Wenn Wildtiere über die Straße laufen

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ADAC Crash-Test mit einem Wildschwein-Dummy: In Penzing werden Kfz-Notbremsassistenten auf Wildunfälle getestet, hier eine Versuchsfahrt in 2022. © Sabine Fleischer

Ein Albtraum für jeden Autofahrer: Plötzlich huschen Reh, Wildschwein oder Fuchs über die Straße. Auch hier im Oberland passieren Jahr für Jahr zahlreiche Wild­unfälle. Gefährlich für den Menschen und oft fatal für das Tier – aber was dagegen tun?

Die Anzahl der Tierunfälle bildet mit plus/minus 20 Prozent einen erheblichen Anteil am gesamten Unfallgeschehen im Bereich der Polizeipräsidien Oberbayern Nord und Süd. Rund 18.000 Wildunfälle insgesamt in dieser Region wurden 2023 gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen. Laut Polizeipräsidium Oberbayern Nord werden etwa 80 Prozent der gemeldeten Tierunfälle durch Rehwild verursacht. All die „kleinen“ Kollisionen mit Eichhörnchen, Marder und Co. tauchen in der Unfallstatistik nicht auf, da sie kaum erfasst werden.

Wildunfälle ereignen sich im gesamten Jahresverlauf, wobei der späte Frühling/Frühsommer und der Herbst einen Schwerpunkt bilden. Zudem verteilen sie sich gleichmäßig auf alle Wochentage, am Wochenende werden mangels Berufsverkehrs etwas weniger Unfälle aufgenommen. Im Tagesverlauf konzentriere sich das Unfallgeschehen auf die Morgenstunden von 5 bis 7 Uhr und die Zeit von 20 Uhr bis Mitternacht, so das Polizeipräsidium.

An den Tagen nach der Zeit­umstellung verzeichnet laut der SWR-Reportage „Tod im Sekundentakt“ eine Datenerhebung des Fraunhofer-Instituts bis zu zehn Prozent mehr Wildunfälle, insbesondere im Frühjahr. Die Erklärung des Instituts: Wildtiere wie Rehe ziehen vor allem in der Dämmerung. Infolge der Zeitumstellung fahren Berufspendler plötzlich früher oder später als für die Tiere gewohnt. Durch die Zeitumstellung verlängere sich außerdem die Zeitspanne, in der Rushhour und Dämmerung zusammenfallen.

Was kann gegen Zusammenstöße von Tier und Auto helfen? Blaue Wildwarn-Reflektoren an Straßen-Leitpfosten sollen nachts Wildtiere verschrecken. Doch die Bundesanstalt für Straßenwesen urteilt: „Keine zuverlässige Beeinflussung des Wildes“. Auch technische Hilfsmittel wie „Notbremsassistenten im Auto sind nicht für Wild-Erkennung optimiert“, so der ADAC auf seiner Homepage.

Der Schlüssel zur Prävention liegt also an den Autofahrern selbst: durch Waldgebiete sowie an Hecken und hohen Ackerbaukulturen (Beispiel Mais) langsamer fahren und dadurch den Bremsweg verkürzen. Wo genau es gefährlich sein könnte, zeigt zum Beispiel die „wuidi“-Wildwar­nerApp. Hier pflegt der Jäger Abschnitte mit erhöhtem Wildwechsel ein. Diese werden analysiert und dem Autofahrer per Warnton bereitgestellt. Eine App ersetzt aber nie die eigene Aufmerksamkeit.

Wenn ein Zusammenstoß mit einem Tier unausweichlich ist: stark bremsen und nicht ausweichen. Im Falle einer Kollision soll die Unfallstelle abgesichert und die Polizei benachrichtigt werden. Wildtiere anzufahren ist nicht strafbar, muss aber laut Gesetz gemeldet werden. Verletzte Tiere nicht berühren und nicht vom Unfallort entfernen – denn das gilt als Wilderei.

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