Historisches Haus bleibt vorerst stehen
Wunderschön, aber auch ganz schön marode: Das mehr als 100 Jahre alte Haus an der Säggasse 10 in Holzkirchen soll abgerissen werden. Anschließend will die Gemeinde dort wohl Wohnraum schaffen. Doch das Vorhaben verzögert sich.
Das Haus mit dem Erker und dem darauf platzierten Turm an der Säggasse 10 hat schon bessere Zeiten gesehen: Die Holzbalkendecken sind von Schädlingen befallen, das Mauerwerk ist feucht, die Elektroinstallation veraltet, und unter dem Dach liegen tote Tauben. Nicht einmal eine Zentralheizung gibt es in dem 1906 erbauten Haus. Stattdessen haben die insgesamt fünf Wohnungen Öleinzelöfen. Bereits 2001 hatte die Gemeinde Holzkirchen vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband prüfen lassen, inwieweit das Gebäude – das nicht denkmalgeschützt ist – sanierungsfähig ist. Das Ergebnis: Ein Abriss samt Neubau wäre wirtschaftlicher als eine Sanierung, weshalb der Gemeinderat bereits 2021 beschlossen hatte, das Haus abzureißen – wenn auch schweren Herzens (wir berichteten).
Räumung steht nicht zur Debatte
Für das laufende Jahr hat die Gemeinde nun 100 000 Euro für „Hochbaumaßnahmen Wohnbauförderung“ in den Haushalt eingestellt. Als Zweck ist neben der Wohnanlage an der Baumgartenstraße der Abbruch des Hauses an der Säggasse 10 genannt. Allerdings steht der Abriss nur als Option im Haushalt, wie Annika Walther, die Pressesprecherin der Gemeinde, auf Nachfrage erklärt. Denn eine der fünf Wohnungen ist noch immer bewohnt, und der Mieter, der allein dort lebt, denkt gar nicht daran, das Haus zu verlassen. Dabei hatte ihm die Gemeinde Holzkirchen eine Ersatzwohnung angeboten. Ziel sei eine sozialverträgliche Entmietung. Eine Räumung steht dem entgegen, obwohl das Haus in seinem aktuellen Zustand eigentlich nicht vermietbar ist. Sobald die Wohnung frei wird, will die Gemeinde schnellstmöglich abreißen. Daher ist der Abbruch im Haushalt berücksichtigt, erklärt Walther.
Künftige Bebauung noch unklar
Noch unklar ist, was nach dem Abriss auf dem Grundstück entsteht. Das Bauamt hatte dem Gemeinderat vorgeschlagen, „Wohnen im Alter“ zu schaffen, eventuell mit einem Seniorentreff im Erdgeschoss. Nicht zuletzt, weil die Adresse zentral gelegen sei, sodass auch Senioren ohne Auto alles fußläufig erreichen könnten. Denkbar ist aber auch die Schaffung von Wohnraum für Jüngere, etwa für Studenten. Das sind allerdings nur vage Überlegungen: „Für den Neubau auf dem Gelände nach dem Abriss gibt es bisher noch keine konkrete Planung“, sagt Walther.
1906 als Kantine für Sägewerk errichtet
Mit dem Abriss geht ein Stück Holzkirchner Ortsgeschichte zu Ende: Das Haus wurde 1906 als Kantine für die Mitarbeiter des Sägewerks der Genossenschaft Buchberger-Seidl-Weber erbaut, so recherchierte es Gemeindearchivar Hans Widmann. Das Sägewerk hatte seinen Sitz zunächst an der Hafnergasse – bis es bei einem Brand zerstört wurde. Die Besitzer bauten es zwischen Baumgartenstraße und Säggasse neu auf – und in diesem Zuge auch die Kantine. Nach mehreren Eigentümerwechseln kam das Anwesen 1970 in die Hände der Gemeinde. Sie kaufte es damals für 90 000 Mark. Die Grundstücksgröße umfasst 350 Quadratmeter.