Das Wort „Gott“ darf nicht vorkommen: Tölzer Knabenchor tourt in China

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Im Jahr 2013 war der Tölzer Knabenchor mit seinen Betreuern zum letzten Mal in China. Das Gruppenfoto entstand vor der Großen Mauer. © Archiv

Nach über zehn Jahren geht es für den Tölzer Knabenchor im August wieder nach China. Es wird Konzerte in sieben Großstädten geben. Die Auflagen sind eine Herausforderung. Das Programm wird am 31. Juli in Bad Tölz vorgestellt.

Dem Tölzer Knabenchor steht wieder eine große Konzerttournee bevor: Vom 6. bis 19. August fliegen 23 Kinder und fünf Betreuer nach China. Mit dabei ist Geschäftsführerin Barbara Schmidt-Gaden. „Die Kinder brennen schon dafür“, sagt sie. Auch wenn es anstrengend werde, bei allen Beteiligten sei die Vorfreude groß.

Sieben Konzerte in sieben Großstädten

Geplant sind sieben Konzerte, unter anderem in Peking und in Shanghai. Weil die Entfernungen so groß sind, muss der Chor an jedem Tag zwischen den Auftritten fliegen. Unter den Betreuern ist auch ein ehemaliger Sänger, der Chinesisch spricht. Der Kontakt kam laut Schmidt-Gaden über einen Veranstalter zustande, den das Chorbüro schon von früher kannte. Die Auflagen der Behörden seien sehr groß. So dürfe man in China aus politischen Gründen keine christlich-geistliche Musik aufführen, berichtet Schmidt-Gaden. Nur einmal sei das dem Chor gestattet worden, nämlich als in Shanghai ein Bach-Festival stattfand. „Damals durften wir die h-Moll-Messe singen“, erinnert sich Schmidt-Gaden. Bei einer Tournee wie jetzt sei das aber verboten. Die Vorgaben gingen sogar so weit, dass das Wort „Herr“, also Gott, nicht im Text vorkommen dürfe. Deshalb wurden jetzt Werke ausgesucht, in denen dies nicht der Fall ist. „Wir mussten alle Texte vorher für eine Übersetzung vorlegen“, berichtet sie. Kurios: Bei Volksliedern sei die Antwort gekommen, dass man das Jodeln nicht übersetzen könne. „Da mussten wir erklären, was Jodeln ist“, sagt sie schmunzelnd.

Mischung aus klassischen Werken und bayerischen Volksliedern

Das Programm in China umfasst nun eine Mischung aus klassischen Werken, etwa aus den Opern „Zauberflöte“ und „Hänsel und Gretel“, Tanzlieder von Carl Orff sowie deutsche und bayerische Volkslieder. Außerdem gibt es ein Beatles-Medley. Zu Ehren der Gäste haben die Tölzer Sänger auch ein Volkslied auf Chinesisch einstudiert. Abgesehen vom Konzertprogramm werden die Buben eine Schule besuchen und auf einen Kinderchor treffen.

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In den vergangenen Jahren waren Asien-Tourneen für den Chor stets ein Hype. 2013, als man in China und Japan unterwegs war, waren alle Konzerte und CDs ausverkauft, Autogrammkarten vergriffen. Ob das diesmal auch so sein wird? Schmidt-Gaden ist gespannt. „Man hört schon, dass auch in Asien die Menschen an der Kultur sparen.“ Der Veranstalter wollte auch „nur“ die Knabenstimmen haben, also keine begleitenden Männerstimmen – das hätte die Kosten erhöht. Der Tölzer Chor singt in großen Hallen mit bis zu 3000 Gästen. „Wir hoffen, dass wir überall viele Gäste haben“, sagt Schmidt-Gaden.

Das Tournee-Programm wird der Tölzer Knabenchor bei seinem nächsten Konzert im Kurhaus erstmals vorstellen. Der Auftritt findet am Donnerstag, 31. Juli, um 19.30 Uhr im Kurhaus statt. Eintrittskarten gibt es bei der Tourist-Info.

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