39 Prozent für die AfD in Sachsen-Anhalt – und Ministerpräsident Reiner Haseloff ruft zur Geschlossenheit der Mitte auf. Zum Artikel "'Es geht ums Ganze. Wir oder die', sagt Haseloff über AfD-Hoch in Umfragen“ zeigen sich die Lesermeinungen tief gespalten. Viele fordern politischen Wechsel oder zweifeln an der Existenz einer echten Mitte. In den Kommentaren prallen Frust, Kritik und Appelle aufeinander.

Kritik an Verantwortung der Etablierten
Viele Leser werfen Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und den etablierten Parteien vor, die aktuellen Probleme des Landes nicht gelöst zu haben. Sie fordern einen politischen Wechsel und verweisen dabei häufig auf die AfD, die aus ihrer Sicht als einzige Alternative übrigbleibe. In den Kommentaren spiegelt sich sowohl Politikfrust als auch der Wunsch nach einer grundlegenden Neuorientierung.
"Er war lange genug am Ruder und trägt Mitschuld am desolaten Zustand des Landes. Zeit für den Wechsel. Sowas nennt sich Demokratie und ist ein völlig natürlicher Vorgang." Zum Originalkommentar
"Das andere Land, wie er es der AfD unterstellt, hat er mit seiner Partei längst etabliert. Es geht jetzt darum, den Rest noch zu retten, was man aktuell nur noch der AfD zutraut." Zum Originalkommentar
"Merkwürdig finde ich, dass der Reformbedarf Deutschlands erst dann erkannt wird, wenn die AfD stärker wird. Schlafen unsere Politiker?" Zum Originalkommentar
""Wir oder die". Dann die. Die CDU hatte jahrzehntelang Zeit, die Probleme im Land zu lösen. Jetzt ist es Zeit für "die"." Zum Originalkommentar
"Bei den sogenannten Altparteien muss endlich ankommen, dass man so nicht weitermachen kann. Die Zuwächse der AfD sind zu 3/4 nur dem Unwillen der regierenden Parteien geschuldet, etwas im Sinne der Bürger zu verändern. Nicht die Politik an sich gibt die Marschrichtung vor. Es ist der Bürger, und der Bürger kann sich nicht mehr auf diese Parteien verlassen, Wahlversprechen werden am Wahltag um 18:01 Uhr bereits abrasiert. Es geht ums Land verdammt noch mal und nicht um die Befindlichkeiten der Parteien und deren Oberen. Ein Wir oder Die trifft nicht den Bürgerwillen." Zum Originalkommentar
Grundsatzzweifel an Parteienlandschaft
Ein erheblicher Teil der Kommentare stellt die Existenz einer politischen Mitte infrage. CDU, SPD, FDP und Grüne werden dabei teils als "Einheitspartei" beschrieben, während die AfD von diesen Stimmen als einzige echte Oppositionskraft gesehen wird. Politikwissenschaftler widersprechen diesem Bild regelmäßig: Die AfD sei programmatisch klar rechts verortet, die Parteien der Mitte dagegen stünden trotz Überschneidungen für unterschiedliche Traditionen und politische Richtungen.
"Die einzige Mitte in diesem Land gibt es rechts der CDU." Zum Originalkommentar
"Naja, Herr Haseloff, die "politische Mitte", das sind Union und FDP, allenfalls Teile der SPD. Die Grünen aber auf keinen Fall. Die CDU hat den Zug verpasst, rechtzeitig Minderheitsregierungen zu bilden, und sich die Stimmen von allen Richtungen zu holen. Mal sehen, ob Merz das im Bund noch hinbekommt, aber ich habe da mittlerweile Zweifel ..." Zum Originalkommentar
"Es gibt keine politische Mitte mehr in Deutschland. Es gibt nur noch eine Einheitspartei aus CDU-CSU, SPD und Grüne und die AfD als einzige Oppositionspartei." Zum Originalkommentar
"Die politische Mitte, die Herr Haseloff meint, ist Schwarz-Rot-Links-Grün." Zum Originalkommentar
Leser fordern konkrete Reformen
Viele Leser verlangen, dass die etablierten Parteien konkrete und spürbare Reformen umsetzen. Allgemeine Appelle und politische Rhetorik würden nicht mehr ausreichen, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Besonders im Fokus stehen dabei Themen wie Preisstabilität, Sicherheit und Bildung. Haseloffs Hinweis auf eine notwendige "Grundjustierung" Deutschlands wird von einigen als richtig, von anderen jedoch als bloße Floskel kritisiert.
"'Deutschland braucht eine neue Grundjustierung', sagte der CDU-Politiker.... Stimmt. Aber man sieht es an der Koalition CDU mit SPD, dass die zwei das nicht hinbekommen. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Was soll das Gerede, was man muss, was besser ist und andere Sprüche. Es reicht nicht mehr wie in der Vergangenheit, kluge und reißerische Sprüche zu klopfen. Vernünftig und bedacht handeln ist angesagt. Nicht nur Gesetze ändern, um mehr Geld zu verbrennen, sondern damit es der Bevölkerung besser geht. Preisstabilität, Schutz, Sicherheit, Bildung und vieles mehr." Zum Originalkommentar
"Schwammige Formulierungen wie 'Deutschland braucht eine neue Grundjustierung' kann doch alles heißen, und nach der Wahl passiert wieder nichts. Ja, Deutschland ist festgefahren und braucht auf vielen Gebieten eine grundlegende Reform. Aber ihr Altparteien habt weder das Einsehen noch den Willen, das durchzusetzen." Zum Originalkommentar
"Solange sich nichts Grundlegendes ändert, sondern die großen Probleme gar nicht oder nur mit Mini-Justierungen angegangen werden, wird die AfD weiter zulegen und das flächendeckend in ganz Deutschland. So einfach ist das." Zum Originalkommentar
"Wie wär's mit guter bodenständiger Politik für Deutsche und Deutschland, liebe CDU?" Zum Originalkommentar
Sorge vor gesellschaftlicher Spaltung
Kritik gibt es auch an Haseloffs Rhetorik. Formulierungen wie "Wir oder die" empfinden viele Leser als ausgrenzend und demokratieschädlich, weil sie Wähler der AfD zu "Aussätzigen" stempeln würden. Andere nehmen diese Polarisierung als Realität hin und bekräftigen das Bild einer klaren Lagerbildung. Politisch birgt eine solche Rhetorik das Risiko einer gesellschaftlichen Spaltung.
