Deutschland in der Flaute - Mit sechs Tricks übersteht Ihre Altersvorsorge die Wirtschaftskrise ganz entspannt
Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Vor allem in der Industrie drohen Entlassungen. Da kann es nicht schaden, sich und sein Geld zukunftssicher aufzustellen. Sechs Tipps.
Deutschland steckt in einer Flaute. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) rechnet für das Jahr 2024 mit einem Konjunkturrückgang von 0,2 Prozent. Gründe sind die Zurückhaltung der Verbraucher beim Konsum und die schwachen Exporte. Vor allem in der Industrie läuft es schlecht.
Verbraucher lesen von geplantem Stellenabbaubei Traditionskonzernen wie VW und - warum bei Butter unglaubliche Preisspirale droht">steigenden Preisenim Supermarkt. Richtig spürbar ist die Krise aber noch nicht. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um sich vorzubereiten. FOCUS online zeigt diese Woche, wie das geht. Heute: Die Altersvorsorge krisensicher machen.
1. Job absichern
Der größte Hebel für die Rente ist ein gut bezahlter Job. Warum das so ist, lesen Sie hier:
Surftipp:Die „René will Rendite“-Kolumne - Wer beim Gehalt genügsam ist, den bestraft die Rentenformel
Deswegen gilt: In den kommenden Monaten die Gehaltsverhandlungen nicht vernachlässigen. Am besten fragen Sie lieber früher als später nach mehr Geld. Wer noch in der Probezeit steckt, sollte über eine Verkürzung verhandeln.
Ein Jobwechsel kann bei unsicheren Aussichten hingegen schwierig werden: Wie unsicher die Aussichten für Ihren Job sind, hängt von der Branche ab. Einige Arbeitgeber sprechen bereits von einem Arbeitgebermarkt. Viele Stellen verlangen höhere Anwesenheitsquoten im Büro und haben Zugaben wie Obst, Snacks oder Freigetränke zurückgefahren. Vor allem, wenn ein Wechsel mit einer Probezeit einhergeht, kann das schiefgehen, sobald die Aussichten für den Arbeitgeber weiter abkühlen. Ein Jobwechsel will also gut überlegt und hart verhandelt sein.
2. Konsumentenkredite abzahlen
Wer seine Fixkosten minimieren kann, sollte das tun. Vor allem Konsumkredite, auch Privatkredite genannt, schlagen eine Kerbe ins Budget - und dann wird der Alltag bei hoher Inflation oder Jobverlust teuer. Wer kann, sollte Kredite abzahlen und keine neuen aufnehmen. Das gilt auch für den Dispo und Kreditkartenschulden.
Günstige Umschuldungskredite jetzt kostenlos vergleichen (Anzeige)
3. Sparpolster anlegen
Als Nächstes gilt es, die eigenen Ausgaben abzusichern, und zwar mit einer Rücklage in Höhe von drei Monatsgehältern, in den USA hin und wieder Fuck-You-Money genannt. Vor allem, wer seinen Job freiwillig verlässt, etwa weil er in einer Kündigungswelle einen mit einem Abfindungsangebot versüßten Aufhebungsvertrag unterschreibt, bekommt drei Monate lang kein Geld vom Arbeitsamt. Deswegen sprechen Experten in der Regel von drei Monatsnettogehältern, um laufende Kosten weiter bedienen zu können. Das Polster kann man beliebig erweitern um Anschaffungskosten, die man jetzt schon plant, sei es ein Urlaub oder ein neues Auto. Das Geld legt man auf ein Tagesgeldkonto, wo es aktuell immer noch um die drei Prozent Zinsen bringt. Wer noch einen Schritt weiter gehen will, sollte sich jetzt einen Überblick über sein freies Kapital verschaffen und ein Depot eröffnen. Dann ist man bereit für weitere Investments, sollten die Kurse nachgeben.
4. ETF-Sparplan einrichten
Jetzt Aktienfonds zu kaufen, das mag widersinnig klingen. Aber es ist ganz einfach: Wer noch einige Jahre zur Rente hat, der kauft in einer Flaute günstig Unternehmensanteile und freut sich später über die höhere Rendite. Mit einem Sparplan auf ETFs wie den MSCI World, den S&P 500 oder den Eurostoxx50 setzen Anleger auf Hunderte von Aktien gleichzeitig bei geringen Kosten. Dafür brauchen Sie ein Depot und einen Sparplan, den es schon ab 25 Euro im Monat gibt. Besser sind allerdings 100 bis 150 Euro. Aber Achtung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kurse in einer Krise erst einmal sinken und die Werte im Depot rot leuchten, ist hoch. Da müssen Anleger durch. Ein Beispiel: Der Eurostoxx50, der Europas größte Aktienunternehmen abbildet, ist seit seinem Tiefstand in der Coronakrise im März 2020 um über 50 Prozent gestiegen. Also: Depot eröffnen. Und Sparplan auf einen großen Index anlegen. Laufen lassen.
5. Keine Panik: Das zahlt das Arbeitsamt
Wer seinen Job verliert, bekommt im ersten Jahr grob gesagt 60 Prozent seines Nettolohns. Die tatsächliche Berechnung ist kompliziert und hier nachzulesen. Voraussetzung ist, dass Sie in den 30 Monaten vor Ihrem Jobverlust mindestens zwölf Monate in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Wer freiwillig kündigt, auch wenn es ein Stellenabbauprogramm des Arbeitgebers gab, bekommt eine dreimonatige Sperre, die er selbst überbrücken muss. Solange die Agentur für Arbeit zahlt, begleicht sie außerdem die Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung. Erst im Bürgergeld wird nicht mehr in die Rente eingezahlt. Dafür müssen Arbeitslosengeldbezieher alle weiteren ihrer Ausgaben selbst bezahlen, dazu zählen auch Miete und Heizkosten.
6. Abfindung anlegen
Groß angelegte Kündigungen sind in Deutschland schwer durchzubekommen und daher selten. Häufiger gibt es Abfindungsprogramme. Oft bieten Unternehmen hier ausgewählten Beschäftigten ein halbes bis volles Bruttomonatsgehalt pro Jahr der Betriebszugehörigkeit. Wer also aktuell 3000 Euro verdient und seit fünf Jahren bei seinem Arbeitgeber ist, kann mit 7500 bis 15.000 Euro rechnen. Allerdings sind diese Zahlen nirgends fix vorgegeben. Das heiß, am Ende ist die Abfindung Verhandlungssache. Je begehrter das Berufsfeld ist, in dem man arbeitet und je besser man sich für diesen Fall vorbereitet hat, desto eher kann man ein solches Angebot annehmen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass eine Abfindung komplett versteuert werden muss, also oft nur die Hälfte übrig bleibt. Auch ein fünfstelliger Betrag hält in einer Krise ohne Aussicht auf einen neuen Job daher nicht lange. Wer ein solches Angebot bekommt, sollte also genau nachrechnen, ob es sich lohnt. Wer es sich leisten kann, schnell einen neuen Job findet und klug investiert, kann mit einer Abfindung seiner Altersvorsorge allerdings kräftig anschieben.