In Hohenpeißenberg herrscht Trauer um Heidi Fischer, die überraschend im Alter von 66 Jahren gestorben ist. Fast alle im Ort kannten sie, weil sie in der Ortsmitte einen Laden geführt hat, der für viele ein Treffpunkt war.
Heidi Fischer war Hohenpeißenbergerin durch und durch. Hier ist sie im Süden des Ortes als Kind von Flüchtlingen aufgewachsen, hier hat sie ihren Mann Franz Fischer kennengelernt. Mit ihm zog sie in den Ortsteil Hetten, wo Fischers ein Haus bauten und eine Familie gründeten. Hier in Hohenpeißenberg sind auch die drei Kinder des Ehepaares groß geworden, hier leben zwei der fünf Enkelkinder. Ihre Familie war Heidi Fischer wichtig.
Die Familie profitierte auch von ihrem liebsten Hobby: dem Stricken. Stricknadeln und Wolle hatte sie eigentlich immer in Griffweite. „Ich hänge an der Nadel, seit ich fünf Jahre alt bin – an der Stricknadel und an der Nähnadel“, sagte sie einmal im Gespräch mit dieser Zeitung. Kein Wunder, dass sie den Traum vom eigenen Wollladen träumte. Schließlich erfüllte sich Heidi Fischers Lebenstraum: Genau an ihrem 55. Geburtstag meldete sie ihr Gewerbe, den Laden „Wolle&sonstno“ an.
Dieses Geschäft war nicht nur für sie ein wahr gewordener Traum, sondern auch für alle, die ein Faible für Wolle und Freude am Häkeln und Stricken haben. Und wer eine Frage hatte, Beratung benötigte oder mit einer Handarbeit nicht weiterkam, war bei Heidi Fischer genau richtig. Mit ihrem großen Erfahrungsschatz und ihrem Wissen konnte sie bei nahezu jeder Schwierigkeit in diesem Bereich weiterhelfen. „Man hat gemerkt, dass sie es gerne macht. Sie hat ihren Laden mit viel Liebe und Menschlichkeit gefüllt“, sagt Bürgermeister Thomas Dorsch über die Verstorbene.
So wurden Heidi Fischer und „Wolle & sonstno“ viel mehr als nur ein Geschäft, in dem es Wolle gab. Dazu trugen auch die vielen Stricktreffen bei, zu denen sie regelmäßig in ihren Laden einlud. An vielen Morgen, Abenden und in etlichen Nächten flogen in Heidi Fischers Laden die Nadeln, wurde geratscht, gelacht und sich ausgetauscht.
Mit der Zeit erweiterte sie das Angebot unter anderem auf Postkarten, Geschenkpapier und allerlei Geschenkartikel. Zudem war das „Wolle & sonstno“ Annahmestelle für Kleidungsstücke, die in die Reinigung gehören.
Eine große Rolle in Fischers Leben spielte ihr Glaube. Sie war ursprünglich evangelisch und ist später zum katholischen Glauben konvertiert. Ihr Christsein zu leben, war ihr wichtig. Sie war lange stellvertretende Vorsitzende des katholischen Frauenbundes in Hohenpeißenberg und Vorsitzende des Pfarrgemeinderates in ihrem Heimatort. „Ihr Tod ist ein großer Verlust für Hohenpeißenberg“, sagt Dorsch: „Sie als Mensch und ihr Laden werden uns fehlen.“