Abschied von der Bank: Mit der Sparkasse ist er durch Höhen und Tiefen gegangen

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Nach 32 Jahren räumt Dirk Hoogen seinen Schreibtisch bei der Sparkasse. © Sparkasse FFB

Der scheidende Sprecher der Sparkasse Fürstenfeldbruck Dirk Hoogen blickt im Interview auf 32 Jahre mit Höhen und Tiefen zurück. Jetzt ruft der Ruhestand.

Fürstenfeldbruck - 32 Jahre war er das Gesicht und der Sprecher der Sparkasse. Dirk Hoogen hat das Unternehmen durch Höhen und Tiefen begleitet, Projekte auf die Beine gestellt und über 800 Veranstaltungen für Mitarbeiter und Kunden organisiert. Nun geht der 62-Jährige in den Ruhestand. Im Interview blickt der gebürtige Rheinländer auf die Zeit bei der Sparkasse zurück.

Herr Hoogen, bei Sparkasse denkt man an Sparen. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als die Kinder mit ihren Spardosen zum Weltspartag gekommen sind?

Ich erinnere mich noch gut an Weltspartage. Ich bin immer in die Filialen gefahren, habe nach Deko und Geschenken für die Kinder geschaut. Heute machen wir eine Weltsparwoche und es gibt nur noch Geschenke für Kinder. Es kommen immer noch Kinder mit der Spardose, wenn auch nicht mehr so viele wie vor 30 Jahren. Ich selbst habe auch immer noch eine Spardose. In meine Sparsau kommt immer das Kleingeld rein.

Wie sind Sie zur Sparkasse gekommen?

Ich habe mich nach dem Abitur bei der Bundeswehr für zwölf Jahre verpflichtet. Ich habe die klassische Offizierausbildung gemacht, an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Pädagogik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert und war als Offizier in einer Kampfeinheit. Die letzten vier Jahre meiner Dienstzeit war ich Jugend- und Presseoffizier. Nach dem Ausscheiden bin ich der Liebe wegen nach Bayern gekommen und habe erst ein Jahr in einer PR-Agentur in Augsburg gearbeitet. Ich wollte aber immer eine Presse-Kommunikationsabteilung leiten. Und unter den Angeboten hat das von der Sparkasse gepasst. Der Plan war damals, drei bis fünf Jahre zu bleiben. Jetzt sind es fast 32 Jahre geworden.

Sie hatten keine Vorkenntnisse im Bankbereich. Wie haben Sie sich das Wissen angeeignet?

Ich habe die Sparkasse ausgewählt, weil ich den öffentlich-rechtlichen Ansatz und die Regionalität sehr gut fand. Ich hatte ein Girokonto und ein kleines Festgeld, darüber hinaus hatte ich aber keine Vorkenntnisse. Also habe ich mir alles mithilfe von Ausbildungsmaterialien der Azubis und über learning by doing beigebracht. Kollegen haben mir erklärt, wie man zum Beispiel eine Bilanz richtig liest. So habe ich mich langsam reingearbeitet. Es hat etwas über ein Jahr gedauert, bis ich recht sicher war. Eine verkürzte Lehre sozusagen.

Kundenveranstaltungen, Schüler-Seminare, das Knax-Spielfest: Am liebsten habe ich mit Menschen gearbeitet. 

Sie wollten einige Jahre bleiben, jetzt sind es 32 geworden. Warum haben Sie nie überlegt, woanders hinzugehen?

Überlegt habe ich schon mal. Es gab immer wieder Angebote über Headhunter. Ich bin geblieben, weil ich immer ein sehr gutes persönliches Verhältnis zu den Mitarbeitern hatte und habe. Mir waren immer Werte wie Vertrauen, Anstand, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wichtig. Die Aufgabe hat mir Spaß gemacht und ich konnte immer sehr selbstständig arbeiten. Mit den Vorstandsvorsitzenden bin ich immer gut zurechtgekommen. Und ich wurde über die Jahre immer gefördert. Die Sparkasse war für mich bis zum Schluss jetzt ein sehr guter Arbeitgeber.

Welche Aufgaben hatten Sie als Leiter der Unternehmenskommunikation?

