Grundsteinlegung bei Roche in Penzberg: Kanzler Scholz lobt die Biotech-Branche
Roche: 1,3 Milliarden Euro in letzten fünf Jahren für Penzberger Werk
Mit einem Gesamtumsatz von 8,3 Milliarden Euro in 2023 (plus 2,4 Prozent gegenüber 2022) blickt Roche in Deutschland auf „ein erfolgreiches Geschäftsjahr“ zurück. Da können Großprojekte wie das nun in Penzberg leichter allein gestemmt werden. Die 600 Millionen Euro für das neue Diagnostik-Produktionszentrum sind zwar die größte Summe, die der Konzern bislang in Deutschland in ein Einzelprojekt steckt, aber beileibe nicht der einzige Invest. Roche investiert konsequent in seine deutschen Standorte. In den letzten fünf Jahren (2019 bis 2023) flossen nach Unternehmensangaben insgesamt mehr als drei Milliarden Euro in die Standorte Penzberg, Mannheim, Grenzach und Ludwigsburg – davon allein rund 1,3 Milliarden Euro in das Oberland. Das Gesamtvolumen aller Investitionsprojekte, die Roche 2023 in Deutschland umgesetzt oder auf den Weg brachte, belaufe sich auf mehr als 1,4 Milliarden Euro – 350 Millionen Euro flossen vergangenes Jahr ins Penzberger Werk, das 2022 sein 50-jähriges Bestehen feierte.
Thomas Schinecker, CEO der Roche-Gruppe, machte bei der Pressekonferenz zur Grundsteinlegung für das neue Produktionszentrum klar, dass das Großprojekt kein Einzelfall ist. „Wir investieren in Penzberg.“ Derzeit laufen weitere große Bauvorhaben im Nonnenwald. An die 250 Millionen Euro werden in das neue Diagnostik-Forschungsgebäude „LEAP” gesteckt. Geradezu bescheiden nimmt sich das neue Biomasse-Heizwerk für die Waldrestholz-Verfeuerung mit rund 22 Millionen Euro aus. Rund 90 Millionen Euro hatte der Konzern in das deutschlandweit erste Gentherapie-Entwicklungszentrum investiert. Der Standort Penzberg spiele eine „ganz zentrale Rolle“, betonte Schinecker. 80 Prozent der Einsatzstoffe, die weltweit zum Einsatz kommen, würden im Werk produziert.
Der CEO nutzte die Gelegenheit aber auch, um altbekannte politische Forderungen des Konzerns zu erneuern. Das reichte vom „Abbau bürokratischer Hürden“ in Deutschland über mehr Digitalisierung im Gesundheitssystem, für die sich Roche seit Jahren stark macht, bis hin zu mehr Innovationsfreundlichkeit. „Ohne Innovation kein Wachstum“, lautete Schineckers Grundformel.
Ein Beispiel für Innovation ist da das neue Produktionszentrum in Penzberg. Schinecker nannte es „ein Symbol für Hochtechnologie und Nachhaltigkeit“. Künftig sollen in dem fünfgeschossigen Gebäude (plus Technikzentrale auf dem Dach und zwei Kellergeschosse) mehr als 450 essentielle Einsatzstoffe für diagnostische Tests für die Patientenversorgung hergestellt werden. Die Baustelle auf dem 9.200 Quadratmetern großen Grundstück wird genauso gewaltig wie die Investition. Den Betonbedarf für das 73 Meter lange, 41 Meter breite und 37 Meter hohe Gebäude mit seinen 23.500 Quadratmetern Geschossfläche bezifferte Bauprojektleiter Ludger Dierkes mit rund 42.000 Tonnen. Das entspreche 2.200 Betonlastern. 74.000 Kubik Erdbewegungen fallen an, was etwa 6.200 Lkw-Ladungen entspricht (die laut Roche überwiegend am Standort wiederverwendet würden). 150 Kilometer an Rohren und 800 Kilometer Kabel werden verlegt.
Rund 200 Mitarbeiter sind bei Produktionsbeginn eingeplant. Aber: Das bedeutet nicht automatisch neue Jobs im Penzberger Werk, wie bei Claudia Fleischer, Geschäftsführerin der Roche Diagnostics GmbH, herauszuhören war. Vielmehr würden Mitarbeiter „unter einem Dach“ zusammengeführt. Allerdings werde der Personalstand „organisch“ weiterentwickelt. 7.730 Mitarbeiter zählte der Roche-Campus Ende 2023, davon 309 Azubis und Studierende. Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht. „Wir stellen weiter ein in Deutschland“, machte CEO Schinecker klar. Was dann auch mit weiterer Bautätigkeit in Penzberg einher gehen wird – die Grundlage dafür wurde mit der jüngsten, wegen des Flächenverbrauchs und der Baumfällungen nicht unumstrittenen, Norderweiterung des Werksgeländes geschaffen. „Wenn wir wachsen, müssen wir bauen“, machte der CEO schon mal deutlich.