+++ Strafprozess im Ticker +++ - Prozessauftakt gegen Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng in München
- FOCUS online berichtet aus dem Gerichtssaal in München
Auftakt im Strafprozess gegen Jérôme Boateng im Ticker
09.54 Uhr: Die Zuschauerränge sind gerappelt voll und auch der Saal ist gefüllt - zumindest mit Pressevertretern. Die Kameramänner und Fotografinnen warten gespannt. In wenigen Minuten geht der Prozess gegen Boateng los. Der Profifußballer wird persönlich erwartet.
09.40 Uhr: Im Gerichtssaal in München ist kurz vor dem Prozessauftakt schon gut was los - zumindest im oberen Teil. Hier sitzen die Zuschauer und Journalisten wie in einer Tribüne im Fußballstation und blicken nach unten in den eigentlichen Gerichtssaal. Sehr passend. Im unteren Bereich ist es noch ruhig. Doch nach „Bild“-Informationen dürfte dort in Kürze auch die Anklagebank besetzt sein. Demnach wird der Angeklagte Jérôme Boateng persönlich erscheinen und auch aussagen. Wir werden Sie hier im Ticker live informieren, ob das auch wirklich zutreffen wird.
Freitag, 14. Juni, 9.30 Uhr: Während wenige Kilometer weiter sich seine ehemaligen Teamkollegen auf den EM-Auftakt gegen Schottland vorbereiten, muss sich der Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng am heutigen Freitag erneut in München vor Gericht verantworten. Seine Ex-Freundin hatte ihm vorgeworfen, sie 2018 im Karibik-Urlaub angegriffen zu haben. Boateng bestreitet das. Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit der Sache befasst.
Denn das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich schon lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 wegen eines Angriffs auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler.
FOCUS online berichtet für Sie aus dem Gerichtssaal. Um 10 Uhr startet der Prozess. Lesen Sie alle Entwicklungen hier im Newsticker.
Strafprozess gegen Jérôme Boateng neu aufgerollt - hat er seine Ex-Freundin attackiert?
Vor dem Landgericht München I beginnt am 14. Juni ein neuer Prozess gegen den früheren Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng. Im September vergangenen Jahres hatte das Bayerische Oberste Landesgericht die Verurteilung des inzwischen 35-Jährigen wegen Beleidigung und Körperverletzung an seiner früheren Lebensgefährtin wegen Verfahrensfehlern aufgehoben.
Es gab damals aber nicht nur der Revision des Ex-Nationalspielers, sondern auch der von Staatsanwaltschaft und Nebenklage statt und verwies das Verfahren an das Landgericht München I zurück. Dort muss der Prozess nun komplett neu aufgerollt werden - Beweisaufnahme und Ausbreitung persönlichster Details inklusive. Die zentralen Fragen des jahrelangen Verfahrens: Hat der frühere Fußball-Star seine damalige Lebensgefährtin attackiert und beleidigt? Oder hat die Frau sich das alles ausgedacht im Streit um die Kinder?
Sechs Prozesstage sind im neuen Prozess angesetzt, um Antworten zu finden - deutlich mehr als in den bisherigen Hauptverhandlungen. Das neue Urteil könnte laut der Terminplanung des Gerichts am 19. Juli fallen. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Boateng die Unschuldsvermutung.
Neue Verhandlung wegen Rechtsverstoß
Das Landgericht München I hatte Boateng im Oktober 2022 wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro verurteilt - insgesamt 1,2 Millionen Euro.
Doch dabei machte der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler, wie das Bayerische Oberste Landesgericht im vergangenen Jahr feststellte: Denn nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt, diesen abzulehnen. Ein Rechtsverstoß, der nun die neue Verhandlung nötig macht.
Boatengs Anwalt in dem Revisionsprozess, Leonard Walischewski, hatte in erster Linie aus diesem Grund die Aufhebung des Urteils gefordert. „Das Verfahren war erschütternd unfair“, sagte er im September. „Der Angeklagte Boateng war schon endgültig verurteilt, bevor das Berufungsverfahren überhaupt begonnen hatte.“
Die Aufhebung des Urteils begrüßte er - allerdings kann die Strafe in dem neuen Verfahren im für Boateng ungünstigsten Fall auch höher ausfallen. Denn auch der Revision von Staatsanwaltschaft und Boatengs Ex-Freundin, die als Nebenklägerin in dem Verfahren auftritt, gab das Revisionsgericht statt.
Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München zieht sich schon lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. Ab mehr als 90 Tagessätzen gelten Verurteilte als vorbestraft.