Tödlicher Testlauf: Israel flutet jetzt wohl Hamas-Tunnel – Geisel-Frage bleibt
Die Hamas-Tunnel sollen mit Salzwasser zerstört werden. Die Operation kann Wochen dauern und gefährdet auch Geisel und Zivilisten.
Gaza/Tel Aviv – Das Tunnel-System der Hamas erschwert die Operation, hieß es, daher das Zögern aufseiten Israels. Doch jetzt testet israelische Streitkräfte angeblich in den Gefechten im Nahost-Konflikt eine Flutung.
Es werde Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des unterirdischen Systems eigne, berichtete der US-Fernsehsender CNN am Dienstag (12. Dezember) unter Berufung auf einen mit der Angelegenheit betrauten US-Beamten.
Auch die US-Zeitung The Wall Street Journal (WSJ) berichtete über den Testlauf. Die Flutung könne dazu beitragen, die Tunnel zu zerstören, in denen Terrororganisation Hamas nach Ansicht Israels Geiseln, Kämpfer und Munition versteckt hält, berichtet WSJ unter Berufung auf ungenannte US-Beamte. Der Vorgang werde wahrscheinlich Wochen dauern, heißt es.
US-Präsident Biden äußert sich vage zu Geiseln im Israel-Krieg
Israel habe den USA mitgeteilt, dass nur Tunnel geflutet würden, in denen keine Geiseln vermutet würden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA und die israelischen Streitkräfte äußerten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zunächst nicht zu den Berichten.
Bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden am selben Tag zu den Flutungen befragt. Er antwortete: „Es ist sehr schwierig, was die Flutung der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit.“ Dann fügte er hinzu: „Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute Tragödie.“
Biden konnte sich laut der Nachrichtenagentur Reuters zunächst nicht eindeutig zu den Berichten äußern: „Was die Flutung der Tunnel angeht. Ich bin nicht bef... nun ja. Es gibt Berichte, dass ... dass es keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber ich weiß es nicht mit Sicherheit“, zitierte ihn Reuters.

Flutung der Hamas-Tunnel im Gazastreifen gefährdet Zivilisten
Andere Beamte hätten laut WSJ Bedenken geäußert, dass das Salzwasser die Frischwasserversorgung des Gazastreifens gefährden könnte. Der Sender ABC News veröffentlichte später einen ähnlichen Bericht und erklärte, dass die Flutungen anscheinend begrenzt seien, da Israel die Wirksamkeit der Strategie überprüfe.
Zuletzt hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi die Überlegung, das ausgedehnte Tunnelsystem mit Meerwasser zu fluten, als gute Idee bezeichnet. Die Hamas hat nach Angaben des israelischen Militärs unter dem Gazastreifen ein weit verzweigtes Tunnelsystem angelegt. Es wird auf rund 500 Kilometer Länge geschätzt. Die israelische Armee geht allerdings davon aus, dass auch viele der noch 135 aus Israel entführten Geiseln in den Tunneln festgehalten werden. (dpa/Reuters/frs)