Von wegen angestaubt: Bibliothek gibt Einblick in Alltag mit RFID-Tags und Schildkröten

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Ein paar Handgriffe braucht es für neue Medien. Jedes Buch etwa bekommt einen Eigentumsstempel, einen RFID-Tag und einen Strichcode, demonstrieren Laura Diebl (li.) und Franziska Rückerl-Dobrowolski. © Sabine Hermsdorf-hiss

Zum Tag der Bibliotheken zeigt das Team in Geretsried, wie Medien bearbeitet und Veranstaltungen für Kinder und Schulen vorbereitet werden.

Geretsried – Es ist kurz nach 9 Uhr am Morgen. Die Herbstsonne fällt durchs Fenster auf endlos wirkende Regal-Reihen. Der Duft von Papier mischt sich mit der frischen Luft, die durch die geöffneten Fenster zieht. Noch ist es mucksmäuschenstill in der Stadtbibliothek. Aber das wird sich bald ändern, wenn die gläsernen Türen für Groß und Klein öffnen. Anlässlich des Tags der Bibliotheken an diesem Freitag durfte unsere Zeitung einen Blick hinter die Kulissen in den Räumlichkeiten an der Adalbert-Stifter-Straße werfen.

Vorbei an Schildkröten geht es zu den Lagerräumen

Erstaunlich, aber wahr: In der Bibliothek leben Schildkröten. Nimmt man es genau, sind die Reptilien nicht in den Räumen der Bibliothek untergebracht, sondern im Bereich der Aquarianer. Durch den führt uns Bibliotheksleiterin Hannah Vogel durch, als sie uns die Lagerräume der Bibliothek zeigt. Und tatsächlich – aus den großen Wasserbecken glubschen die Tiere und gleiten unbeirrt durchs Wasser, als Vogel im Zimmer daneben auf alte Kästen mit Karteikarten deutet. „Gerade sind wir dabei, alles auf den aktuellen Stand zu bringen“, sagt sie.

Neben solchen bürokratischen Aufgaben gibt es auch Dinge zu erledigen, weit bevor die Nutzerinnen und Nutzer zum Stöbern und Schmökern kommen. Da herrscht schon emsiges Treiben, von dem die meisten gar nichts mitbekommen. „Zuerst leeren wir die Rückgabebox und buchen die Medien zurück“, erzählt Bücherleiterin Hannah Vogel von den To-dos, die jeden Morgen weitgehend gleich ablaufen. „Alle Selbstverbucher werden angeschaltet, die Medien wieder eingestellt und wir schaffen Ordnung.“

Geretsried - Hinter den Kulissen der Stadtbücherei - Hannah Vogl Lager für Deko und Flohmarktbüchern sowie jahreszeitlichen Buchthemen
Bücher für Ostern und Weihnachten, aber auch Deko und Zubehör für Veranstaltungen lagern im Keller. Büchereileiterin Hannah Vogel schaut die Sachen durch. © Sabine Hermsdorf-hiss

Danach gleicht aber kein Tag dem anderen. Es warten Klassenführungen oder ein Bilderbuchkino, aber auch die Marktsichtung, der Einkauf von Medien, deren technische Bearbeitung, das Katalogisieren oder die Planung von Veranstaltungen. „Anfragen müssen bearbeitet werden, finanzielle Angelegenheiten geregelt werden, Termine mit Schulen oder Kindergärten vereinbart werden“, zählt Vogel auf.

Im Keller gibt es übrigens noch mehr Lagerfläche, in die wohl nur selten ein Nutzer je einen Blick werfen wird. Zwischen Regalen mit religiösen Titeln führt eine Tür ab. Dahinter warten die saisonalen Medien auf ihren Einsatz, also solche, die nur zu Weihnachten oder Ostern präsentiert werden. In großen Kisten lagern Deko und Sitzkissen für Veranstaltungen.

Hinter der Ausleihtheke gibt es auch einen kleinen Raum. Gerade finden dort Umbaumaßnahmen statt. Doch auch einige neu eingetroffene Medien liegen auf Rollwägen herum. Sie müssen noch bearbeitet werden, damit sie anschließend in die Regale einziehen können. Kommt eine Lieferung, werden die Medien zuerst auf die zuständigen Mitarbeiter verteilt. Bibliotheksleiterin Hannah Vogel ist für die Sachbücher zuständig, Laura Diebl für Belletristik, Julia Kundel bearbeitet audiovisuelle Medien und Philipp Baindl Kinder- und Jugendbücher.

Geretsried - Hinter den Kulissen der Stadtbücherei - alte Karteikästen
Antiker Kasten: Die Karteikarten in den Schubladen werden gerade bearbeitet und alles auf den neusten Stand gebracht. © Sabine Hermsdorf-hiss

„Die Medien werden katalogisiert und technisch bearbeitet, je nach Kategorie ist das unterschiedlich“, erklärt Vogel. Bei den Büchern ist es zum Beispiel so, dass jedes einen Eigentumsstempel erhält, einen RFID-Tag und einen Strichcode. „Wichtig ist ein einheitliches Endergebnis.“

Wenn Bücher von einer Ausleihe wieder zurückkommen, erleben Vogel und ihr Team manchmal Überraschungen. „Postkarten, Briefe, Notizen oder Fotos bleiben häufig darin zurück. Oder Taschentücher – unbenutzt natürlich“, ergänzt Vogel und lacht. „Mit Lesezeichen könnten wir schon ein Museum erstellen.“

In den Büchern wartet bei der Rückgabe so manche Überraschung

Sie und ihr Team pflegen ein sehr gutes Miteinander. „Wir versuchen einmal in der Woche eine Team-Besprechung abzuhalten“, berichtet die Bibliotheksleiterin. „Das ist zwar nur bedingt möglich“, räumt sie ein, „aber in meinen Augen erstrebenswert.“ Einmal im Jahr wird gemeinsam aufgeräumt und ausgemistet. Doch auch das Vergnügen kommt nicht zu kurz. „Heuer fahren wir das vierte Jahr in Folge zur Münchner Bücherschau. Das kombinieren wir immer mit einer Art Fortbildung“, sagt Vogel, „zum Beispiel schauen wir uns andere Bibliotheken an.“

Am Tag der Bibliotheken am 24. Oktober „kommt ein W-Seminar zu uns für eine Recherche-Schulung und wir haben einen Kindergarten für ein Bilderbuchkino zu Gast.“ oy