Fachkräftemangel in Deutschland: Vor allem Frauen leiden darunter
In vielen Branchen fehlen die Arbeitskräfte. Eine Studie zeigt nun, dass besonders Frauen vom Fachkräftemangel belastet sind.
Der Arbeitskräftemangel bremst die deutsche Wirtschaft. In vielen Branchen fehlen qualifizierte Fachkräfte. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom März 2024 spüren vor allem Frauen die Arbeitsbelastung, die dadurch entsteht. Demnach sind im Jahr 2023 fünf der zehn Berufe mit dem größten Fachkräftemangel Berufe, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt sind.
Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen: Erziehungsberufe am stärksten betroffen

Laut der Studie des IW fehlen die meisten Fachkräfte in der Kinderbetreuung und Erziehung. 20.000 Arbeitsplätze konnten hier bundesweit nicht besetzt werden. Die Mehrarbeit bleibt an den Frauen hängen. Sie machen nämlich rund 90 Prozent der Beschäftigten in dieser Branche aus. Ähnlich ist es auch in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik, wo der Frauenanteil bei 77 Prozent liegt. Hier stehen rund 19.000 Arbeitsplätze frei. In der Alten- und Krankenpflege sind es zusammengerechnet knapp 33.000 offene Stellen, die nicht besetzt werden konnten.
Die Branchen mit dem größten Fachkräftemangel im Überblick:
- Kinderbetreuung und Erziehung
- Sozialarbeit und Sozialpädagogik
- Bauelektrik
- Gesundheits- und Krankenpflege
- Informatik
- Kraftfahrzeugtechnik
- Altenpflege
- Verkauf
- Elektrische Betriebstechnik
- Elektrotechnik
Frauen leiden besonders unter Fachkräftemangel: Was ist die Lösung?
Für das IW könnte zumindest ein Teil der Lösung darin bestehen, typische Frauen- und Männerberufe für das jeweils andere Geschlecht attraktiver zu machen. Bislang hat dies allerdings nur teilweise funktioniert. In der Gesundheits- und Krankenpflege etwa, einem frauentypischen Beruf, stieg der Männeranteil seit 2014 von 23,2 auf 25,5 Prozent. In der Sozialarbeit sank der Männeranteil sogar: von 25,2 Prozent im Jahr 2014 auf 23 Prozent im Jahr 2023. Auf der anderen Seite gab es Zuwächse des Frauenanteils in einigen männertypischen Berufen. In der Informatikbranche erhöhte sich der Frauenanteil seit 2014 von 14,5 Prozent auf 20,4 Prozent. Auch der Anteil der KFZ-Mechanikerinnen hat sich beinahe verdoppelt und lag 2023 bei fast fünf Prozent.
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Fehlende Arbeitskräfte bleiben weiterhin ein Problem für die deutsche Wirtschaft. Vor allem in der Pflege verschärft sich der Fachkräftemangel zunehmend. Laut Tagesschau.de hat die Bundesregierung bereits im Oktober 2022 eine Fachkräftestrategie beschlossen. Das Maßnahmenpaket enthält Pläne zu mehr Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, flexiblen Übergängen in die Rente und erleichterter Einwanderung.
Fachkräftemangel in Deutschland: Frauenerwerbstätigkeit als großes Potenzial
Wie Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) in seiner Kolumne bei Zeit Online beschreibt, sei die Frauenerwerbstätigkeit das größte Potenzial auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Es bedürfe einer strukturellen Stärkung der Erwerbstätigkeit, um die unzähligen Hürden für Frauen auf dem Arbeitsmarkt aus dem Weg zu räumen. Nur etwa 35 Prozent der Frauen im erwerbstätigen Alter arbeiten demnach in Vollzeit. Die Konsequenz daraus seien geringere Verdienste für Frauen und ein großer Gender-Pay-Gap in Deutschland.