Riesenkrater für Sickeranlage

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Der tiefe Krater am Lagerplatz der Firma Strobl in Frieding Nord hat den Bund Naturschutz aufgeschreckt und im Landratsamt eine Abstimmung erforderlich gemacht. © Bund Naturschutz

Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz nennt die Baumaßnahmen, die aktuell im Gewerbegebiet Frieding Nord durchgeführt werden, ein nicht genehmigtes „Umweltdesaster“. Dabei ist die Maßnahme mit dem Landratsamt abgestimmt. Trotzdem gibt es aktuell einen Baustopp.

Frieding – Der Bund Naturschutz spricht von „Umweltdesaster“, Michael Strobl von Umweltschutz. Auf der Lagerfläche, für deren Nutzung der Friedinger Bauunternehmer 17 Jahre lang gekämpft hat und die der Kreistag erst im Sommer 2022 aus dem Landschaftsschutz herausgenommen hat, entsteht aktuell ein großes Sickerbecken. „Eine Auflage vom Landratsamt für den Umweltschutz“, sagt Strobl im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Bautechnisch sei dies aufwendig, aber um die Fläche als Lagerplatz verwenden zu dürfen, müsse er ein Sickerbecken mit Vorreinigungsanlage bauen. „Jeder muss sich an die Regeln halten“, betont der Unternehmer. Die Maßnahme werde nach Fertigstellung verfüllt und sei dann nicht mehr zu sehen.

Bekanntlich war das Gewerbegebiet Frieding Nord fast zwei Jahrzehnte lang ein heißes Eisen in dem Andechser Ortsteil. Zuletzt war die Herausnahme dieser 1,6 Hektar großen Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet umstritten. Die Firma Strobl nutzte den Bereich schon lange vorher als Lagerfläche. Der Bauantrag für die Errichtung einer Stützwand und einer Lagerfläche ist genehmigt. Ein Erdwall drumherum soll den Lärm dämmen.

Für die wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung von Niederschlagswasser wurde ein Gutachten notwendig. In enger Abstimmung mit der Abteilung für Wasserrecht sei dann die Anlage geplant worden, sagt Andreas Wecker. Er ist Prokurist der Firma Strobl Tiefbau und Planer dieser Anlage. „Wir haben mit unserem beratenden Ingenieurbüro geschaut, wie wir das Wasser umweltgerecht und nachhaltig versickern lassen können. Die Anlage muss auch nachhaltig zu reinigen sein.“ Ergebnis dessen sei gewesen, statt drei kleiner Sickergruben eine große Sickeranlage zu bauen.

Nachdem der Bund Naturschutz nachhakte, wird nun im Landratsamt in Starnberg geprüft, ob eine zusätzliche baurechtliche Genehmigung für diese Anlage notwendig ist. „Wir lassen die Arbeiten im Bereich des Sickerbeckens bis dahin seit Donnerstag freiwillig ruhen“, betont Wecker. „Wir wollen eine schnelle gütliche Einigung.“

Landratsamtssprecher Stefan Diebl bestätigt gegenüber dem Starnberger Merkur eine Baukontrolle und verweist darauf, dass die Stützmauern im Bebauungsplan genehmigt seien. Er sagt aber auch: „Soweit die Firma Strobl bereits mit dem Bau eines Absetz- und Sickerbeckens begonnen hatte, wurde am 18. April der Bau eingestellt, da die Baumaßnahme ohne Abwarten der erforderlichen Genehmigung begonnen wurde.“

Aktuell werde geprüft, ob das geplante Absetzbecken – insbesondere in der erkennbaren Dimension – den Vorgaben des vorhabenbezogenen Bebauungsplans entspricht. Die Baueinstellung wurde am Dienstag erneut durch eine Baukontrolle überprüft. „Die hinsichtlich des Absetz- und Sickerbeckens ausgesprochene Baueinstellung wird aktuell eingehalten“, so Diebl.

Der Bund Naturschutz gehörte zu den Kritikern der Herausnahme der Fläche aus dem Landschaftsschutz. Die laufenden Maßnahmen haben den Vorsitzenden der Kreisgruppe, Günter Schorn, nun aufgeschreckt. „Dort sind Arbeiten für eine bauliche Anlage mit mehr als acht Meter Tiefe im Gange. Dabei ist laut rechtsgültigem Bebauungsplan nur die Nutzung als Lagerfläche und die Abtragung des Oberbodens bis circa 1,50 Meter Tiefe zulässig“, schreibt er. „Die Baumaßnahme in ihrer Größenordnung muss als ein Umweltdesaster bezeichnet werden.“

Dass das Loch auffällt, damit habe er gerechnet, sagt Planer Wecker. „Das ist ein Riesenkrater. Wir mussten ja auch den Arbeitsschutz sicherstellen und deshalb eine Berme in die Böschung einbauen. Das Becken ist sieben Meter tief, aber eine Notwendigkeit, die die Fachbehörde gefordert hat.“ Er hofft auf eine schnelle Klärung. „Der Stillstand der ausführenden Baufirma kostet schließlich viel Geld.“

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