Anker-Zentrum in Erding geplant
Bis zu 500 Flüchtlinge könnten im Fliegerhorst untergebracht werden. OB Gotz spricht von einer Entlastung für den Landkreis, weil die Zahl der Ankommenden auf das von der Regierung festgelegte Kontingent von Flüchtlingen angerechnet wird.
Erding - Die leer stehenden Gebäude auf dem Gelände des Erdinger Fliegerhorsts könnten bald Geschichte sein. Die Regierung von Oberbayern möchte dort ein AnkER-Zentrum zur Unterbringung für Flüchtlinge aufbauen. AnkER steht für Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtung. Die Regierung von Oberbayern wollte dazu gestern noch nichts Genaueres sagen, begründete dies mit der engen Personalsituation in der Pressestelle. Erdings Oberbürgermeister Max Gotz war da deutlicher. „Ich werde alles unternehmen, was in meinen Händen ist, um zu erreichen, dass die Bundeswehrliegenschaften vorzeitig für Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden können“, sagte er am späten Dienstagnachmittag. Und dann machte er noch am selben Abend das Anker-Zentrum noch zum Thema der Stadtratssitzung, „denn ich brauche ein Mandat des Stadtrats für die weiteren Maßnahmen“. Welche Beschlüsse in der folgenden nichtöffentlichen Sitzung gefasst wurden, ist noch nicht bekannt. In der öffentlichen Diskussion zuvor standen die meisten Räte der Idee eines Anker-Zentrums allerdings psotiv gegenüber (Bericht folgt)
Landkreis müsste weniger aufnehmen
Wie berichtet, bekundeten sowohl der OB als auch Landrat Martin Bayerstorfer seit Jahren ihr Interesse, die derzeit leer stehenden Gebäude im Fliegerhorst für die Unterbringung von Asylbewerbern zu nutzen. Mehrfach gab es schon Ortsbesichtigungen auf ministerieller Ebene. Die Gespräche, auch mit dem Staatlichen Bauamt Freising, scheinen schon weit gediehen. Gotz geht davon aus, dass die Anker-Einrichtung rund 500 Personen beherbergen könnte. Bei den Gebäuden, die dafür entsprechend saniert werden sollen, handelt es sich im Fliegerhorst unter anderem um den alten Sanitätsbereich und Mannschaftsunterkünfte. Die Kosten trage der Bund, so Gotz. „Ansonsten würde ich das auch nicht anrühren.“ Von den Personalkosten, die er hausintern ohnehin schon habe, wolle er nicht reden. „Es ist jetzt nicht so, dass wir beteiligungslos wären.“
„Besonders interessant“, so der Oberbürgermeister, sei für Erding auch, „dass die Zahl der in einer Anker-Einrichtung untergebrachten Geflüchteten dem Landkreis Erding und damit der Stadt Erding voll angerechnet werden würde“. Somit würden dem Landkreis keine weiteren Geflüchteten zur Unterbringung überlassen werden, sofern die rechnerische Zuweisung unter der Zahl der Plätze in der Anker-Einrichtung liegt. Speziell in Erding werden derzeit die beiden Großprojekte für Flüchtlingsunterkünfte in Bergham und in der Dr.-Henkel-Straße heiß diskutiert.
„Durchlauf und Verteilung“
„Ich will einfach Tempo reinbringen, weil es nicht mehr zum Aushalten ist.“ Er wolle vor allem den Leuten wegen der beiden oben genannten Bauprojekte die Ängste nehmen, sagte Gotz gestern der Heimatzeitung. Vermutlich wird das arbeitsmäßig stark ausgelastete Staatliche Bauamt Freising durch die Stadt Erding unterstützt, zum Beispiel bei der Erschließung der Bestandsgebäude. Sollte der Stadtrat den Plänen zustimmen, könne es sofort losgehen.
Eine Anker-Einrichtung ist laut Gotz eine Durchgangsstation, vergleichbar mit der Shelter-Schleife in den Jahren bis 2017. „Es ist Aufnahme und Zentrale, von wo aus überprüft und auch weitergeleitet wird: zum Beispiel, wenn ihr Aufenthalt bestätigt wird, weil sie einen Arbeitsplatz aufgrund ihrer Qualifikation haben. Beziehungsweise wird natürlich, das, was wir überfüllen, auch im Regierungsbezirk weiter verteilt.“
Natürlich könne jeder die Einrichtung verlassen. „Das ist ja keine Haftstrafe. Wir reden schon noch über Menschen. Die sollen am Leben teilhaben, die sollen ja auch zum Einkaufen gehen können und so weiter. Aber sie sind auch ohne einen Rechtsanspruch auf einen Krippen- oder Grundschulplatz. Es ist ein Durchlauf und dann eine Verteilung, bei der uns die Zahlen allerdings angerechnet werden, sonst würde ich es auch nicht machen.“