Hersteller begrüßen schwache EU-Abgasnorm - „Schamlose Kapitulation vor der Autoindustrie“– was die Einigung auf Euro 7 bedeutet
Das Europaparlament und die EU-Staaten hatten sich am Montagabend auf eine abgeschwächte Abgasnorm geeinigt. Umweltschützer protestierten, die „Auto-Lobby“ sei zurück.
Ursprünglich sollte die neue Abgasnorm für Fahrzeuge gelten, die ab 2025 neu zugelassen werden. Der nun vereinbarte Kompromiss sieht für Pkw und Kleintransporter ein Inkrafttreten erst 30 Monate nach der abschließenden Verabschiedung durch das Europaparlament und die einzelnen Mitgliedstaaten sowie für Busse und Lastwagen erst vier Jahre nach der endgültigen Verabschiedung vor. VDA-Präsidentin Müller sprach dennoch von einem „ambitionierten“ Zeitplan. Die Einigung sorge aber für Planungssicherheit bei den Herstellern.
Bei den Stickstoffgrenzwerten für Pkw bleiben die neuen Vorschriften auf dem gleichen Niveau wie die geltende Euro-6-Norm. Benziner dürfen demnach weiter 60 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, Diesel-Pkw 80 Milligramm.
Euro-6-Fahrzeuge werden als grünere Euro-7-Autos verkauft
Die Abgasnorm werde es den Herstellern ermöglichen, heutige Euro-6-Fahrzeuge als grünere Euro-7-Wagen zu verkaufen, urteilte Lucien Mathieu, zuständig für die Automobilindustrie bei der Organisation Transport & Environment. „Die Auto-Lobby ist zurück“, erklärte Mathieu weiter und sprach von einer „schamlosen Kapitulation vor der Autoindustrie“.
Herstellerverbände hatten zuvor heftig gegen strengere Abgaswerte protestiert. Auch die nun beschlossene Norm bedeute „erhebliche Herausforderungen“ für die Autobauer, die eigentlich in Alternativen wie Elektroautos investieren müssten, erklärte der europäische Herstellerverband Acea. Der Ausstieg aus dem Verbrennermotor ist in der EU für 2035 beschlossen.
Abgasnorm berücksichtigt auch Feinstaub und Schadstoffe aus Bremsen
Die neue Abgasnorm gilt für alle Fahrzeuge und berücksichtigt erstmals auch Feinstaub und Schadstoffe aus Bremsen und Reifenabrieb sowie Vorschriften für die minimale Lebensdauer von Batterien in Elektroautos. Diese sehen vor, dass Batterien von E-Autos und Hybridfahrzeugen nach acht Jahren beziehungsweise 160.000 Kilometern noch mindestens 72 Prozent ihrer ursprünglichen Ladekapazität haben müssen.
Die Bundesregierung hatte sich in den Verhandlungen auf Druck der Grünen für strengere Abgaswerte eingesetzt, wurde aber überstimmt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) pochte zudem auf eine Berücksichtigung von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, dafür gab es jedoch weder im Parlament noch unter den EU-Ländern eine Mehrheit.