Lebensstil als Medizin - Inwieweit kann Behandlung die Lebensqualität bei pAVK steigern?
- Gesunde Lebensweise: Änderungen im Lebensstil, wie gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, sind grundlegend für die Behandlung der pAVK.
- Medikamentöse Behandlung: Zur Behandlung der pAVK können verschiedene Medikamente wie Blutdrucksenker, Cholesterinsenker und Blutverdünner eingesetzt werden.
- Gefäßtraining: Regelmäßiges Gehtraining kann die schmerzfreie Gehstrecke verlängern und die Durchblutung verbessern.
- Ballondilatation: Bei dieser minimalinvasiven Methode wird ein Ballonkatheter verwendet, um verengte Gefäße zu erweitern.
- Stent-Implantation: Ein Stent kann eingesetzt werden, um das entsprechende Gefäß dauerhaft offen zu halten.
- Bypass-Operation: Hierbei werden verschlossene Arterien durch körpereigene oder künstliche Gefäße umgangen.
- Thrombendarteriektomie (TEA): Diese chirurgische Methode wird genutzt, um Ablagerungen aus der Arterie zu entfernen.
- Prostaglandin-Infusion: Diese Infusionstherapie kann die Durchblutung verbessern und Schmerzen lindern.
Wie unterstützt die Ernährung die pAVK-Behandlung?
Eine gesunde Lebensweise ist das Fundament jeder Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK). Betroffene sollten ihren Lebensstil schrittweise ändern, um die Gefäßverkalkung zu verlangsamen und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren.
Rauchen ist einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung und das Fortschreiten der pAVK. Ein kompletter Verzicht auf Nikotin ist daher unerlässlich. Unterstützende Maßnahmen wie Entwöhnungsprogramme oder Nikotinersatztherapien können hierbei helfen.
Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle. Die mediterrane Diät, die reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fettsäuren wie Olivenöl ist, hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen. Gleichzeitig sollten gesättigte Fette und Salz reduziert werden, um den Blutdruck und die Cholesterinwerte zu senken.
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ebenfalls essenziell. Empfohlen wird eine moderate Bewegung von mindestens 30 Minuten täglich an den meisten Tagen der Woche. Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen sind besonders geeignet. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur allgemeinen Gesundheitsverbesserung bei, sondern können auch die Belastungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten steigern.
Welche Medikamente verbessern die Behandlung bei pAVK?
Für die medikamentöse Behandlung der pAVK stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die auf unterschiedliche Symptome und Ursachen abzielen.
Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer und Kalziumantagonisten helfen dabei, den Blutdruck zu regulieren und so die Belastung der Gefäße zu verringern. Bei erhöhtem Cholesterin sind Statine die Medikamente der Wahl. Sie senken den LDL-Cholesterinspiegel und verhindern so das Fortschreiten der Artherosklerose (oft fälschlich synonym als Arteriosklerose benannt). Blutverdünner wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel werden eingesetzt, um das Risiko von Blutgerinnseln und damit verbundenen Herzinfarkten oder Schlaganfällen zu verringern. Diese Medikamente verhindern, dass Blutplättchen verklumpen und sich an den Gefäßwänden ablagern.
Für Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus ist eine gute Blutzuckereinstellung erforderlich. Dies kann durch Antidiabetika oder Insulin erreicht werden, abhängig von der Schwere der Erkrankung. Wichtig ist hierbei ein guter Langzeitzuckerwert (HbA1C). In speziellen Fällen können Medikamente zur Durchblutungsförderung wie Cilostazol oder Pentoxifyllin verordnet werden. Diese verbessern die Fließeigenschaften des Blutes und erweitern die Blutgefäße. Die Kombination der Medikamente wird der behandelnde Arzt in Abhängigkeit von den Verträglichkeiten und Wechselwirkungen der Stoffe festlegen.
Wie effektiv ist das Gefäßtraining für die pAVK-Behandlung?
Ein strukturiertes Gehtraining ist eine hochwirksame Methode zur Behandlung der pAVK und zur Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke. Dieses Training zielt darauf ab, die Kollateralbildung zu fördern (Umgehungskreisläufe), die Durchblutung zu verbessern und die allgemeine Gehstrecke zu verlängern. Das Training sollte mindestens dreimal pro Woche für jeweils 30 bis 60 Minuten durchgeführt werden. Hierbei geht der Patient oder die Patientin, bis der Schmerz einsetzt, hält dann an, bis der Schmerz nachlässt, und setzt das Training fort. Dieser Zyklus wird mehrmals wiederholt.
Studien haben gezeigt, dass ein solches strukturiertes Gehtraining die Symptomatik signifikant verbessern kann. Der regelmäßige Einsatz der betroffenen Muskeln führt zur Bildung von Umgehungskreisläufen (Kollateralen), die die Durchblutung fördern und Engpässe im Hauptgefäß kompensieren können. Patienten, die an einer Gefäßsportgruppe teilnehmen, profitieren häufig am meisten, da das Training unter Anleitung und Aufsicht erfolgt und die Motivation durch die Gruppe verstärkt wird. Für ältere oder gebrechliche Patienten können auch alternative Trainingsformen wie die Ratschow’schen Lagerungsübungen oder der Zehenstand hilfreich sein.
Wie verläuft eine Ballondilatation zur Behandlung der pAVK?
