Kommt es jetzt zur Schlacht auf dem Roten Meer?
Nachdem Huthi-Rebellen mehrere Schiffe angegriffen haben, drohen die USA mit Gegenmaßnahmen. Doch wer steht hinter den Huthis und wie schätzen Experten die Lage ein?
Die Botschaft der Huthi-Rebellen im Jemen war eindeutig: Man wolle "nach jedem israelischen Schiff im Roten Meer" Ausschau halten, sagte der Anführer der Huthi-Rebellen, Abdel-Malik al-Huthi, vor weniger als drei Wochen. Und man werde "sämtliche Schiffe" mit Bezug zu Israel ins Visier nehmen, setzte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari wenige Tage später nach.
Dieser Drohung lassen die Huthis nun Taten folgen – und nehmen dabei offenbar auch Schiffe ohne Israel-Bezug ins Visier. So musste die US-Marine am Sonntag gleich mehreren Handelsschiffen unter panamaischer oder bahamaischer Flagge zu Hilfe eilen, weil die Huthi-Rebellen Raketen und Drohnen auf sie abfeuerten. Auch auf den US-Zerstörer "USS Carney" selbst soll eine Drohne der Huthis zugeflogen sein. Mehr dazu lesen Sie hier.
Eine solche Serie von Angriffen im Roten Meer ist nicht der erste Vorfall dieser Art. In den vergangenen Wochen hatten die Spannungen im Roten Meer angesichts des Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas zugenommen. Doch wer steht hinter den Huthi-Rebellen? Wie weit würden sie mit ihren Angriffen im Roten Meer gehen? Und was könnten die USA als Israels Schutzmacht dem entgegensetzen?
Verbündete Ideologien
Zunächst einmal gilt: Die Huthis haben bei ihren Angriffen möglicherweise auf eigene Faust agiert. Das US-Militär vermutet jedoch, wie auch bei den Terrororganisationen Hisbollah oder der Hamas im Gazastreifen, dass ihre Angriffe zwar von den Rebellen allein ausgeübt, jedoch vom islamischen Regime im Iran unterstützt werden. Belege dafür gibt es nicht, doch der Verdacht ist nicht überraschend: Die Huthi-Rebellen im Jemen sind Teil der vom islamischen Regime sogenannten "Achse des Widerstands" gegen Israel und die USA.
Das Regime des Iran bezeichnet damit die mit ihm verbündeten Terrororganisationen und Milizen in der Region, darunter die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen sowie weitere Gruppierungen im Irak und in Syrien. Mit ihrem Slogan "Gott ist groß, Tod für Amerika, Tod für Israel, verflucht seien die Juden, Sieg für den Islam", sind die Huthi-Rebellen zudem ideologisch auf einer Linie mit dem islamischen Regime. Dieses hat sowohl Israel als auch die USA schon bei seiner Entstehung 1979 zu Erzfeinden erklärt.
Zwar leugnet Teheran bis heute die direkte Unterstützung der Huthis, doch sowohl US-Beamte als auch Beamte aus dem Jemen sehen Hinweise darauf, dass das islamische Regime die radikale Bewegung etwa mit schweren Waffen, Ausrüstung und Geld unterstützt. Auch sollen die Huthis Ausbildungen durch die vom Regime im Iran unterstützte libanesische Terrororganisation Hisbollah sowie die Revolutionsgarde des islamischen Regimes erhalten haben.
"Die Huthis arbeiten mit dem Iran zusammen"
Auch für Nahost-Experte Eckart Woertz gilt die Zusammenarbeit der Huthis mit dem Regime im Iran im Allgemeinen daher als sicher: "Die Huthis arbeiten mit dem Iran zusammen, bekommen Waffen vom Iran, und das hat auch zugenommen in den letzten Jahren", sagt er im Interview mit t-online. Als Direktor für Nahost-Studien des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg beobachtet er die Situation im Nahen Osten seit Jahren genau.
Die Vermutung liegt laut Woertz nahe, dass Teheran mit den Lieferungen von Waffen eine gewisse Rolle bei den Angriffen der Huthis spiele. Ob das auch bei dem Vorfall am Sonntag der Fall gewesen ist, sei unklar. "Die Huthis haben mehr Autonomie gegenüber dem Iran als die Hisbollah, wo diese Stellvertreterfunktion deutlich ausgeprägter ist", so Woertz. Mehr zur libanesischen Terrororganisation Hisbollah lesen Sie hier.
Ali Fathollah-Nejad, Politikwissenschaftler für den Nahen und Mittleren Osten und Direktor des Center for Middle East and Global Order (CMEG), sieht die Angriffe im Roten Meer hingegen als von Teheran erwünscht an: "Die Huthi-Angriffe sind nicht unabhängig von den Bestrebungen des Iran zu betrachten", sagt der Experte. "Iran versucht seine Verbündeten in der Region zu aktivieren, um eine Abschreckung gegenüber Israel und den USA zu entwickeln. Da gehören die Huthi-Angriffe dazu", so Fathollah-Nejad.