"'Die' sind Bürger, die diese Partei demokratisch wählen. Mit solchen Aussagen werden sie zu Aussätzigen gestempelt. So etwas nennt man auch Spaltung der Gesellschaft." Zum Originalkommentar
"Bezeichnend: „Wir oder die“, der Bürger kommt gar nicht erst vor." Zum Originalkommentar
"Dass dieses System, das ja so sehr verteidigt werden muss, nicht mehr funktioniert, ist dem Herrn entgangen? „Wir gegen die“ ist einer Demokratie nicht würdig." Zum Originalkommentar
Warnung vor weiterem Erstarken der AfD
Ein Teil der Leser macht das Erstarken der AfD unmittelbar an der Politik der CDU und ihrer Partner fest. Wenn die etablierten Parteien nicht stärker an den Bedürfnissen der Bürger ausgerichtet handeln, würden weitere Stimmenverluste unausweichlich, so der Tenor. Immer wieder wird dabei die „Brandmauer“ gegen die AfD kritisiert – nicht als Schutz der Demokratie, sondern als Hindernis für eine angeblich notwendige Kursänderung.
"Es geht nicht um Die oder Wir. Es geht um uns, die gesamtdeutsche Bevölkerung in diesem schönen Land. Wenn die CDU in Koalition mit den Anderen es nicht hinkriegt, bekommt die AfD die Stimme des Wählers. Das hat der Haseloff noch nicht verstanden." Zum Originalkommentar
"39 % sind Wähler, die eine andere Politik wollen und von 'wir' nicht bekommen. 39 % sind Wähler, die deshalb ihre Hoffnungen auf 'die' richten. 'Wir' oder 'Die' ist nicht durch Zusammenstehen und Weitermachen zu gewinnen, sondern nur durch eine an den Interessen der Menschen orientierte Politik. Die CDU sollte sich daher auf ihre Kernkompetenzen besinnen, Politik für ihre Wähler machen und aufhören, sich von anderen Parteien sagen zu lassen, was sie tun dürfe und was nicht, mit wem sie koalieren dürfe und mit wem nicht. Ein eigenes Gesicht ist die Voraussetzung für einen Erfolg bei Wahlen. Ich sehe es nicht, weil die CDU es nicht zeigt." Zum Originalkommentar
"Wenn die CDU nicht in die Spur kommt, nutzt auch die Brandmauer der Partei(en) gegenüber der AfD auf Dauer nichts. Die einzige Brandmauer, die zählt, ist die Brandmauer der Bürger/ Wähler und die bröckelt anscheinend immer mehr, weil der Bürgerwille in bestimmten Politikfeldern nicht oder nicht deutlich genug umgesetzt wird. Da könnte man in der Union aber auch selbst drauf kommen ..." Zum Originalkommentar
"Ich will auch ein völlig anderes Land. Fangt an, den Bürgerwillen umzusetzen, dann ist das Thema AfD erledigt." Zum Originalkommentar
Grundsätzliche Kritik am System
Darüber hinaus äußern Leser grundlegende Zweifel am politischen System. Versagen in Bereichen wie Bildung, Finanzen, Polizei und Justiz wird als Beleg gesehen, dass die etablierten Parteien ihre Steuerungsfähigkeit verloren hätten. In diesem Kontext wird die AfD nicht selten als Folge – oder sogar als vermeintliche Lösung – dieser Defizite dargestellt.
"'Mit Folgen für Bildung, Finanzen, Polizei und Justiz.' Na hoffentlich, Herr Haseloff! Rundfunkstaatsvertrag haben Sie noch vergessen." Zum Originalkommentar
Ironie, Sarkasmus und Politikverdrossenheit
Schließlich äußern viele Kommentare ihren Frust über die politische Lage mit Ironie oder beißendem Spott. Von Haseloffs Rücktritt über Seitenhiebe gegen Friedrich Merz bis hin zu polemischen Anspielungen auf vermeintliche Reformen reicht das Spektrum. Diese Stimmen spiegeln eine tiefe Politikverdrossenheit wider – und das Gefühl, dass etablierte Parteien den Kontakt zur Bevölkerung verloren haben.
"Da muss er sich doch gar keine Sorgen machen. Merz startet jetzt die große Deutschlandmodernisierung, die ein absolut durchschlagender Erfolg werden wird ..." Zum Originalkommentar
"Was können 'die' schlechter machen als CDU, SPD und Grüne ..." Zum Originalkommentar
Die Diskussion um die AfD-Umfragehochs in Sachsen-Anhalt und die Äußerungen von Ministerpräsident Haseloff treffen einen gesellschaftlichen Nerv: Viele Leser machen die etablierten Parteien für die aktuelle Situation verantwortlich und sehen einen grundlegenden Wandel in Politik und Gesellschaft als notwendig an. Diskutieren Sie mit! Ist es Zeit für einen politischen Wechsel – oder braucht es eine neue Debatte um den Zusammenhalt?