Geothermie: Vier Gemeinden schließen sich für „Jahrhundertprojekt“ zusammen

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Auf diesem Feld sollen 2025 die Bohrtürme stehen. Im Hintergrund die Autobahnraststätte. © Stefan Roßmann

Die Gemeinden Vaterstetten, Zorneding, Grasbrunn und Haar haben sich für ihr „Jahrhundertprojekt“ Geothermie zusammengeschlossen. Jetzt wurde der Vertrag unterzeichnet.

Vaterstetten - Ein sowohl von den Dimensionen als auch der Ausprägung her besonderes Projekt nimmt Gestalt an: Die vier Gemeinden Grasbrunn, Haar (beide Landkreis München), Vaterstetten und Zorneding (beide Landkreis Ebersberg) gründen gemeinsam eine Fördergesellschaft für Geothermiewärme. Am Dienstag, 28. November, unterzeichneten die vier Bürgermeister Klaus Korneder (Grasbrunn), Andreas Bukowski (Haar), Leonhard Spitzauer (Vaterstetten) und Piet Mayr (Zorneding) den Gesellschaftsvertrag und gründeten damit die neue Gesellschaft mit dem Namen GeoEnergieMünchenOst (kurz GEMO), die künftig das Projekt als eigenständiges Unternehmen umsetzen soll.

Die GeoEnergieMünchenOst ist gegründet

Alle vier Gemeinderäte hatten im Vorfeld zum Teil einstimmige Beschlüsse gefasst, in denen die Bürgermeister ermächtigt wurden, den Gesellschaftervertrag zu unterzeichnen und damit die Voraussetzungen für die formelle Gründung einer GmbH und Co. KG zu schaffen. Voraus gegangen war diesen Beschlüssen Machbarkeitsstudien für die Bohrung sowie Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für das neue Unternehmen und die entstehenden Wärmenetze. Die vier Bürgermeister gründeten mit ihrer Unterschrift die neue Gesellschaft mit dem Namen GeoEnergieMünchenOst (kurz GEMO), die künftig das Projekt als eigenständiges Unternehmen umsetzen soll.

Die Bürgermeister betonten bei ihrem Termin im Rathaus Vaterstetten die Wichtigkeit des „Jahrhundertprojekts“, das alle Gemeinden der Erfüllung ihrer Klimaziele deutlich näherbringen werde. Bereits im Frühjahr solle der Startschuss für die Vorbereitung des Bohrplatzes fallen. Anfang 2025 sollten dann die Bohrarbeiten beginnen, sodass schon 2026 Wärme aus dieser regenerativen Energie in die Wärmenetze in den Gemeinden geleitet werden könne und die Bürger der vier Gemeinden ihre Heizung auf diese regenerative Energieform umstellen könnten.

Vaterstettens Bürgermeister Spitzauer: Notfalls wären wir den Weg alleine gegangen

Die Wirtschaftlichkeit des Projekts werde durch den Zusammenschluss der Gemeinden deutlich verbessert, heißt es aus dem Vaterstettener Rathaus. „Wir hatten im Gemeinderat zwar schon bekundet, den Weg notfalls auch alleine zu gehen, aber am Ende standen aufgrund des Potentials der anderen Kommunen und der damit verbundenen Teilung von Risiken und Kapitalaufwand viele Argumente, das Projekt auf mehrere Säulen zu gründen“, sagt Bürgermeister Leonhard Spitzauer.

Hier ruhen die Geothermie-Hoffnungen: Südlich der Rastanlage an der A99 liegt der Claim, auf dem Vaterstetten spätestens ab 2025 nach heißem Wasser bohren will.
Hier ruhen die Geothermie-Hoffnungen: Südlich der Rastanlage an der A99 liegt der Claim, auf dem Vaterstetten spätestens ab 2025 nach heißem Wasser bohren will. © bb

Vaterstetten hat zur Umsetzung des Projektes bereits ein rund 15.000 Quadratmeter großes Grundstück erworben, das zwischen Vaterstetten und Weißenfeld, nur wenige Meter östlich der Rastanlage Vaterstetten Ost an der A 99, liegt. Dieses Grundstück wird der Bohrgesellschaft von der Gemeinde Vaterstetten mit einem Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt.

Das bayerische Wirtschaftsministerium hatte mit der so genannten gewerblichen Aufsuchungserlaubnis bereits Anfang Oktober das Recht erteilt, den Bodenschatz „Wärme“ wirtschaftlich zu nutzen. Damit ist nun der Weg frei für eine Antragstellung beim Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAfA), der zuständigen Behörde für das Förderprogramm „Bundesprogramm effiziente Wärmenetze“ (BEW), aus dem sich die Gemeinden bis zu 40% Zuschüsse für das gesamte Projekt erhoffen. „Ohne diese ist das Projekt nur schwer umsetzbar, denn allein die Erschließung der Geothermie – ohne Errichtung und Ausbau der Wärmenetze ­– wird nach jetzigem Stand ca. 50 Mio. € kosten. Nach der Zusage der Förderung und der Erteilung der erforderlichen Genehmigungen können Förder- und Re-Injektionsbohrung niedergebracht werden“, so das Rathaus Vaterstetten.

Bohrphase soll sechs bis acht Monate dauern

Für die Bohrphase werden sechs bis acht Monate gerechnet. Danach (wahrscheinlich Ende 2025) könnten erste Pumpversuche warmes Wasser aus dem Boden fördern und dann die geothermische Heizzentrale gebaut werden. „Der Ausbau des Vaterstettener Wärmenetzes verläuft in der Zeit parallel zur geothermischen Erschließung, da die beiden Vorhaben stark voneinander abhängen. Die Verbindung zwischen dem Bohrplatz und dem jetzigen Heizwerk im Hans-Luft-Weg soll mit Erschließung des Bohrplatzes gebaut werden, um die geförderte Wärme aus der Tiefe schnellstmöglich an die Kunden zu bringen“, kündigt das Rathaus Vaterstetten an.

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In Grasbrunn und Haar gebe es bereits Infrastrukturen unterschiedlicher Betreiber, die schon bald auf die Vaterstettener Wärme umgestellt werden könnten. Für den Transport der Wärme nach Grasbrunn und Zorneding werde das Vaterstettener Gemeindewerk Verbindungsleitungen bauen. Haar könne seine Wärme voraussichtlich mit einer eigenen Leitung am Bohrplatz abholen und dazu eine Verbindung unter der A 99 hindurch bauen. Zorneding sei mitten in den Planungen für ein gemeindliches Wärmenetz und werde deshalb erst mittelfristig Wärme abnehmen. Bürgermeister Piet Mayr sieht „durch die Geothermie die einmalige Chance, für die nächsten Generationen im ganzen Ort eine von fossilen Brennstoffen freie Wärmeversorgung aufzubauen.“

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