Zur Unternehmenskommunikation gehört ganz klassisch Öffentlichkeitsarbeit. Dazu kommt der Bereich Werbung, von Printwerbung über Funkwerbung bis zur Großflächenwerbung. Im Verkaufsförderungsteil war der Mailing-Bereich in der Abteilung angesiedelt. Wir haben das Gemäldearchiv bei uns und dann kommen noch die Pressearbeit und Spenden beziehungsweise Sponsoring dazu. Die Sparkasse ist der größte staatliche Spender und Förderer im Landkreis.

Als Sie bei der Sparkasse begonnen haben, war
das Bankgeschäft noch anders. Wie hat sich die Sparkasse im Laufe der Zeit verändert?

Die Sparkasse ist jünger geworden, gerade in den letzten Jahren. Wir haben, wie viele Unternehmen, große Schritte im Digitalbereich gemacht. Eines ist aber gleich geblieben: Obwohl wir weniger Filialen haben als am Anfang und neue Dinge wie das Online-Banking, dazugekommen sind, ist die Sparkasse nach wie vor vor Ort. Man trifft die Leute, die bei uns arbeiten und die Kunden beraten, am Abend oder Wochenende im Kegelklub, Fußballverein und andernorts. Das ist etwas völlig anderes, als wenn ich meinen Ansprechpartner gar nicht kenne. Das, glaube ich, ist ein ganz hoher Wert der Sparkassen in Deutschland.

Dennoch bleibt Sparen ein ewig aktuelles Thema. Was empfehlen Sie?

Sparen ist heute nicht mehr so wie vor 30 Jahren. Der Mix macht's. Ein Mix aus einem Tagesgeld, einem Festgeld, bis hin zum Wertpapierbereich, der eine immer größere Rolle einnimmt. Man sollte breit aufgestellt sein. Meine ganz persönliche Meinung ist: Sicherheit vor Rendite. Denn letztlich geht es auch um Absicherung. Absicherung für die Familie, das eigene Leben, das Alter.

Und das gerade in Krisenzeiten. Sie haben viele Höhen und Tiefen erlebt. Welches war das einschneidendste Ereignis?

Das war, vielleicht weil es noch am nächsten ist, in der Tat Corona. Wir haben natürlich Emergency-Prozesse vorbereitet, wie wir das Bankgeschäft organisieren, wenn ein Direktkontakt nicht möglich ist. Die Filialen waren zeitweise ja auch geschlossen. Aber mit diesem Ausmaß hat niemand gerechnet. Wir haben für eineinhalb Jahre viele Kundenveranstaltungen nicht mehr durchgeführt und gesagt, Vorsicht ist jetzt wichtiger als das Geschäft. So sind wir insgesamt ganz gut durchgekommen.

Eine herausfordernde Zeit war auch 2008 die Finanzmarktkrise und im Anschluss daran die Staatsschuldenkrise. Danach sind die Zinsen in den Nullbereich gefallen. Das war schon eine bankspezifische, aber auch kommunikative Herausforderung. Und es verunsichert die Menschen. Man muss sich nur mal als Szenario vorstellen, die Leute sind so verunsichert und es kommt zu diesem Bankrun. Das hätte eine massive Destabilisierung ausgelöst. Daher war es wichtig, dass Kanzlerin Merkel und Finanzminister Steinbrück vor die Presse gegangen sind und gesagt haben, wir garantieren alle Einlagen als Staat.

Wie kommt eine Bank durch solche Krisenzeiten?

Wir haben immer einen recht stabilen Kundenbestand. Das liegt im Endeffekt an den Mitarbeitern. In der Sparkasse hat es nie Hire and Fire gegeben. Gerade nach der Finanzmarktkrise gab es einen erhöhten Beratungsbedarf und die Menschen haben uns vertraut. Den Beratungsbedarf konnten wir vernünftig abdecken, und dadurch immer stabil bleiben. Wir haben nie nur annähernd rote Zahlen geschrieben.

Dennoch gab es viele
Veränderungen: digitale Angebote und jüngst auch Filialschließungen.

Über die Jahre habe ich viele Filialen eingeweiht. Wir haben zuerst expandiert und nun die ein oder andere Filiale geschlossen oder umgestaltet. Im Endeffekt entscheidet der Kunde darüber, ob wir eine Filiale haben oder nicht. Wenn eine Filiale gut frequentiert ist, behalten wir sie am Ort. Wenn nur noch ganz wenige Kunden kommen, müssen wir andere Lösungen finden, wie zum Beispiel jetzt unsere digitalen Dialoginseln. Wahr ist aber: Auch wenn die Sparkasse öffentlich-rechtlich ist, ist sie ein Wirtschaftsunternehmen, das Geld verdienen und Risikovorsorge betreiben muss.

