Preußler ist Geschichte: Nach Entscheidung des Kultusministeriums – Aus OPG wird Pullacher Gymnasium

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Kindheitserinnerungen: Die kleine Hexe von Otfried Preußler. © mm

Das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach (OPG) wird ab 1. März wieder offiziell „Staatliches Gymnasium Pullach i. Isartal“ heißen.

Pullach - Überall in der Gemeinde ist eine gewisse Erleichterung zu spüren, dass dieses Kapitel in der Pullacher Schulgeschichte ein für alle Mal geschlossen werden kann: Das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach (OPG) wird ab 1. März wieder offiziell „Staatliches Gymnasium Pullach i. Isartal“ heißen. Damit erhält die Einrichtung ihren ursprünglichen Namen zurück, den sie bis 2013 innehatte. Dies gab das Bayerische Kultusministerium jetzt bekannt und folgt damit einem Antrag der Schule vom Frühjahr 2024.

Im vergangenen Jahre erlangte die Schule bundesweite Aufmerksamkeit. Die Schule hatte sich dazu entschlossen, den Trägernamen Otfried Preußler ablegen zu wollen. Dabei ging es um die Frage, ob der berühmte Kinderbuchautor als Vorbild für Schüler geeignet sei. Seit 2018 hatte sich die Schulgemeinschaft intensiv mit der Biografie Preußlers befasst. Dabei bildete sich eine zunehmende Entfremdung heraus, wie Direktor Benno Fischbach jetzt noch einmal schriftlich bekräftigte. Laut Kultusministerium habe die Schulgemeinschaft die Identifikation mit dem bisherigen Namen als nicht mehr gegeben angesehen – eine Voraussetzung, die aus ihrer Sicht essenziell für das Tragen eines Schulnamens sei. Kultusministerin Anna Stolz entschied nun nach reiflicher Überlegung, dem Antrag stattzugeben.

Befürwortung von Gemeinderat und Zweckverband zur Umbenennung

Gemeinderat und Zweckverband hatten die Umbenennung des Schulnamens zurück zu Gymnasium Pullach von Anfang an befürwortet. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) hätte sich erhofft, dass die Entscheidung bereits zum Schuljahreswechsel im vergangenen Jahr getroffen worden wäre, wie sie gegenüber dem Münchner Merkur sagt. Das Ministerium habe sich viel Zeit gelassen, aber jetzt sei sie doch froh, dass dieses Ergebnis herausgekommen ist. Denn schließlich sei die Gemeinde mit der Schirmherrschaft noch nie glücklich gewesen.

Wesentlicher Punkt: Ein Kinderbuchautor sei nicht unbedingt der beste Namensgeber für ein Gymnasium. Zu Otfried Preußler habe es darüber hinaus in Pullach auch gar keine Berührungspunkte gegeben. Daher sei nun schon eine gewisse Erleichterung da, zum ursprünglichen Namen zurückzukehren. Zu den Nachforschungen: Mit ihren Recherchen zu den frühen Jahren Preußlers habe sich die Schule sehr intensiv eingearbeitet. „Das war sehr fundiert und ehrenhaft“, findet Tausendfreund. Gemeinde und Zweckverband hätten diese Punkte aber für die Entscheidung nicht als ausschlaggebend betrachtet. Die Bürgermeisterin hält den Vorschlag, zum ursprünglichen Namen zurückzukehren, jedenfalls für gut und für sehr viel besser, als sich einen neuen Patron auszusuchen. Sonst wäre der frühere Name gegen den späteren vielleicht aufgewogen worden. Das bitte nicht auch noch! Tausendfreund: „Ich bin selbst dort zur Schule gegangen. Ich glaube, es tut der Schule gut, wie zu meiner Zeit einfach Pullacher Gymnasium zu heißen.“

Ich bin selbst dort zur Schule gegangen. Ich glaube, es tut der Schule gut, wie zu meiner Zeit einfach Pullacher Gymnasium zu heißen.

Die Fraktionsvorsitzende der Pullacher CSU, Christine Eisenmann, konstatiert, dass viele Gremien in Pullach – und auch Bürger – den Namen nicht gewollt hätten. Sehr viel Gewicht habe für sie auch die Haltung von Testamentsvollstreckerin Susanne Preußler-Bitsch. Diese hatte die Schule aufgefordert, den Namen abzulegen. Denn es sei keinesfalls im Sinne des Namensgebers, dass eine Schule den Namen Preußler tragen muss, obwohl sie ihn massiv ablehnt. Christine Eisenmann: „Das sollte man ernst nehmen.“ Die geschichtliche Einordnung der Schule hält sie für unzureichend vor dem Hintergrund, dass sich viele Historiker und Literaturgelehrte mit dem Thema bereits intensiv beschäftigten und durchaus zu anderen Ergebnissen kommen. Für Eisenmann stehe etwa die kleine Hexe für den Widerstand. Die CSU-Fraktionsvorsitzende kann hier eine kritische Aufarbeitung des Autors mit der Nazizeit erkennen. „Die kleine Hexe versucht, sich gegen die bösen Mächte zu stellen.“ Aber ganz abgesehen davon: „Wenn die Mehrheit in Pullach den Namen nicht möchte, dann muss man das akzeptieren.“

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