt.

Herrsching - 966 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Herrsching haben an der kürzlich gestarteten Umfrage der Initiative „Pro Natur Herrsching“ teilgenommen – das entspricht etwa zehn Prozent der insgesamt 11.099 Einwohner der Gemeinde (Stand 31. Dezember 2024) im Landkreis Starnberg. „Ab zehn Prozent Beteiligung könne man von einem signifikanten Stellenwert einer Umfrage sprechen“, erklärt Karin Casaretto, Vorsitzende von Pro Natur Herrsching.

Umfrage in Herrsching: Pro Natur mit Ergebnis zufrieden

Die Bürgerbefragung lief vom 2. März bis zum 2. Juni 2025. Interessierte konnten in Papierform, online über die Webseite von Pro Natur oder per QR-Code daran mitmachen. Die durchschnittliche Dauer der Teilnahme lag bei etwa 13 Minuten, verteilt auf die neun Themenblöcke. Als besonders wichtig erachteten die BürgerInnen die nachhaltige Gestaltung ihrer Gemeinde und die gelebte Demokratie. Beim Thema „Baumschutz“ war die Beteiligung am höchsten. Im Bereich „Wärmenetz für Herrsching“ (Punkt 5 der Umfrage) gaben 51 Prozent an, keine konkreten Angaben machen zu können, da ihnen die Rahmenbedingungen fehlten.

Der erste Punkt der Umfrage, die Ortsgestaltung des Bahnhofs, stieß auf großes Interesse: Über 64 Prozent wünschen sich, dass das Areal auch für kulturelle Zwecke genutzt wird. 24 Prozent (220 Personen) fühlen sich am Bahnhof Herrsching unsicher und fordern mehr Maßnahmen gegen Kriminalität.

Gymnasiums-Tiefgarage soll am Wochenende der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen

Im Bereich „Verkehr“ (Punkt 2) gaben über 74 Prozent an, dass die Tiefgarage des Gymnasiums an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien als gebührenpflichtiger Parkplatz für die Öffentlichkeit genutzt werden soll. Zudem wünschen sich 42 Prozent die Möglichkeit, Fahrräder am Bahnhof auszuleihen, während nur 20 Prozent für ein Car-Sharing-Angebot in Herrsching stimmen.

Beim Themenschwerpunkt „Mobilität“ (Punkt 3) schnitten die Fahrradstraßen im Gemeindegebiet gut ab, die Fahrradspuren fielen allerdings durch, da sie von vielen „als zu gefährlich“ bewertet wurden. Allgemein wünschten sich die Teilnehmenden mehr Priorität für Fußgänger und Fahrradfahrer.

Möglichst viele Bäume in Herrsching sollen erhalten bleiben

Punkt 4, der Baumschutz, fand das meiste Interesse. 71 Prozent möchten, dass möglichst viele Bäume erhalten bleiben. 37 Prozent wünschen sich eine rechtswirksame Baumschutzverordnung. Weitere 37 Prozent fordern eine Verordnung, bei der im Falle einer Unzumutbarkeit, die private Baumpflege durch die Gemeinde unterstützt wird, zum Beispiel in Form von Baumpatenschaften. Bei den erneuerbaren Energien (Punkt 6) waren Tiefengeothermie und Flächen-PV am beliebtesten. 32 Prozent sprachen sich gegen Windkraft aus.

Im Themenbereich „Extremwetter und Klimawandel – ist Herrsching ausreichend geschützt?“ (Punkt 7) gab es ein klares Votum für mehr Klimaschutz: Über die Hälfte wünschen sich begrünte Dächer und Fassaden sowie Kühlinseln in der Gemeinde. Karin Casaretto erwähnte an dieser Stelle, dass bereits Trinkwasserbrunnen für den Bahnhofsbereich und die Promenade in Planung seien.

Mehr Angebote für Jugendliche und Stärkung des Einzelhandels gefordert

Bei Punkt 8 der Umfrage wurde gefragt, wie gut die Demokratie in Herrsching funktioniert. Dabei gaben 37 Prozent an, mit dem amtierenden Bürgermeister Christian Schiller zufrieden zu sein. Allerdings bewerteten 28 Prozent seine Arbeit als schlecht oder sogar sehr schlecht. Besonders Menschen mit geringem Einkommen und Jugendliche haben das Gefühl, dass ihre Interessen im Gemeinderat nicht ausreichend vertreten werden.

In den Kommentaren und Anregungen wurden unter anderem ein Müllkonzept für Herrsching, mehr lokale Angebote für junge Leute und die Stärkung des Einzelhandels gefordert. Viele wünschen sich „ein Herrsching, das nicht nur für Touristen, sondern auch für Einwohner lebenswert ist“, und einige kritisieren, dass das Leben in der Gemeinde, vor allem für Familien, „unbezahlbar“ sei.

Pro-Natur-Mitglieder wollen im Gemeinderat mitentscheiden

Die Umfrage ist nun abgeschlossen, und es geht jetzt darum, die Ergebnisse in die Tat umzusetzen. Einige der 17 Mitglieder von Pro Natur Herrsching planen, bei den kommenden Kommunalwahlen am 8. März 2026 für den Gemeinderat zu kandidieren. Ziel ist es, möglichst viele Wünsche und Anliegen der Einwohner zu verwirklichen. Darüber hinaus möchte Pro Natur ihren Bekanntheitsgrad noch weiter steigern. So wird die Initiative beispielsweise beim Sommerfest am 12. Juli 2025 in Wartaweil am Stand des Bund Naturschutz vertreten sein.

walk and talk: Gesprächsrunde, um mit verschiedenen Interessensgruppen ins Gespräch zu kommen

Karin Casaretto, Klimamanagerin und Vorsitzende von Pro Natur, möchte außerdem eine Art „walk and talk“ – eine informelle Gesprächsreihe – ins Leben rufen, bei der sie mit Senioren, Jugendlichen, Vereinen und anderen Interessierten ins Gespräch kommen will. Zudem wünscht sie sich, dass die Gymnasiasten in Herrsching stärker in Klimaschutz-Projekte eingebunden werden. Momentan besteht jedoch kein großer Bedarf, Klimaschutz-Angebote direkt im Unterricht anzubieten, bedauert Casaretto. Sie sieht darin aber eine wichtige Aufgabe, um das Bewusstsein für den Klimaschutz in der Gemeinde weiter zu stärken.

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