Auch ohne schriftlichen Vertrag: Eberfinger „Post“ ist ihrer Brauerei seit 150 Jahren treu

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Eberfing

KommentareDrucken

Fototermin mit zwei Wirtsgenerationen: (v.l.) Peter Strobl, Rosemarie Landes-Strobl, Bernhard Schmidt-Pauly, Patrick Stangel, Georg Leis und Henning Heppner. © Bernhard Jepsen

Eberfing und Hacker-Pschorr, das ist eine langjährige und tiefgewachsene Partnerschaft. Die Münchner Brauerei beliefert den im Eigentum der Gemeinde stehenden Gasthof zur Post seit nunmehr 150 Jahren mit Getränken. Das Jubiläum wurde groß gefeiert.

Eberfing – „Es hat a bisserl einen Hendl-Geruch. Das is‘ wie auf dem Oktoberfest“, sagte Matthias Zahler zu seinem Gemeinderatskollegen Michael Albrecht, als sich am Sonntag die Bierbankgarnituren im Innenhof des Gasthofs zur Post mit Gästen füllten. Nicht nur die Musikkapelle Eberfing und die Auftritte der Trachtenjugend sorgten für Volksfestatmosphäre, sondern eben auch die Speisekarte: Neben den von Zahler angesprochenen Hendln gab es unter anderem Schweinenackensteaks und Biergulasch. Das letztgenannte Gericht passte perfekt zum Anlass. Gefeiert wurde nämlich die nun seit 150 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen dem Gasthof zur Post und der Hacker-Pschorr-Brauerei.

Vier Rösser ziehen historischen Wagen

Bereits am Freitag hatten die Gemeinde sowie das Pächter-Duo Bernhard Schmidt-Pauly und Patrick Stangel zu einem internen Festabend mit Gemeinderäten, Brauereivertretern und Ehrengästen geladen. Am Sonntagvormittag folgte schließlich der Höhepunkt der Feierlichkeiten mit dem Einzug eines festlichen Brauereigespanns. Der von Hacker-Pschorr gestellte, historische Bierwagen wurde von vier Percheron-Rössern gezogen. Die Kaltblutpferde wurden von einem Hof am Irschenberg antransportiert und von Georg Leitner in einem kleinen Festzug von der Bäckerei Andrä zum Gasthof gelenkt. Für den 24-jährigen Kutscher kein Problem: „Ich bin schon auf der Wiesn mit einem Gespann gefahren.“

Die Rösser marschieren voraus: Sie ziehen den historischen Bierwagen.
Die Rösser marschieren voraus: Sie ziehen den historischen Bierwagen. © Ralf Ruder

Die Fässer auf dem Hacker-Pschorr-Bierwagen waren übrigens leer. Das dürfte vor 150 Jahren anders gewesen sein. „Wir haben uns beim Festabend am Freitag die Frage gestellt, wie 1874 eigentlich das Bier von München nach Eberfing gekommen ist“, erzählte Bürgermeister Georg Leis. In den Annalen festgehalten ist darüber nichts. Aber sehr wahrscheinlich wurden die Fässer über die Bahnstrecke München-Tutzing-Penzberg angeliefert und dann auf Pferdefuhrwerke verfrachtet. In Nähe der Bahnhöfe suchten sich die damaligen Brauereien gezielt Gasthof-Standorte aus – und in Eberfing wurde man offenbar fündig.

Kein schriftlicher Liefervertrag

Dort hatte es 1874 einen Eigentümerwechsel gegeben, der den Deal mit Hacker-Pschorr vermutlich begünstigt hatte. Henning Heppner, seit 23 Jahren der zuständige Gebietsverkaufsleiter bei Hacker-Pschorr, brachte in Bezug auf den Beginn der Partnerschaft noch eine andere Theorie ins Spiel. So hätte die Pschorr-Dynastie in der damaligen Zeit Torf in der Region gestochen – und dabei eventuell Eberfings Gasthof zur Post als Kooperationspartner für Bierlieferungen entdeckt. Aber wie gesagt: Genaues weiß man nicht.

Fakt ist, dass die Verbindung zwischen der Brauerei und Eberfing bis heute hält – und das, obwohl noch nie ein schriftlicher Liefervertrag abgeschlossen wurde. „Es ist eine vertrauensvolle und kooperative Zusammenarbeit. Es ist ein schönes Miteinander“, betonte Bernhard Schmidt-Pauly im Gespräch mit der Heimatzeitung. Auch Georg Leis war voll des Lobes: „Wenn eine Partnerschaft 150 Jahre hält, dann hat man vieles richtig gemacht.“ Die Gemeinde, der Pächter und die Brauerei würden „gemeinsame Ziele verfolgen“. Hacker-Pschorr habe zum Beispiel beim Umbau des Biergartens mit Ausstattungsgegenständen geholfen: „Das ist nicht selbstverständlich“, so Leis. Dass die Kooperation mit Hacker-Pschorr „wunderbar funktioniert“, das bestätigte auch Rosemarie Landes-Strobl. Die frühere Besitzerin hat den Gasthof, der heute ein Gemeindezentrum für Eberfing ist, 1998 an die Kommune übergeben. Bereut hat sie den Schritt nie: „Es ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe nichts falsch gemacht“, erklärte die Seniorin am Rande der Feierlichkeiten.

Der Erlös des Jubiläumsfestes wird für wohltätige Zwecke gespendet. So sollen unter anderem Gelder für den geplanten Bau eines Kinderhospizes in Polling abgezweigt werden.

Auch interessant

Kommentare