Was waren Ihre
Lieblingsaufgaben?

Kundenveranstaltungen, Schüler-Seminare, das Knax-Spielfest: Am liebsten habe ich immer mit Menschen gearbeitet. Ich habe die Referenten betreut und dabei viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt: Caren Migosa, Claus Kleber, Theo Waigel. So war ich mal abends mit Theo Weigel essen und zu Caren Migosa habe ich noch eine ganze Zeit Kontakt gehabt. Und das andere war tatsächlich Pressearbeit.

Apropos Abiturienten-Seminar: Ihnen war immer wichtig, jungen Menschen Finanzwissen zu vermitteln. Ist das heute wichtiger als vor 30 Jahren?

 Man muss sich nur mal als Szenario vorstellen, die Leute sind so verunsichert und es kommt zu diesem Bankrun. 

Für mich ist Finanzbildung auch immer ein Teil von politischer Bildung. Inzwischen ist gerade auf Social Media so viel geboten - gute Finanzbildung, aber auch viel Mist. Und es sind mehr junge Menschen verschuldet.

Vorsorge wird also noch wichtiger. Wie haben
Sie denn fürs Alter
vorgesorgt?

Ich habe klassisch eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen, die vor vier oder fünf Jahren ausgezahlt worden ist. Das Geld habe ich wieder angelegt in Festgeld, einem Sparbrief und einem ETF - also einem Fonds.

Sie beenden Ihre Dienstzeit mit einem Pressetermin.

Ja, mit der Pressekonferenz der Naturfototage, denn die habe ich ein bisschen nach Bruck geholt. Die waren am Anfang in Rosenheim und suchten einen neuen Veranstaltungsort. Über das Veranstaltungsforum kamen sie auf Fürstenfeldbruck und auf uns zu. Ich bin mit dem früheren Mitarbeiter Hans Steber nach Rosenheim gefahren und habe es danach dem damaligen Vorstand vorgestellt. Seitdem sind wir Hauptsponsor und zeigen auch eine Ausstellung zu den Naturfototagen in unseren Räumen.

Können Sie sich ein Leben ohne die Sparkasse
vorstellen?

Ja, kann ich. Ich werde der Sparkasse immer verbunden bleiben und auch meine Mitarbeiter sicher immer wieder mal sehen. Ich habe ja auch heute noch guten Kontakt und ein gutes Verhältnis zu Klaus Knörr, der ja die längste Zeit, 17 Jahre, mein Chef war. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Befreiung für mich. Ich hatte eine hervorgehobene Position und war für viele das Gesicht der Sparkasse. Ich habe auch am Wochenende oder im Urlaub selten richtig abgeschaltet. Jetzt muss ich nicht mehr grübeln, wie ich Dinge am besten organisiere, damit alles klappt.

Wie möchten Sie die
gewonnene Zeit nutzen?

Ich lese sehr gerne, insbesondere gute Literatur und Werke, die sich mit Geschichte und Psychologie beschäftigen. Und ich höre gerne Musik - von Volksmusik über Klassik bis hin zu Rock und Pop. Auch Ausstellungsbesuche werde ich beibehalten. Ich male auch selbst gerne. Meine Frau hat mir einmal eine Staffelei geschenkt. Damit möchte ich wieder anfangen. Und ich habe mir vorgenommen, mich ein bisschen mehr zu bewegen.

Und was passiert mit den vielen Anzügen und
Krawatten?

Darüber habe ich schon öfter nachgedacht. Krawatten wollte ich erst ausmisten. Jetzt lasse ich sie doch erstmal hängen. Aber ich werde in der Tat eine ganze Menge an Anzügen zur Kleidersammlung geben. Einen dunklen Anzug und einen Sommeranzug behalte ich. Was ich dagegen nicht weggeben möchte, sind meine Jacketts, weil man die eben im Sommer immer mal gut zu Jeans und Hemd tragen kann. Denn in meiner Freizeit bin ich kein Anzugträger, sondern bevorzuge eher Jeans und T-Shirt oder ein Hoodie - ordentlich, aber gemütlich.

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