Die Ballondilatation ist eine minimalinvasive Methode zur Erweiterung verengter Blutgefäße. Hierbei wird ein Ballonkatheter in die betroffene Arterie eingeführt und an der verengten Stelle aufgeblasen, um die Ablagerungen in die Gefäßwand zu drücken und das Gefäß zu erweitern. Der Eingriff erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung und erfordert nur einen kurzen Krankenhausaufenthalt. Die Ballondilatation ist besonders geeignet für Patientinnen und Patienten, die auf medikamentöse und konservative Maßnahmen nicht ausreichend ansprechen oder bei denen die Gehfähigkeit stark eingeschränkt ist. Obwohl der Eingriff minimalinvasiv ist, kann er in Kombination mit anderen Verfahren wie der Stent-Implantation durchgeführt werden, um eine langfristige Offenheit des Gefäßes sicherzustellen.
Sind Stents eine dauerhafte Lösung in der pAVK-Behandlung?
Ein Stent ist ein kleines, gitterförmiges Röhrchen, das in die Arterie eingesetzt wird, um das Gefäß dauerhaft offen zu halten. Stents kommen häufig nach einer Ballondilatation zum Einsatz, wenn das Risiko besteht, dass die Arterie erneut verengt. Der Eingriff erfolgt ähnlich wie die Ballondilatation: Ein Stent wird zusammengedrückt auf einem Ballonkatheter in die Arterie eingeführt und an der verengten Stelle expandiert (ausgedehnt). Der Stent bleibt dauerhaft im Gefäß und stabilisiert die Gefäßwand. Es gibt verschiedene Arten von Stents, darunter medikamentenbeschichtete Stents, die das Risiko einer erneuten Verengung weiter minimieren. Diese Stents geben langsam ein Medikament ab, das z.B. das Zellwachstum hemmt oder das Thrombozyten (Blutplättchen) an dem Stent kleben bleiben und somit die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Verengung verringert.
Welche Vorteile bietet eine Bypass-Operation bei pAVK?
Bei einer Bypass-Operation wird ein verschlossenes oder stark verengtes Gefäß durch ein Umgehungsgefäß ersetzt. Hierfür können körpereigene Venen oder künstliche Gefäße verwendet werden. Die Operation wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt. Der Chirurg entnimmt entweder eine Vene aus dem Bein oder verwendet ein Kunststoffgefäß, um das verschlossene Segment der Arterie zu überbrücken. Diese Methode ist besonders bei langstreckigen Verschlüssen oder wenn andere Verfahren wie die Ballondilatation nicht erfolgreich sind, indiziert. Bypass-Operationen sind komplex und erfordern eine sorgfältige Nachsorge. Die Patientinnen und Patienten müssen regelmäßig auf Komplikationen wie Infektionen oder erneute Verengungen untersucht werden.
Was kann eine TEA bei der pAVK-Behandlung bewirken?
Die Thrombendarteriektomie ist ein chirurgisches Verfahren zur Entfernung atherosklerotischer Ablagerungen aus einer Arterie. Der Gefäßchirurg öffnet das betroffene Gefäß und schält das Plackmaterial mit speziellen Instrumenten aus. Dieser Eingriff wird häufig an gut zugänglichen Stellen wie der Leistenarterie durchgeführt. Nach der Entfernung der Ablagerungen wird das Gefäß mit einem Patch aus Kunststoff oder körpereigenem Gewebe verschlossen, um spätere Verengungen zu verhindern. Die TEA ist besonders bei lokal begrenzten Verengungen wirksam und bietet den Vorteil, dass das Gefäß im Originalzustand erhalten bleibt.
Wie hilfreich ist Prostaglandin in der pAVK-Behandlung?
Die Prostaglandin-Infusion ist eine medikamentöse Behandlungsmethode, die bei fortgeschrittener pAVK eingesetzt wird. Prostaglandin E1 wird in die Vene infundiert und verbessert die Durchblutung, lindert Schmerzen und erleichtert die Heilung von Geschwüren. Diese Therapie wird über mehrere Wochen durchgeführt und ist besonders bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Ischämie der Gliedmaßen, bei denen keine chirurgischen Eingriffe möglich sind, hilfreich. Es ist wichtig, dass die Prostaglandin-Infusion unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgt, um mögliche Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall oder Kopfschmerzen zu überwachen und rechtzeitig zu behandeln.
Über Johannes Neumann
Johannes Neumann ist Medizinpädagoge und Notfallsanitäter. Seit 2008 ist er in der Notfallversorgung in verschiedenen Fachbereichen – vom Rettungsdienst bis zur Kinderintensivstation – tätig. Seit 2019 arbeitet er zudem hauptberuflich in der medizinischen Lehre und Leitung der Berufsfachschule für Notfallsanitäter, an der er auch Notfallsanitäter der Bundeswehr ausbildet. Neben der Notfallmedizin lehrt Herr Neumann in verschiedenen anderen Gesundheitsfachberufen, unter anderem in den Fächern Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und Akutpflege sowie Biochemie, Pharmakologie und Ernährungslehre. Darüber hinaus ist er als Hochschullehrer in verschiedenen Studiengängen tätig und leitet als nichtärztlicher Kursleiter Refresherkurse für Notärzte.
Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf Periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Verschlimmerung Ihrer Beschwerden suchen Sie bitte unverzüglich eine Ärztin oder einen Arzt auf. Diese Informationen können keine fachärztliche Beratung ersetzen.