„Momentum auf unserer Seite“: Katar wird zum großen Image-Sieger im Israel-Krieg

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Freigelassene Geiseln und eine Feuerpause im Gazastreifen sind zwar die wichtigsten Resultate der Israel-Verhandlungen. Katar spielt eine wichtige Rolle.

Tel Aviv/Doha – Seit vier Tagen ruhen im Krieg zwischen Israel und Hamas die Waffen, über 50 Menschen sind inzwischen aus der wochenlangen Geiselhaft der palästinensischen Terrororganisation freigekommen. Dazu berichten mehrere Medien, etwa die New York Times, von ersten Signalen, dass der Waffenstillstand und der Austausch von Geiseln gegen Gefangenen auch nach ihrem bisher festgelegten Ende am Dienstagmorgen weitergehen könnte.

Die Entwicklung sorgt im Krieg in Israel, der mit dem Überfall der Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober begann und seither offiziellen Angaben zufolge weit über 10.000 Menschen das Leben kostete, für ein erstes Aufatmen – auch wenn viele derzeit noch davor warnen, die ersten Verhandlungserfolge als Anlass für Optimismus zu nehmen. Denn die Fronten zwischen Israel und vielen Nachbarstaaten gelten nach den heftigen Angriffen auf den Gazastreifen, die auf die Terrortaten der Hamas folgten, als verhärtet.

Noch immer werden um die 180 Entführte im Gazastreifen als Geiseln festgehalten. Die Verhandlungen gehen weiter.
Noch immer werden um die 180 Entführte im Gazastreifen als Geiseln festgehalten. Die Verhandlungen gehen weiter. (Symbolfoto) © Gil Cohen-Magen/AFP

Beziehung zur Terrororganisation: Katar unterstützt den Gazastreifen seit Jahren

Wer dagegen vielen Beobachterinnen und Beobachtern zufolge als klarer Image-Gewinner aus den Verhandlungen hervorgeht, ist der arabische Wüstenstaat Katar, der sich neben Ägypten als einer der Hauptvermittler in dem Konflikt etabliert hat, auch wenn Vertreter des Emirats immer wieder betont haben, parteiisch zu sein und „die Sache der Palästinenser“ zu unterstützen. Das berichtete etwa der Sender Deutsche Welle, der auch bereits 2016 die Nachricht verbreitete, dass Katar der Hamas-Regierung in Gaza auch mit millionenschweren Hilfen unter die Arme gegriffen hat.

Im Gespräch mit dem französischen Sender France24 betonte der außenpolitische Sprecher des Emirats, Majed al-Ansari, nun aber das internationale Interesse, eine langfristige Lösung für den Konflikt zu finden. Dabei sei Katar „seit Tag eins“ an den Verhandlungen beteiligt gewesen und verfolge nun das Ziel „vertrauensbildende Maßnahmen“ für die Kriegsparteien zu schaffen, die seit längster Zeit im Konflikt miteinander stehen.

Lob und Kritik: Die Rolle von Katar im Krieg zwischen Israel und Hamas

Doch während al-Ansari betont, dass die Hoffnung Katars nun darin bestehe, „Momentum aufzubauen, um langfristig einen stärkeren Deal in Richtung eines nachhaltigen Waffenstillstands zu erzielen“ und auch internationale Politiker wie US-Präsident Joe Biden die Rolle des Emirats loben und Katar für seinen Einsatz gedankt haben, gibt es auch Kritik an der Rolle Katars.

So zitiert etwa Deutsche Welle den Nahost-Experten der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, der die aktuelle Rolle Katars für „besonders heikel“ hält, weil das Emirat inzwischen „seit mehr als zwei Jahrzehnten als Vermittler“ agiere. Viele Fachleute, darunter der US-Journalist und Buchautor Joel Simon werfen Katar deshalb vor, vor allem seinen eigenen Einfluss und Machtbereich vergrößern zu wollen. (saka)

Auch interessant

Kommentare