Trump-Tiefschlag: Während Präsident „wie ein Super-CEO auftritt“, setzt es in den USA schallende Ohrfeige

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Donald Trump schockt die Welt zunächst mit Zöllen und geht dann auf Deal-Tour unter dem Motto „America first“. Doch in den USA gibt es nun einen deftigen Rückschlag.

Washington – Donald Trump dominiert seit seinem Amtsantritt die Schlagzeilen auf der ganzen Welt. Mit den US-Zöllen hat der Republikaner die gesamte wirtschaftliche Grundordnung angegriffen. Mittlerweile muss er aber immer weiter zurückrudern – feiert sich selbst aber meist für „großartige Deals“. Auch auf seiner Golf-Reise ist Trump wieder in der von ihm geliebten Rolle als Deal-Maker aufgetreten. Doch parallel gibt es in den USA einen Rückschlag.

Trump sprach bei einem Treffen mit Wirtschaftschefs in Katar von einem „sehr historischen Trip“. Seine viertägige Nahost-Reise sei mit Blick auf neue Investitionen eine „Rekord-Tour“. Der 78-Jährige schwärmte: „So etwas hat es noch nie gegeben.“ Waffen, Öl, Gas und vor allem digitale Technologie standen auf dem Zettel der Reise. „US-Präsident Donald Trump tritt wie ein Super-CEO in Saudi-Arabien auf“, ordnete Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets laut Reuters ein. Trump verschaffe den US-Firmen große Aufträge. Auch ein vermeintliches Nickerchen von Trump bei einem Staatsdinner schadete da offenbar nicht.

Trump auf Deal-Reise „wie ein Super-CEO“ – doch in den USA hagelt es Rückschlag

Die Reise von US-Präsident Donald Trump durch die Golfstaaten könnte seiner eigenen Einschätzung nach zwischen 3,5 und 4 Billionen US-Dollar generieren. Saudi-Arabien etwa kündigte Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar in den USA an. Die dazu vom Weißen Haus veröffentlichten Summen einzelner Investitionen blieben während Trumps Besuch aber deutlich unter dieser Summe. Saudi-Arabien finanziert derzeit ein teures Reformprogramm, steuert auf ein großes Haushaltsdefizit zu und steht unter Druck durch den niedrigen Ölpreis. 

Mit Katar einigten sich die USA nach Angaben des Weißen Hauses auf einen „wirtschaftlichen Austausch“ im Wert von mindestens 1,2 Billionen Dollar sowie Wirtschaftsdeals im Wert von mehr als 240 Milliarden Dollar. Auch hier gab es aber keine Details, und Katar veröffentlichte überhaupt keine Angaben zu den geplanten Investitionen. Bei einem Deal der Fluggesellschaft Qatar Airways mit dem US-Flugzeugbauer Boeing sprach Trump in Doha zunächst von einem Umfang von „mehr als 200 Milliarden Dollar“ – das Weiße Haus bezifferte den Umfang kurz darauf auf 96 Milliarden Dollar. Die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten ihrerseits Investitionen in den USA von 1,4 Billionen Dollar über zehn Jahre an. Dabei soll es nach emiratischen Angaben unter anderem um die Bereiche Künstliche Intelligenz (KI) und Energie gehen.

Trump feiert Deals - schallende Ohrfeige in den USA

Doch während Trump seine Deals feiert, hat seine US-Regierung von Wirtschaftsexperten die nächste schallende Ohrfeige für ihre Politik bekommen. Denn die USA haben auch bei der letzten großen Rating-Agentur die Spitzennote für die Bonität verloren. Als Dritte stufte die Agentur Moody‘s ihre Bewertung um einen Schritt von Aaa auf Aa1 ab. Auslöser ist die hohe Staatsverschuldung. Mit dem Schritt könnte es für die USA etwas teurer werden, sich Geld auf dem Kapitalmarkt über Staatsanleihen zu besorgen.

US-Präsident Donald Trump geht die Treppe der Air Force One bei seiner Ankunft auf der Joint Base Andrews, Maryland, hinunter.
US-Präsident Donald Trump geht die Treppe der Air Force One bei seiner Ankunft auf der Joint Base Andrews, Maryland, hinunter. © Luis M. Alvarez/dpa

Moody‘s zog bei der Bewertung mit den Konkurrenten Fitch und S&P gleich, die in ihren Noten von AAA auf AA+ heruntergegangen waren. Fitch hatte das Rating 2023 gesenkt - S&P bereits 2011.

Die Abstufung gehe auf den Anstieg der Staatsschulden und der Kosten für ihre Bedienung über mehr als ein Jahrzehnt zurück, argumentierte Moody‘s. Sie seien anteilig deutlich höher geworden als bei anderen Ländern mit der Spitzen-Bewertung. Man erkenne zwar an, dass die USA wirtschaftlich und finanziell stark seien – aber dies gleiche nicht mehr ganz den Rückschritt bei den Staatsfinanzen aus.  Moody‘s hat insgesamt 21 Rating-Stufen. Mit weiterem Ungemach von der Agentur müssen die USA zunächst nicht rechnen: Den Ausblick setzte Moody‘s auf „stabil“.

Ratingagentur stuft USA zurück – Trump-Regierung tobt

Aus dem Weißen Haus kam Kritik an der Herabstufung. Kommunikationsdirektor Steven Cheung griff in einem Beitrag bei der Online-Plattform X den Moody‘s-Ökonomen Mark Zandi als einen Widersacher von Präsident Donald Trump an. „Niemand nimmt seine ‚Analysen‘ ernst“, schrieb Cheung. Zandi ist allerdings Chefökonom des separat vom Rating-Bereich agierenden Analysegeschäfts von Moody‘s.

Der US-Staatshaushalt hat ein jährliches Defizit von nahezu zwei Billionen Dollar - mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Moody‚s geht davon aus, dass ohne eine Kurskorrektur bei Steuern und Staatsausgaben das Haushaltsdefizit zum Jahr 2035 einen Anteil von fast neun Prozent an der Wirtschaftsleistung erreicht. US-Staatsanleihen gelten als einer der wenigen „sicheren Häfen“ für Anleger. Doch schon nach der Ankündigung des Importzoll-Rundumschlags von Präsident Donald Trump stieg die Rendite bei den Anleihen, weil Investoren negative Folgen für Wirtschaft und Staatsfinanzen der USA befürchteten. 

Trump sprach zwar mehrfach davon, dass das Defizit gesenkt werden müsse – und setzte Tech-Milliardär Elon Musk als Kostensenker im Regierungsapparat ein. Die Einsparungen unter Musks Regie verfehlten jedoch bei weitem das versprochene Niveau. Und die aktuell im Kongress diskutierten Steuer- und Ausgabepläne drohen, das Defizit weiter zu erhöhen. (dpa/rjs)

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